Schluss mit dem "Ping-Pong": Länder wollen neue Gesundheitsfinanzierung
Darauf haben sich die Gesundheitsreferenten bei einer Sitzung am Freitag in Wien geeinigt. Außerdem soll der Ausbildungsschlüssel in der Kinder- und Jugendpsychiatrie geändert und endlich die Psychotherapie auf Krankenschein umgesetzt werden.
Grob gesprochen sind derzeit die Bundesländer für das Spitalswesen zuständig und die Sozialversicherungen für den ambulanten Bereich. Für den Spitalsbereich zahlen die Sozialversicherungen nur einen Pauschalbetrag - dieser wird jährlich valorisiert, wobei sich diese Erhöhung auf das Beitragsaufkommen bezieht.
Die jährlichen Kostensteigerungen würden aber wesentlich höher liegen, so der Salzburger Gesundheitslandesrat Christian Stöckl bei einer Pressekonferenz. "Diesmal werden wir ganz klar verhandeln, dass es eine neue Finanzierungsschiene gibt bzw. dass es eine andere Valorisierung geben muss." Es brauche eine "komplett neue Strukturierung in der Finanzierung unseres Gesundheitssystems."
Hacker will Ende von "Ping-Pong" Spielerei
"Wir wollen eine andere Aufgabenteilung im Dreieck Bund/Länder/Sozialversicherung", meinte auch der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Das permanente Hin- und Hergeschiebe zwischen niedergelassenem und Spitalssektor bzw. zwischen ambulantem und stationärem Bereich wolle man nicht mehr haben. "Wir wollen nicht mehr Ping-Pong spielen auf dem Rücken der Österreicher."
Auch Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) meinte, dass es einen anderen Gesundheitsbegriff brauche. Auch die Abgrenzung "da ambulant - da stationär" könne nicht weiter bestehen. Ein Mangel an niedergelassenem Angebot führe zwangsläufig dazu, dass Menschen in Ambulanzen gehen, wo sie nicht hingehören würden. Er finde es "bemerkenswert", dass die Länder nicht einfach mehr Geld fordern, sondern bereit seien, anstelle von "Detailkosmetik" zu grundlegenden Fragen der Kompetenzverteilung und Geldflüsse zu diskutieren.
Mehr Psychiater für Kinder und Jugendliche
Mit einer anderen Forderung wollen die Länder den Mangel an Fachärzten in der Kinder- und Jugendpsychiatrie bekämpfen. Sie ersuchen den Gesundheitsminister, den Ausbildungsschlüssel auf eins zu vier zu erhöhen (derzeit eins zu zwei). Außerdem sollen "normale" Psychiater durch Zusatzausbildungen auch in der Kinder- und Jugendpsychiatrie praktizieren können.
Psychotherapie auf Krankenschein?
Endlich etwas weitergehen müsse auch bei der Psychotherapie auf Krankenschein, forderte Hacker. Vor 30 Jahren habe man die Krankenversicherungsbeiträge angehoben, um Psychotherapie auf Krankenschein anzubieten. Tatsächlich gebe es seither keinen Abschluss eines allgemeinen Leistungskatalogs - die Refundierung funktioniere in jedem Bundesland anders. "30 Jahren sind genug Zeit, um mit den Sozialversicherungen zu einer Einigung zu kommen."
Erhöhung der Medizin-Studienplätze
Zum wiederholten Mal fordern die Länder außerdem eine Erhöhung der Medizin-Studienplätze (derzeit 1.850). Man könne derzeit wahrscheinlich doppelt so viele Absolventen gebrauchen, so die Kärntner Gesundheitslandesrätin Beate Prettner (SPÖ). Außerdem sollten die Medizin-Unis die Aufnahmetests anders gestalten - derzeit liege der Schwerpunkt auf dem naturwissenschaftlichen Bereich. Demgegenüber müsse der soziale Aspekt aufgewertet werden.
Zusammenfassung
- Darauf haben sich die Gesundheitsreferenten bei einer Sitzung am Freitag in Wien geeinigt.
- Außerdem soll der Ausbildungsschlüssel in der Kinder- und Jugendpsychiatrie geändert und endlich die Psychotherapie auf Krankenschein umgesetzt werden.
- Grob gesprochen sind derzeit die Bundesländer für das Spitalswesen zuständig und die Sozialversicherungen für den ambulanten Bereich.