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Roma-Denkmal für Rosenkranz "längst überfällig"

08. Apr. 2025 · Lesedauer 4 min

Die Errichtung eines Denkmals zur Erinnerung an die im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Roma und Sinti ist für Nationalratspräsident Walter Rosenkranz (FPÖ) "ein längst überfälliger Schritt". "Ich hoffe sehr, dass die laufende Standortsuche bald zu einem guten Ergebnis führt", sagte der Freiheitliche in seiner Eröffnungsrede der Veranstaltung zum Internationalen Roma-Gedenktag im Parlament. Zuvor hatte es abermals Kritik an Rosenkranz' Teilnahme gegeben.

"Entscheidend ist, dass am Ende ein Ort entsteht, der der Bedeutung dieses Gedenkens gerecht wird - würdevoll, sichtbar und in Abstimmung mit der Volksgruppe", äußerte sich Rosenkranz zum bereits seit Jahren angedachten Denkmal für die von den Nazis ermordeten Roma und Sinti. "Als Präsident des Nationalrates unterstütze ich dieses Vorhaben mit voller Überzeugung - weil es um mehr geht als ein Denkmal", so der Nationalratspräsident.

Zuvor hatte Rosenkranz die Grabschändungen in Wien verurteilt, von denen Ruhestätten der Angehörigen der Volksgruppe, darunter auch Holocaust-Überlebende, betroffen sind: "Diese Taten sind mehr als bloßer Vandalismus - sie sind gezielte Angriffe auf die Erinnerung, auf die Würde Verstorbener, auf das Selbstverständnis unseres demokratischen Zusammenlebens. Wer Gräber schändet, zerstört nicht nur Stein - er trifft das Herz einer Gemeinschaft. Und er trifft uns alle."

Die diesjährige Veranstaltung im Parlament stand aber vor allem im Zeichen des Attentats auf Roma in Oberwart vor 30 Jahren. "Es war der folgenschwerste Anschlag einer menschenverachtenden Briefbomben-Serie", so der Nationalratspräsident über das "besonders hinterhältige Attentat". Heute stelle sich die Frage nach dem Vermächtnis von Oberwart. "Welche Lehren haben wir gezogen? Und wie begegnen wir dem noch immer vorhandenen Antiziganismus in unserer Gesellschaft?"

"Ich sehe es als meine Aufgabe, nicht nur die Rechte der anerkannten Volksgruppen zu wahren, sondern auch aktiv zu ihrer Sichtbarkeit beizutragen. Und Sichtbarkeit hat auch mit zukünftiger Sicherheit zu tun", betonte der Nationalratspräsident. Die Roma und Romnja in Österreich hätten einen schweren Weg hinter sich, geprägt von Diskriminierung, Verfolgung und Ausgrenzung bis hin zum Völkermord im Nationalsozialismus." Umso mehr sei es "gemeinsame Verantwortung", der Volksgruppe mit Respekt, Offenheit, Anerkennung und Unterstützung zu begegnen.

Volksgruppenbeirat

"Das schmerzhafte Beispiel Oberwart zeigt uns, wie real die Gefahren von Rassismus und Antiziganismus sind", betonte Claudia Plakolm, Ministerin für die Volksgruppen, in einer Videobotschaft. Eigentlich sollte der internationale Roma-Tag ein Festtag sein - angesichts des Jahrestages von Oberwart sei dieser aber ein Gedenktag. Viel zu oft werde im Zusammenhang mit dem Bombenanschlag der Mörder Franz Fuchs genannt, selten die Ermordeten - Josef Simon, Karl Horvath, Erwin Horvath und Peter Sarközi -, so Plakolm. Das Attentat sei eine Mahnung, damals wie heute.

"Gewaltakte gegen Roma gibt es noch immer, auch in Österreich", betonte der Vorsitzende des Volksgruppenbeirates der Roma, Emmerich Gärtner-Horvath. Er erinnerte auch daran, dass vor 30 Jahren zuerst einmal niemand bei der Polizei und in der Politik öffentlich von einem rechtsextremen Attentat ausgegangen sei, "sofort war die Rede von einer blutigen Fehde". Schließlich kam es doch zu Fortschritten in der Volksgruppenpolitik. "Unterstützen Sie weiterhin diese wichtige Volksgruppenarbeit", bat Gärtner-Horvath vor allem die politischen Verantwortungsträger. Nur so könnten alte Klischeebilder verschwinden.

Grüne vermissen echte Gleichstellung

Angehörige der Volksgruppe seien bis heute struktureller Diskriminierung in nahezu allen Lebensbereichen ausgesetzt, hatte Olga Voglauer, bereits zuvor in einer Aussendung betont. Von echter Gleichstellung könne keine Rede sein. Die Keynote bei der Veranstaltung im Parlament hielt die Psychotraumatologin Brigitte Lueger-Schuster. Sie ging auf das kollektive Trauma innerhalb der Volksgruppe durch die Verbrechen der Nationalsozialisten ein. Im Publikum war auch der ehemalige Polizist Theo Kelz, der einen Bombenanschlags von Fuchs überlebt hat.

Zusammenfassung
  • Nationalratspräsident Walter Rosenkranz bezeichnet die Errichtung eines Denkmals für die im Nationalsozialismus verfolgten Roma und Sinti als 'längst überfällig' und hofft auf eine baldige Standortentscheidung.
  • Die Veranstaltung im Parlament erinnert an das Attentat auf Roma in Oberwart vor 30 Jahren, das als folgenschwerster Anschlag einer menschenverachtenden Briefbomben-Serie gilt.
  • Olga Voglauer kritisiert die anhaltende strukturelle Diskriminierung der Roma und Romnja in Österreich und betont das Fehlen echter Gleichstellung.