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Panik bei den Demokraten: Wer Biden ersetzen könnte

Nach der ersten Debatte zwischen Joe Biden und Donald Trump vor der US-Wahl im kommenden Herbst gibt es ein bestimmendes Thema: Die extrem schwache Leistung des US-Präsidenten. Bei den Demokraten herrscht Panik - wer könnte ihn ersetzen?

"Niemand hat von Joe Biden eine Meisterleistung im Debattieren erwartet, aber niemand hat diesen Reinfall erwartet", sagte ein hochrangiger Berater von Spitzenvertretern der Demokraten zu "Politico". Für viele Anhänger der Demokraten sitzt der Schock nach der ersten Debatte der beiden Kandidaten um das Amt des US-Präsidenten tief.

Schon im vergangenen Wahlkampf 2020 nannte Donald Trump seinen Kontrahenten gerne und oft "Sleepy Joe" - die vergangenen vier Jahre sind an dem mittlerweile 81-jährigen US-Präsidenten nicht spurlos vorbeigegangen. "Er war schlecht in der Botschaft, schlecht in der Substanz, schlecht im Kontern, schlecht in der Präsentation, schlecht im Nonverbalen. Es gab keinen Lichtblick in dieser Debatte für ihn. Der einzige Lichtblick ist, dass dies im Juni und nicht im Oktober geschah", urteilte der Berater. 

Doch wie geht es jetzt weiter? Wenn man den Umfragen glaubt, stehen die Demokraten unter Druck - geholfen hat die Debatte vor allem den Kritikern und Gegnern von Biden. Die Rufe, Biden doch noch zu ersetzen, werden immer lauter - doch welche Kandidat:innen kämen dafür in Frage?

Kamala Harris (Vizepräsidentin)

Die naheliegendste Option für viele Beobachter:innen wäre die demokratische Vizepräsidentin Kamala Harris. Schon 2020 bewarb sich die ehemalige Senatorin von Kalifornien im demokratischen Vorwahlkampf. Der startete auch gut - dann verlor ihre Kampagne jedoch an Fahrt. 

Als Bidens Vize zog sie schließlich ins Weiße Haus ein. Nicht wenige vermuteten, dass sie die vier Jahre im Amt nutzen wird, um sich in Position zu bringen, um Biden zu beerben - Fehlanzeige. Sie machte lange eine unauffällige Figur, sollte sich etwa um die Migrationskrise an der Südgrenze kümmern. Doch das ging eher nach hinten los - mit dem Thema punkten derzeit vor allem die Republikaner. 

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In den vergangenen Monaten übernahm die 59-jährige Harris jedoch immer mehr Aufgaben. Zum Abtreibungsrecht äußert sie sich wiederholt - für viele Wähler:innen ein zentrales Thema. Auch im Konflikt zwischen Israel und Palästina bezieht sie deutlicher Stellung und setzt sich dabei für mehr Beachtung der palästinensischen Seite ein. 

Im Februar ermittelte das Emerson College in einer Umfrage, dass Harris Trump mit 46 zu 43 Prozent unterliegen würde. 

Video: Analyse des ersten Duells zwischen Biden und Trump

Gavin Newsom (Gouverneur von Kalifornien)

Schlechter sieht es in den Umfragen für den kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom aus. Im Februar kam Trump in einer Umfrage gegen ihn auf 46, Newsom nur auf 36 Prozent. Im März prognostizierte Rasmussen Reports sogar 51 Prozent für Trump und nur 34 für Newsom. 

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Newsom mischte sich immer wieder in die nationale Politik ein und zettelte auch eine Fehde mit Ron DeSantis an, seinem republikanischen Amtskollegen aus Florida, als der noch als möglicher Präsidentschaftskandidat der Republikaner gehandelt wurde. "Er bringt sich in Stellung", stellten Beobachter fest. 

Newsom profiliert sich damit, dass Kalifornien die niedrigste Kriminalitätsrate seit 50 Jahren hat, außerdem positioniert er sich "Pro Choice", als für Abtreibungsrechte. Er stärkte nach der Debatte Biden aber auch den Rücken. "Ich werde Präsident Biden niemals in den Rücken fallen. Ich kenne keinen Demokraten in meiner Partei, der das tun würde", sagte er. 

Mit seinem schlechten Beliebtheitswerten würde er aber wohl ohnehin keine Alternative zu Trump darstellen. 

Gretchen Whitmer (Gouverneurin von Michigan)

Auch Michigans Gouverneurin Gretchen Whitmer wird immer wieder als mögliche Kandidatin gehandelt. In der Emerson-Umfrage aus dem Februar kommt sie gegen Trump allerdings noch weniger gut an. Sie kommt auf 33 Prozent, Trump auf 45. 

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Sie ist immer wieder Ziel von Angriffen aus dem rechten Lager. Gegen die von ihr verhängten Covid-Maßnahmen im Frühling 2020 wurde in Michigan protestiert, sie wurde gar mit Hitler gleich gesetzt, "Heil Whitmer" war auf Plakaten zu lesen. 

Projekte und Aktionen aus ihrer Amtszeit sorgten national für Schlagzeilen. Sie stellte das Streikrecht für Gewerkschaften in ihrem Bundesstaat wieder her. Die United Auto Workers erzielten daraufhin einen der höchsten Tarifabschlüsse der vergangenen Jahrzehnte. 25 Prozent mehr Lohn gab es bei Ford nach Streiks - auch bei Stellantis (ehemals Chrysler) und General Motors wurde gestreikt. 

Nachdem der Supreme Court das Abtreibungsrecht gekippt hatte, hielt Whitmer es mit einer Klage de facto am Leben. "Legt euch nicht mit amerikanischen Frauen an; wir sind stark und wir wehren uns und wir gewinnen", sagte sie damals. 

Josh Shapiro (Gouverneur von Pennsylvania)

Für manche ist Pennsylvanias Gouverneur Josh Shapiro zu glatt oder zu langweilig, doch genau das könnte ihm in die Karten spielen.

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Er kommt nämlich auch bei Trump-Wählern überraschend gut an. Der "Philadelphia Inquierer" berichtete, dass mehr als ein Drittel der Trump-Wähler in Pennsylvania Shapiro unterstützen würden. Shapiro ist in seinem Bundesstaat auch deutlich beliebter als Biden. Und der könnte als einer der knappsten Swing States eine zentrale Rolle beim Ausgang der US-Wahl spielen. 

Der 50-Jährige gilt im Vergleich zu den anderen noch als politisch recht unerfahren. Von seinen Wahlversprechen konnte er bisher noch keine großen einlösen. Für das Präsidentenamt hat er aber auch noch Zeit. Bei einer erfolgreichen Wiederwahl könnte er noch bis 2031 Gouverneur von Pennsylvania bleiben. Die Wahl 2024 käme für ihn wohl zu früh.

Michelle Obama

Für viele der Wunschtraum, den sie selbst aber schon mehrfach ausschloss: Michelle Obama, die Ehefrau von Ex-Präsident Barack. Sie hat gute Beliebtheitswerte, zudem ist sie der breiten Wählerschaft schon bekannt. Doch auch Obama hätte keine Chance, Trump zu schlagen, ergab eine Umfrage im März. 

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Und sie selbst hat augenscheinlich ohnehin kein Interesse daran. "Wie die ehemalige First Lady Michelle Obama im Laufe der Jahre mehrfach zum Ausdruck gebracht hat, wird sie nicht für das Präsidentenamt kandidieren", sagte Crystal Carson, die Kommunikationsleiterin des Büros von Frau Obama, gegenüber NBC News.

ribbon Zusammenfassung
  • Nach der ersten Debatte zwischen Joe Biden und Donald Trump vor der US-Wahl im kommenden Herbst gibt es ein bestimmendes Thema: Die extrem schwache Leistung des US-Präsidenten.
  • Bei den Demokraten herrscht Panik - wer könnte ihn ersetzen?
  • Ranghafte Namen stehen zur Debatte, doch keiner von ihnen kann Trump das Wasser reichen, wenn es nach den Umfragen geht.