Massiver russischer Raketenangriff auf Stromnetz der Ukraine
Bei den russischen Angriffen wurden der ukrainischen Luftwaffe zufolge 35 Raketen und 46 Drohnen abgefangen. Zum Standort der beschädigten Wärmekraftwerke machte der Energieversorger DTEK keine Angaben, erklärte aber, die beiden Anlagen seien "schwer beschädigt". Im Onlinedienst Telegram erklärte das Unternehmen weiter, es habe sich um den sechsten Großangriff auf DTEK-Wärmekraftwerke seit Mitte März gehandelt.
Der ukrainische Energieminister Herman Haluschtschenko erklärte, Energieanlagen in den Regionen Donezk, Dnipropetrowsk, Kirowohrad, Saporischschja und Iwano-Frankiwsk seien attackiert worden. Die Region Iwano-Frankiwsk liegt nur wenige Dutzend Kilometer von der Grenze zu den EU-Mitgliedstaaten Polen, Slowakei, Ungarn und Rumänien entfernt. Aufgrund der Angriffe sei mit Stromausfällen zu rechnen, fügte Haluschtschenko an.
Präsident Wolodymyr Selenskyj bekräftigte seine Forderung nach mehr Unterstützung der westlichen Verbündeten der Ukraine bei der Luftabwehr. "Russlands Hauptziel ist es, den Terror zu normalisieren und den Mangel an Luftabwehr und Entschlossenheit der Partner der Ukraine auszunutzen", erklärte er in Onlinenetzwerken. Das russische Verteidigungsministerium sprach am Samstag von einer "Reihe von Angriffen mit Langstrecken-Präzisionswaffen". Dabei seien Energieanlagen getroffen worden, die "die Arbeit von Unternehmen des militärisch-industriellen Komplexes unterstützen". Die Angriffe seien eine "Antwort auf die Versuche des Kiewer Regimes, russische Energie- und Transportinfrastruktur zu beschädigen".
In der Stadt Balaklija im Gebiet Charkiw gab es unterdessen zwölf Verletzte durch Treffer in Wohnhäusern, darunter acht Kinder. Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe hat Russland dabei Raketen und Marschflugkörper sowie Drohnen eingesetzt. Die Marschflugkörper wurden dabei teilweise weit hinter der Grenze von russischen strategischen Bombern des Typs Tu-95 im Gebiet Saratow oder über dem Kaspischen Meer abgefeuert.
Die Attacke ist Teil der von Russland systematisch betriebenen Zerstörung der ukrainischen Energieversorgung. In den vergangenen zwei Jahren hat das russische Militär bereits Stromkapazitäten von rund 8.000 Megawatt in der Ukraine vernichtet. Ziel ist es, den Widerstandswillen auch der Zivilbevölkerung im Nachbarland zu brechen. Wegen der ständigen russischen Angriffe gibt es häufig flächendeckend Stromausfälle. Zudem musste Kiew gerade das zweite Mal seit Kriegsbeginn die Strompreise erhöhen.
Zusammenfassung
- Russland hat in der Nacht auf Samstag mit 53 Raketen und 47 Kampfdrohnen schwere Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur durchgeführt, wobei zwei Wärmekraftwerke schwer beschädigt wurden.
- Die ukrainische Luftwaffe konnte 35 Raketen und 46 Drohnen abfangen, dennoch kam es in mehreren Regionen zu Stromausfällen.
- In der Stadt Balaklija im Gebiet Charkiw wurden zwölf Menschen, darunter acht Kinder, bei den Angriffen verletzt.