Israel griff rund 400 Ziele im Libanon an
"Angesichts der Unvorhersehbarkeit des anhaltenden Konflikts zwischen der Hisbollah und Israel und der kürzlichen Explosionen im gesamten Libanon, auch in Beirut, rät die US-Botschaft US-Bürgern dringend, den Libanon zu verlassen, während es noch kommerzielle Optionen gibt", teilte das US-Außenministerium am Samstag mit.
Das österreichische Außenministerium hat die österreichischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger bereits im August zum Verlassen des Libanon aufgefordert.
400 Ziele attackiert
"Im Verlauf der vergangenen Stunde haben wir einen umfassenden Angriff im Südlibanon lanciert, nachdem wir Vorbereitungen der Hisbollah für einen Beschuss des israelischen Territoriums erkannt hatten", sagte Hagari.
Bereits zuvor am Samstag hatte die Armee mitgeteilt, tausende Raketenabschussrampen im Süden des Libanon zerstört zu haben. Sie hätten "für den sofortigen Abschuss in Richtung des israelischen Territoriums" bereitgestanden.
Seit dem Nachmittag seien rund 400 Ziele attackiert worden, darunter einsatzbereite Raketenabschussrampen sowie "terroristische Infrastruktur" in mehreren Gebieten im Südlibanon, teilte die Armee am späten Abend mit.
Aus dem Libanon waren im Tagesverlauf nach israelischen Militärangaben Dutzende Geschosse Richtung Nordisrael abgefeuert worden. Die Hisbollah feuerte eigenen Angaben zufolge Dutzende Raketen auf den israelischen Luftwaffenstützpunkt Ramat David im Norden des Landes ab. Das israelische Militär teilte mit, es habe die Raketen abgefangen.
Ranghohe Hisbollah-Kommandanten getötet
Nach israelischen Medienberichten gab es Einschläge im Norden Israels. In Kiryat Bialik nahe der Hafenstadt Haifa seien zwei Häuser getroffen worden, berichtete die Nachrichtenseite ynet. Auch in Haifa selbst gab es Raketenalarm. Der Rettungsdienst Magen David Adom teilte mit, drei Menschen seien bei den Angriffen verletzt worden. Mehrere weitere hätten einen Schock erlitten.
Erst am Freitag hatte Israel einen ranghohen Kommandanten der pro-iranischen Miliz im nördlichen Nachbarland getötet. Dem Angriff auf einen südlichen Vorort von Beirut fielen neben Ibrahim Aqil mindestens 15 weitere Hisbollah-Kämpfer zum Opfer.
Wie die Hisbollah mitteilte, wurde auch der zu Aqils Eliteeinheit Radwan gehörende Kommandant Ahmed Wahbi getötet. Wahbi leitete demnach die militärischen Operationen der Radwan-Einheit zur Unterstützung der radikalislamischen Hamas zwischen dem 7. Oktober und dem Jahresbeginn.
Das libanesische Gesundheitsministerium sprach am Samstag von 37 Toten bei dem Angriff, darunter drei Kinder und sieben Frauen.
Video: Großangriff der Hisbollah auf Israel
Israel wolle keine Eskalation
Nach der Tötung von Aqil versicherte die israelische Armee am Freitag, dass sie keine Ausweitung des Konflikts im Libanon anstrebe. "Wir zielen nicht auf eine breite Eskalation in der Region ab", sagte Armeesprecher Hagari vor Journalisten.
Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant schrieb unterdessen im Onlinedienst X, die "Feinde" Israels hätten keinen "Zufluchtsort" mehr.
Am Dienstag und Mittwoch waren im Libanon bereits hunderte Pager und Walkie-Talkies der Hisbollah-Miliz gleichzeitig explodiert. Bei den in zwei Wellen erfolgten Explosionen, die Israel zugeschrieben werden, wurden nach aktuellen Angaben 39 Menschen getötet und rund 3.000 weitere verletzt.
Zusammenfassung
- Die israelische Armee führte massive Luftangriffe gegen die Hisbollah im Südlibanon durch, wobei Dutzende Kampfflugzeuge beteiligt waren.
- Die USA und Österreich forderten ihre Staatsbürger auf, den Libanon zu verlassen, da die Spannungen weiter eskalieren.
- Israel zerstörte tausende Raketenabschussrampen im Südlibanon, die für Angriffe auf israelisches Territorium vorbereitet waren.
- Ein ranghoher Hisbollah-Kommandant, Ibrahim Aqil, wurde bei einem israelischen Angriff getötet, was zu einer weiteren Eskalation der Spannungen führte.
- Seit dem 8. Oktober steht Israels Norden unter Dauerbeschuss durch die Hisbollah, was zu zehntausenden Binnenflüchtlingen auf beiden Seiten der Grenze führte.