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Kiew: Angriff auf Krim war erster Vorgeschmack auf Gegenoffensive

Der Drohnenangriff auf die von Russland annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim am Samstag hat nach Darstellung des ukrainischen Militärs der Vorbereitung auf die geplante Gegenoffensive gedient.

"Die Unterwanderung der feindlichen Logistik ist eines der Vorbereitungselemente für die mächtigen Aktivhandlungen unserer Verteidigungskräfte, über die wir schon seit langem sprechen", hieß es seitens des Südkommandos der ukrainischen Armee am Sonntag.

"Diese Arbeit bereitet die groß angelegte Offensive vor, auf die alle warten", wurde im ukrainischen Fernsehen mitgeteilt. Infolge des Drohnenangriffs war in der Krim-Hafenstadt Sewastopol Samstag früh ein großes russisches Treibstofflager in Brand geraten. Tote und Verletzte gab es russischen Angaben zufolge nicht. Auch zivile Objekte seien nicht zu Schaden gekommen. Nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdienstes hingegen wurden zehn Öltanks zerstört. Konkret hat Kiew die Verantwortung für den Angriff nicht übernommen. Es hieß allerdings aus dem ukrainischen Militärgeheimdienst, solche Explosionen würden weitergehen.

Russland behauptet Einnahme von vier Bachmut-Stadtteilen

Im Osten der von Russland angegriffenen Ukraine halten die schweren Kämpfe um Bachmut an. Russische Truppen hätten vier weitere Teile der Stadt eingenommen, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau, Igor Konaschenkow, am Sonntag. Unabhängig überprüft werden konnte das zunächst nicht.

 

Bachmut wird seit Monaten gemeinsam von der russischen Armee und der Söldnertruppe Wagner angegriffen. Inzwischen kontrollieren die Angreifer eigenen Angaben nach rund 85 Prozent des Stadtgebietes. Die ukrainische Führung beharrt auf dem Halten der inzwischen weitgehend zerstörten Stadt und begründet dies mit den hohen Verlusten der angreifenden Truppen, die so zermürbt würden.

Selenskyj wirft russischer Führung und Soldaten Kriegsverbrecher vor

In der westrussischen Grenzregion Brjansk wurden nach offiziellen Angaben vier Menschen durch Beschuss aus der Ukraine getötet. Das schrieb der Gouverneur der Region Brjansk, Alexander Bogomas, in der Nacht auf Sonntag in seinem Telegram-Kanal. Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj machte unterdessen Samstagabend in seiner täglichen Videoansprache neben Russlands Führung auch russische Soldaten für Kriegsverbrechen in seinem Land verantwortlich.

"Ihr seid alle Terroristen und Mörder"

In Brjansk hätten darüber hinaus die ukrainischen Streitkräfte in dem Dorf Susemka ein Wohnhaus zerstört und zwei weitere Häuser beschädigt. Nach Angaben des Regionalgouverneurs wurden dabei vier Menschen getötet. Russland, das vor mehr als 14 Monaten den Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine begonnen hatte, beklagt immer wieder Beschuss auch auf dem eigenen Staatsgebiet.

Selenskyj erklärte in seiner Videoansprache: "Nicht nur die Befehlshaber, sondern ihr alle, ihr seid alle Terroristen und Mörder und ihr alle müsst bestraft werden." Jeder, der Raketen steuere und abfeuere, der Flugzeuge und Schiffe für den Terror warte, sei mitschuldig an den Toten des Kriegs.

Hintergrund war unter anderem der Raketenangriff auf die Stadt Uman, bei dem am Freitag 23 Menschen ums Leben gekommen waren. Darunter waren nach Angaben Selenskyjs auch sechs Minderjährige. Jeder, der solche Raketenangriffe vorbereite, müsse wissen, dass er mitschuldig am Tod von Zivilisten sei, betonte der ukrainische Staatschef.

Neuer tschechischer Präsident besucht Dnipro

Der neue tschechische Präsident Petr Pavel besuchte derweil am zweiten Tag seiner Ukraine-Reise die zentrale Millionenstadt Dnipro. Dort sprach er mit örtlichen Vertretern über die Wiederaufbaupläne für die Region, wie mitreisende Journalisten am Samstag berichteten. Pavel signierte eines der selbstfahrenden Geschütze, die sein Land an die Ukraine liefert, mit den Worten "Russen, geht nach Hause, bevor es zu spät ist", wie Ukrinform unter Berufung auf eine Twitter-Nachricht meldete.

Zugleich drückte er seine Unterstützung für die ukrainischen Verteidiger aus. "Wir sind mit euch. Ihr werdet eure Gefallenen rächen, ihr werdet eure Freiheit wiedererlangen", betonte der tschechische Präsident. Der ehemalige NATO-General merkte demnach auch an, dass er das Gefühl kenne, wenn eine Einheit an die Front gehe und "man mit ihnen gehen will, ein Beispiel sein will". "Als Kommandant habe ich meine Soldaten immer unterstützt. Das ist nicht mehr meine Rolle. Ich bin gekommen, um euch Mut zuzusprechen", so der tschechische Präsident.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Drohnenangriff auf die von Russland annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim am Samstag hat nach Darstellung des ukrainischen Militärs der Vorbereitung auf die geplante Gegenoffensive gedient.
  • "Diese Arbeit bereitet die groß angelegte Offensive vor, auf die alle warten", wurde im ukrainischen Fernsehen mitgeteilt.
  • Im Osten der von Russland angegriffenen Ukraine halten die schweren Kämpfe um Bachmut an.