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Trumps Kandidat Hegseth will trotz Kritik an Pentagon-Spitze

Der vom designierten US-Präsidenten Donald Trump als Verteidigungsminister nominierte Pete Hegseth will trotz Kritik aus dem Kongress an die Spitze des Pentagons. "Ich mache das für die Kämpfer, nicht für die Kriegstreiber", schrieb der Kriegsveteran und Moderator von Fox News, am Mittwoch auf X. Zuvor hatte das "Wall Street Journal" (WSJ) berichtet, dass Trump nun offenbar den Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, als US-Verteidigungsminister nominieren könnte.

Hegseths Nominierung wackelt, weil sich die Anschuldigungen über sein Privat- und Berufsleben häufen. Einflussreiche Trump-Verbündete sind zunehmend der Meinung, dass Hegseth der falsche Kandidat sein könnte, berichtete das WSJ unter Berufung auf mit den Gesprächen vertraute Personen. Hegseth bräuchte die Unterstützung der Republikaner im Senat, um für den Posten bestätigt zu werden. Trumps Büro sowie ein Sprecher von DeSantis reagierten zunächst nicht auf Anfragen um eine Stellungnahme.

Ron DeSantis, der seine Kandidatur für die republikanische Präsidentschaftskandidatur gegen Trump verlor, stand dem WSJ zufolge bereits auf einer früheren Liste möglicher Kandidaten für das Amt des Verteidigungsministers. Trump habe sich aber für Hegseth entschieden. Laut der Zeitung könnte Trump sich auch gegen DeSantis entscheiden und eine andere Person wählen, falls Hegseths Nominierung scheitert.

Der Moderator von Fox-News, einem Trump gewogenen TV-Sender, ließ auf "X" wissen, die linken Kräfte im Land würden sich vor Trump fürchten - und vor ihm. "Also diffamieren sie mit erfundenen, anonymen Quellen und Geschichten voller Unsinn. Sie wollen keine Wahrheit", warf er seinen Gegnern vor.

Bis zu sechs republikanische Senatoren hätten ernsthafte Zweifel an der Eignung des 44-Jährigen, berichtete der Sender NBC News am Mittwoch. Unter den Kritikern sei auch der Senator Lindsey Graham, einer der treuesten Trump-Verbündeten.

Einige Medienberichte über Hegseth seien "sehr beunruhigend", sagte Graham dem Sender CBS News. Selbstverständlich bekomme der 44-Jährige die Gelegenheit, sich zu verteidigen, "aber einige dieser Dinge werden schwierig werden".

Hegseth werden unter anderem Alkoholmissbrauch sowie sexuelle Gewalt gegen eine Frau im Jahr 2017 vorgeworfen. Nach Informationen der "Washington Post" zahlte Hegseth einen Betrag in unbekannter Höhe an die Frau, um eine Klage und einen Prozess zu verhindern.

Befeuert wurden die Vorwürfe durch eine E-Mail seiner Mutter aus dem Jahr 2018, in der sie ihrem zum dritten Mal verheirateten Sohn vorgeworfen hatte, Frauen routinemäßig schlecht zu behandeln. Hegseth selbst sagte am Mittwoch dem Sender CBS, Trump habe ihm in der Früh Rückendeckung gegeben und gesagt, er solle weiter kämpfen. Dies werde er tun.

Hegseth ist auch in der Kritik wegen seiner Tätowierungen mit Symbolen und Parolen aus dem Mittelalter, die in den vergangenen Jahren in großem Stil von weißen Rassisten und Neonazis verwendet wurden. Bei der Vereidigung von Joe Biden im Jänner 2021 wurde Hegseth wegen Sicherheitsbedenken aus dem Korps der Nationalgarde entfernt.

Als Chef des Pentagon stünde Hegseth, der praktisch über keine Regierungserfahrung verfügt, an der Spitze einer Militärverwaltung mit 3,4 Millionen Soldaten und zivilen Mitarbeitern sowie einem Jahresbudget von mehr als 850 Milliarden Dollar (806,6 Milliarden Euro). Zum Lebenslauf des einstigen Soldaten gehören Kampferfahrungen in Afghanistan und im Irak, in der Nationalgarde stieg er bis zum Rang eines Majors auf.

Um ernannt zu werden, benötigt Hegseth die Zustimmung des Senats, in dem die Republikaner bei der Wahl am 5. November die Mehrheit zurückerobert haben. Allerdings könnte dort eine kleine Zahl von Abweichlern dazu führen, dass die nötige einfache Mehrheit der Stimmen verfehlt wird.

Trump musste bereits den Rückzug seines Wunschkandidaten Matt Gaetz für den Posten des Justizministers hinnehmen. Auch dem Rechtsaußenpolitiker Gaetz wurde fehlende Erfahrung vorgehalten, aber vor allem vielfaches Fehlverhalten als Kongressabgeordneter.

ribbon Zusammenfassung
  • Pete Hegseth, Trumps Kandidat für den Verteidigungsministerposten, sieht sich schweren Vorwürfen ausgesetzt, darunter Alkoholmissbrauch und sexuelle Gewalt. Er zahlte eine unbekannte Summe, um rechtliche Schritte zu vermeiden.
  • Hegseths Nominierung steht auf der Kippe, da sechs republikanische Senatoren, darunter Lindsey Graham, Zweifel an seiner Eignung äußern. Der Senat, in dem die Republikaner die Mehrheit haben, muss seine Nominierung bestätigen.
  • Ron DeSantis könnte als Alternative für den Posten des Verteidigungsministers in Betracht gezogen werden, sollte Hegseths Nominierung scheitern. Trump hatte zuvor bereits den Rückzug von Matt Gaetz für einen Ministerposten akzeptieren müssen.