Groß-Demo in Brasilien zur "Verteidigung der Demokratie"
Auch an Universitäten anderer Städte wie Rio de Janeiro und Brasília fanden Demonstrationen statt. Der Präsident bezeichnet das rein elektronische Wahlsystem des Landes immer wieder als Quelle für Manipulation, ohne dafür Beweise vorzulegen. Viele Brasilianer befürchten, dass Bolsonaro das Ergebnis der Präsidentenwahl im Oktober nicht anerkennen könnte. Er liegt in Meinungsumfragen hinter seinem Herausforderer, dem linksgerichteten Ex-Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva.
"Nach 200 Jahren Unabhängigkeit in Brasilien sollten wir über unsere Zukunft nachdenken", stattdessen "konzentrieren wir uns darauf, Rückschritte zu verhindern", sagte der Rektor der Universität von São Paulo, Carlos Gilberto Carlotti Junior, zu Beginn eines Treffens von hunderten Akademikern, Geschäftsleuten, Gewerkschaftern und Mitgliedern der Zivilgesellschaft.
Draußen auf dem Campus waren einige Demonstrierende als elektronische Wahlmaschinen verkleidet - die von Bolsonaro immer wieder kritisiert werden. "Unser Präsident hat bereits angedeutet, dass er tun wird was möglich ist, um die Wahlen zu verhindern", sagte die Architektin Sabrina Cunha der Nachrichtenagentur AFP. Sie sei in der Studierendenbewegung während der brasilianischen Militärdiktatur von 1964 bis 1985 gewesen, fügte sie hinzu. "Ich weiß, was uns erwartet."
Mehr als 950.000 Menschen landesweit haben bereits eine Petition zur "Verteidigung des demokratischen Rechtsstaats" unterschrieben, die seit zwei Wochen online ist. In dem Text, in dem Bolsonaro nicht namentlich genannt wird, heißt es: "Wir erleben einen Moment großer Gefahr für die demokratische Normalität, ein Risiko für die Institutionen, mit Unterstellungen, das Wahlergebnis nicht zu respektieren."
Auch mehrere von Bolsonaros Konkurrenten bei der Wahl haben ihre Unterschrift unter die Petition gesetzt, darunter Ex-Präsident Lula. "Unser Land war einmal souverän und respektiert. Wir müssen es zurückholen", schrieb er am Donnerstag auf Twitter.
Bolsonaro hatte die Bewegung in den vergangenen Tagen immer wieder angegriffen. "Man muss keinen kleinen Brief unterschreiben, um ein Demokrat zu sein", erklärte er.
Zusammenfassung
- In Brasilien sind am Donnerstag tausende Menschen zur "Verteidigung der Demokratie" auf die Straßen gegangen.
- Die Proteste in São Paulo richteten sich vor allem gegen die Angriffe des rechtsradikalen Präsidenten Jair Bolsonaro auf das Wahlsystem in dem südamerikanischen Land.
- Mehr als 950.000 Menschen landesweit haben bereits eine Petition zur "Verteidigung des demokratischen Rechtsstaats" unterschrieben, die seit zwei Wochen online ist.