Festnahme mehrerer Teilnehmer nach Nawalny-Beerdigung
Polizisten sollen die Frau ausfindig gemacht haben, weil eine Videokamera einfing, wie sie bei der Trauerveranstaltung die Worte "Gerojam Slawa" ("Ruhm den Helden") rief, die Unterstützung mit der von Russland angegriffenen Ukraine ausdrücken. Später wurde sie laut Ovd-Info zu einer Geldstrafe verurteilt.
Der Sprecher von Ovd-Info, Dmitri Anissimow, sagte dem russischen Nachrichtenkanal "Agentstwo", es sei noch zu früh, um vom Beginn einer Festnahmewelle zu sprechen. Er betonte aber, dass seine Organisation schon zuvor gewarnt habe, dass die Polizei dank Videoaufnahmen und neuer Technologien zur Gesichtserkennung Teilnehmer nach der Veranstaltung verfolgen könne.
Am Tag der Beerdigung selbst waren mehr als 100 Menschen festgenommen worden - allerdings nur wenige von ihnen in Moskau und die meisten in der sibirischen Großstadt Nowosibirsk. Darüber hinaus hatte es schon zuvor in den Tagen nach Nawalnys Tod Hunderte Festnahmen gegeben, als Menschen an Denkmälern Blumen für den bekannten Oppositionspolitiker niederlegen wollten. Nawalny, der als schärfster Kritiker von Kremlchef Wladimir Putin galt, war am 16. Februar in einem Straflager nördlich des Polarkreises unter bisher nicht geklärten Umständen ums Leben gekommen.
Sein Tod löste unter kritisch eingestellten Russen Entsetzen und große Anteilnahme aus. Zu der Beisetzung im Moskauer Randbezirk Marjino erschienen am vergangenen Freitag Tausende Menschen. Zum Erstaunen vieler Beobachter ließ die Polizei, die sich mit starker Präsenz in Stellung gebracht hatte, die Trauernden zunächst gewähren - auch, als sie offene Anti-Kreml-Parolen wie "Nein zum Krieg!" und "Russland ohne Putin!" skandierten.
Zusammenfassung
- Nach der Beerdigung des Kremlkritikers Alexej Nawalny wurden in Moskau mehrere Teilnehmer festgenommen, darunter ein Mann und eine Frau, die bereits an früheren Gedenkaktionen teilgenommen hatten.
- Eine Frau verbrachte eine Nacht in Haft, nachdem sie bei der Trauerfeier die Worte 'Gerojam Slawa' ausrief; sie wurde später zu einer Geldstrafe verurteilt.
- Ovd-Info warnt vor einer möglichen Festnahmewelle, da die Polizei mithilfe von Videoaufnahmen und Gesichtserkennung Teilnehmer verfolgen kann; am Tag der Beerdigung gab es über 100 Festnahmen, vorwiegend in Nowosibirsk.