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Eurobarometer zu EU-Wahl sieht wenig Vertrauen in Österreich

Fehlendes Vertrauen und Unzufriedenheit mit der Politik hat ein Drittel der Österreicherinnen und Österreicher als Hauptgrund genannt, nicht zu den Europawahlen gegangen zu sein. Das sind 16 Prozentpunkte mehr als vor fünf Jahren. Danach folgt "kein Interesse an Politik". Jene, die wählen gingen, taten dies in erster Linie, weil sie es immer tun (37 Prozent) und aus Bürgerpflicht. Dies sind die Ergebnisse einer am Donnerstag veröffentlichten Eurobarometer-Umfrage zur EU-Wahl.

EU-weit erklärte ein Fünftel seine Abstinenz am Wahltag mit "fehlendem Vertrauen" sowie "keinem Interesse". 46 Prozent gingen wählen, weil sie immer wählen gehen: EU-weit nannten elf Prozent mehr Befragte diesen Grund als noch vor fünf Jahren nach den letzten Wahlen zum Europäischen Parlament. Danach folgt die "Bürgerpflicht" mit 42 Prozent, das waren wiederum zehn Prozentpunkte weniger als 2019. Auch in Österreich nannten diesen Grund 17 Prozentpunkte weniger Befragte.

56 Prozent der Österreicher hatten gewählt. Dies liegt laut Angaben des EU-Parlaments leicht über dem EU-Durchschnitt von 50 Prozent. Am wenigsten gingen bei uns Arbeitslose zu den Urnen, am meisten Pensionisten. Knapp die Hälfte der heimischen Befragten gaben steigende Preise und Lebenskosten als ihr wichtigstes Thema bei der Europawahl an. An zweiter Stelle folgt für 37 Prozent in Österreich das Thema Migration und Asyl; dieses liegt bei unseren deutschen Nachbarn auf Platz 1. EU-weit liegt das Thema steigende Preise auf Platz 1 (42 Prozent), dahinter folgen die wirtschaftliche sowie die internationale Situation.

Rund die Hälfte der Österreicherinnen und Österreicher hat die Partei gewählt, mit deren Vorschlägen zu europäischen Themen sie sich am ehesten identifizieren konnte. Ebensoviele wählten jene Partei mit den am besten passenden nationalen Themen. 39 Prozent wollten mit ihrer Stimme den Wahlerfolg einer anderen Partei verhindern und wählten also aus Protest.

38 Prozent der österreichischen Befragten sehen das Europäische Parlament eher positiv, für 27 Prozent ist es eher negativ besetzt. EU-weit ist die Einstellung mit 42 respektive 18 Prozent besser. Nur 17 Prozent der EU-Befragten, aber immerhin 27 Prozent der heimischen verfolgen die EU-Politik mit Interesse, jeweils eine knappe Hälfte der Bevölkerung interessiert sie gelegentlich, und 24 respektive 20 Prozent gar nicht.

Zwei Drittel der Österreicherinnen und Österreicher denken trotz aller in der Umfrage erkennbarer Unzufriedenheit, dass ihre Stimme in der EU zählt. Hingegen ist nur für 59 Prozent wichtig, dass ihr Land Mitglied der EU ist, obwohl ebensoviele an die Vorteile der Mitgliedschaft sowie eine positive Zukunft der EU glauben. Europaweit sind es bei diesen Fragen jeweils über zwei Drittel.

In der gesamten EU wurden für dieses Sonder-Eurobarometer zwischen 13. Juni und 8. Juli 26.349 Personen ab 15 Jahren befragt. In Österreich waren es 1.036 (Zeitraum 13. bis 28. Juni).

ribbon Zusammenfassung
  • Ein Drittel der Österreicherinnen und Österreicher nennt fehlendes Vertrauen und Unzufriedenheit mit der Politik als Hauptgrund, nicht zu den Europawahlen zu gehen, was 16 Prozentpunkte mehr als vor fünf Jahren sind.
  • 56 Prozent der Österreicher haben gewählt, was über dem EU-Durchschnitt von 50 Prozent liegt; am häufigsten gingen Pensionisten zur Wahl, während Arbeitslose am seltensten wählten.
  • Knapp die Hälfte der österreichischen Befragten sieht steigende Preise und Lebenskosten als wichtigstes Thema bei der Europawahl an, während 37 Prozent Migration und Asyl als bedeutend erachten.