Druck auf Konfliktparteien in Äthiopien wächst
Seit nahezu zwei Wochen kommt es in der Region im Norden des Landes immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen mit Hunderten Toten auf beiden Seiten. Das äthiopische Militär nahm zu Wochenbeginn eine weitere Stadt in der Region Tigray ein. Die Truppen hätten die Stadt Alamata von der Tigray Volksbefreiungsfront (TPLF) "befreit", hieß es in einer Mitteilung der Regierung. "Sie sind geflohen und haben etwa 10.000 Gefangene mitgenommen." Die TPLF forderte die Vereinten Nationen und die Afrikanische Union dazu auf, die Regierung für den Einsatz von High-Tech-Waffen wie Drohnen zu verurteilen. "Abiy Ahmed führt diesen Krieg gegen die Menschen in Tigray und ist verantwortlich dafür, dass Menschen gezielt Leid zugefügt wird", sagte Rebellenchef Debretsion Gebremichael. Die Regierung in Addis Abeba erklärte, mit den Luftschlägen keine zivilen Ziele anzugreifen.
Die TPLF wirft zudem dem benachbarten Eritrea vor, in den Konflikt einzugreifen. Das Land habe Panzer und Tausende Soldaten über die Grenzen geschickt, um den äthiopischen Truppen zu helfen. Eritrea wies dies zurück.
In dem Bundesstaat Tigray mit seinen etwa fünf Millionen Einwohnern liefert sich die Zentralregierung von Ministerpräsident Abiy seit Jahren einen Konflikt mit der TPLF. Dabei geht es um ethnische Spannungen mit den Tigrayern, die das nordostafrikanische Land über Jahrzehnte kontrolliert hatten. Abiy gehört zur Bevölkerungsmehrheit der Oromo. Er wurde für seine Bemühungen um eine Aussöhnung mit Eritrea 2019 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Die beiden Länder hatten nach dem schweren Grenzkrieg zwischen 1998 und 2000 vor zwei Jahren ein Friedensabkommen geschlossen. Eritreas Regierung steht der TPLF wegen deren Rolle in dem damaligen Krieg aber weiterhin feindlich gegenüber.
Zusammenfassung
- Angesichts des bewaffneten Konfliktes zwischen der äthiopischen Regierung von Ministerpräsident Abiy Ahmed und der Minderheit der Tigray werden internationale Rufe nach einer friedlichen Beilegung lauter.
- Mehrere afrikanische und europäische Länder drängen beide Seiten zur Aufnahme von Verhandlungen, wie die Nachrichtenagentur Reuters am Montag von Diplomaten erfuhr.
- Demnach werde hinter den Kulissen Druck ausgeübt, um die Eskalation beizulegen.