Belarus: Aktivisten wegen "Hochverrats" zu Dutzenden Jahren Haft verurteilt

Nikolaj Awtuchowitsch, der Anführer der Gruppe, wurde zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt, wie die Menschenrechtsorganisation Wjasna im Onlinedienst Telegram mitteilte. Das Urteil ist eines der härtesten, das in jüngster Zeit von der autoritären Führung verhängt wurde.

Versuchter Staatsstreich?

Awtuchowitsch wurden laut Wjasna unter anderem "terroristische" Handlungen, die Vorbereitung einer "terroristischen" Handlung durch eine organisierte Bande, ein versuchter Staatsstreich und Verrat vorgeworfen. Von den anderen elf Angeklagten wurden neun zu 15 bis 20 Jahren Haft, einer zu sechs Jahren und einem Monat und einer zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Die Ermittler beschuldigten die Gruppe, im Oktober 2020 in Grodno im Westen von Belarus ein Auto und das Haus eines Polizisten angezündet und anschließend das Auto eines anderen in die Luft gesprengt sowie weitere Anschläge geplant zu haben.

Tausende Demonstranten verhaftet

Nach seiner erneuten Wiederwahl sah sich der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko im August 2020 mit einer beispiellosen Protestbewegung konfrontiert. Wochenlang gingen zehntausende Menschen auf die Straße und forderten seinen Rücktritt. Die belarussischen Behörden beschuldigten den Westen, hinter den Protesten zu stecken. Sie schlugen die Protestbewegung nieder, verhafteten tausende Menschen und zwangen weitere ins Exil, darunter die bekannte Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja.

Zahlreiche weitere Oppositionelle wurden im Zusammenhang mit Terror-Vorwürfen angeklagt und festgenommen. Auch der Menschenrechtler, Wjasna-Chef und designierte Preisträger des Friedensnobelpreises 2022, Ales Bjaljazki, sitzt derzeit in Belarus im Gefängnis.

Wjasna ist eine der wichtigsten Nichtregierungsorganisationen in Belarus. Sie dokumentiert Menschenrechtsverletzungen, beobachtet Wahlen und spielt eine wichtige Rolle in der Demokratiebewegung im Land. Die NGO geht davon aus, dass es derzeit 1.340 politische Gefangene in Belarus gibt.