200.000 Russen in Armee eingezogen, 200.000 flüchten nach Kasachstan
Experten des britischen Verteidigungsministeriums berichtete unterdessen von erheblichen Problemen. Russland sei nicht mehr in der Lage, ausreichend Ausrüstung und militärisches Training für die große Zahl an Rekruten bereitzustellen, hieß im täglichen Kurzbericht. Ein Anzeichen dafür sei, dass der Einberufungszyklus in diesem Jahr einen Monat später als üblich beginnen solle. Die jährliche Einberufung von etwa 120.000 Wehrpflichtigen in Russland unterscheide sich von der kürzlich beschlossenen Teilmobilmachung von Reservisten.
Schoigu erklärte am Dienstag, die zuständigen Stellen seien angewiesen worden, den Rekruten die notwendige Kleidung und Ausrüstung zur Verfügung zu stellen und sie einzuweisen. Nach Schoigus Darstellung haben sich viele Freiwillige gemeldet. Zahlen nannte er nicht. Es sollte niemand abgelehnt werden, "wenn es keine schwerwiegenden Gründe gibt".
Zahl der Rekrutierten könnte höher sein
Wehrpflichtige, die ihre Dienstzeit beendet haben, sollten zudem nach Hause zurückkehren. Groß ist die Sorge unter den zumeist jungen Männern, dass sie nach ihrer Wehrdienstzeit in den Krieg im Nachbarland Ukraine geschickt werden könnten. Schoigu sagte aber mit Blick auf den Krieg, sie sollten Einheiten angegliedert werden, die nicht an der militärischen Spezialoperation beteiligt seien.
Der Verteidigungsminister hatte angekündigt, er wolle 300.000 Männer mit militärischer Vorerfahrung rekrutieren, um die russische Invasion in der Ukraine zu unterstützen, wo Russland in den vergangenen Wochen eine Reihe von Niederlagen erlitten hat. Es ist die erste Teilmobilmachung Russlands seit dem Zweiten Weltkrieg.
In dem offiziellen Erlass wurde jedoch keine Zahl genannt und die Behörden bemühen sich, Befürchtungen zu zerstreuen, dass die tatsächliche Zahl der Rekrutierten höher sein könnte. Für zusätzliche Beunruhigung hatten Berichte gesorgt, wonach Männer, die nicht im Wehrdienstalter sind, oder ohne militärische Erfahrung Einberufungsbefehle erhalten hätten. Präsident Wladimir Putin hatte vergangene Woche Fehler bei der Mobilisierung eingeräumt und gesagt, dass diese korrigiert werden sollten.
200.000 Russen nach Kasachstan gereist
Um einer Einberufung zu entgehen, sind zehntausende russische Männern in den vergangenen zwei Wochen bereits ins Ausland geflohen. Allein mehr als 200.000 russische Staatsbürger sind ins Nachbarland Kasachstan in Zentralasien eingereist. Diese Zahl nannte der kasachische Innenminister Marat Achmetdschanow am Dienstag der Staatsagentur Kazinform zufolge vor Journalisten. Seit dem 21. September hätten 147.000 Russen die Ex-Sowjetrepublik aber wieder verlassen. Zu den Hintergründen sagte der Minister nichts.
"Gestern kamen mehr als 7.000 Bürger Russlands in Kasachstan an, etwa 11.000 verließen das Land", sagte Achmetdschanow. Es werde keine Einreisebeschränkungen für russische Staatsbürger geben. Bisher sind seinen Angaben zufolge 68 Anträge auf Einbürgerung gestellt worden. Neben Kasachstans reisten viele Russen auch nach Armenien, Georgien und in die Türkei.
Zusammenfassung
- Seit Beginn der Teilmobilmachung in Russland vor knapp zwei Wochen sind nach Angaben von Verteidigungsminister Sergej Schoigu schon mehr als 200.000 Menschen eingezogen worden.
- Experten des britischen Verteidigungsministeriums berichtete unterdessen von erheblichen Problemen.
- Russland sei nicht mehr in der Lage, ausreichend Ausrüstung und militärisches Training für die große Zahl an Rekruten bereitzustellen, hieß im täglichen Kurzbericht.
- Um einer Einberufung zu entgehen, sind zehntausende russische Männern in den vergangenen zwei Wochen bereits ins Ausland geflohen.
- Allein mehr als 200.000 russische Staatsbürger sind ins Nachbarland Kasachstan in Zentralasien eingereist.