APA/APA (AFP)/JONATHAN NACKSTRAND

Zwei Alben mit neuen Liedern der Norwegerin Ane Brun

Für Fans von Ane Brun kam Weihnachten heuer schon früher: Die norwegische Sängerin hat in den vergangenen Wochen gleich zwei Alben mit neuen Liedern veröffentlicht, wobei "After The Great Storm" und "How Beauty Holds The Hand Of Sorrow" höchst unterschiedlich ausgefallen sind - das eine laut und experimentierfreudig, das andere melancholisch und intim. "Ich höre immer auf die Songs. Sie sagen mir, was sie brauchen", so Brun.

Denn eigentlich war der Plan ein ganz klassischer: ein Album aufnehmen und dabei neue Wege beschreiten. "Ich wollte einfach nach vorne schauen und neue Dinge ausprobieren", erklärte Brun im APA-Gespräch. So sei "After The Storm" entstanden, dass die Singer-Songwriterin in eher ungewohnten Gefilden präsentiert: Sehr beatlastig, atmosphärisch dicht sind diese Stücke geworden, die durchaus einen 80er-Vibe versprühen. "Ich wollte das aber in ein heutiges Setting bringen."

Als Anknüpfungspunkte für Songs wie den Opener "Honey", der auf einem prägnanten Rhythmus dahin groovt, waren Acts wie Massiv Attack oder Tricky. "Aber auch Solange oder Kendrick Lamar haben für mich eine Rolle gespielt", unterstrich die Musikerin. "Der Raum dafür musste also möglichst groß werden, um all das unterzubringen. Auch meine Aufnahmen mit Orchester haben hineingespielt, schließlich habe ich das geliebt! Als wir dann all diese Instrumente und Klänge hatten, blieb noch eine Aufgabe: Ich wollte eine Wärme im Sound erreichen, es sollte nicht nur groß und dramatisch daherkommen."

Hier kommt dann auch "How Beauty..." ins Spiel: Das zweite, nun etwas später veröffentlichte Album aus derselben Periode sei erst langsam ans Tageslicht gekommen, so Brun. "Ich habe mir im Frühjahr, als die Coronapandemie ausgebrochen ist und ich daher viel Zeit hatte, alles immer wieder und wieder angehört. Dabei habe ich erkannt, dass diese Lieder anders sind. Sie wollten einfach klein und intim bleiben. So erkannte ich, dass ich eigentlich an zwei Alben arbeite. Es war so offensichtlich!"

"Last Breath" oder "Trust" zeigen daher eine Ane Brun, wie man sie kennt - die aber doch ein bisschen anders ist. Die reduzierte Instrumentierung der Lieder zieht den Hörer ganz nahe heran, schafft eine sehr besondere Stimmung und lässt Bruns Stimme hell erstrahlen, selbst wenn die Inhalte oft alles andere als leicht sind. Immerhin hat die Künstlerin in diesen Stücken auch den Tod ihres Vaters 2016 verarbeitet.

Dabei schien es zunächst so, als fände sie für diesen Verlust kein Ventil. "Musik war für mich immer ein Weg, um mit Erlebnissen umzugehen, sie zu verarbeiten", analysierte Brun. "Als mein Vater gestorben ist, habe ich aber nur einen Song fertigstellen können, das war 'Lose My Way'. Danach hat es einfach aufgehört. Ich hatte keinen Kontakt zu dem, was ich fühlte. Es war so neu und überwältigend. Ich fühlte mich wie paralysiert, weil ich nicht wusste, wo ich anfangen soll. Die Trauer war in gewisser Weise unerreichbar."

Also habe sie ihre eigenen Songs zunächst ruhen gelassen und sich an ein Cover-Album sowie Arbeiten für Film und Fernsehen gemacht."Nach ein paar Jahren haben sich die Wolken dann geteilt, und ich fand wieder eine Perspektive. Ich war auf meinem Weg raus aus dieser Sackgasse", resümierte die Mittvierzigerin. "Viele der Notizen aus dieser Zeit haben nun auch den Weg in die neuen Songs gefunden." Beide Alben zusammen seien für sie nun "ein Schritt nach vorne", glaubt Brun. "So unterschiedlich sie sind, gehören sie einfach zusammen, weil sie im selben Prozess entstanden sind."

Wie realistisch ihre für 2021 geplante Tournee zu den neuen Alben ist, kann Brun nicht beurteilen. "Das heurige Jahr ist ja wie ein Crashkurs in Sachen Akzeptanz. Man lernt, im Hier und Jetzt zu leben. Wer weiß schon, was im nächsten Monat passiert? Klar ist das immer so, aber heuer wurde das doch sehr offensichtlich. Vielleicht spiele ich meine nächsten Konzerte ja erst, wenn ich 50 bin - also 2026", lachte die Sängerin. "Nein, ich versuche einfach, meine Tour zu planen, nehme aber nichts als gesichert an. Es kann ja immer alles anders kommen."

(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)

(S E R V I C E - https://anebrun.com)

ribbon Zusammenfassung
  • So erkannte ich, dass ich eigentlich an zwei Alben arbeite.
  • Danach hat es einfach aufgehört.