Schau von Park McArthur im mumok legt Barrieren offen
Was Barrierefreiheit und Inklusion bedeutet, "können wahrscheinlich am besten die Menschen beantworten, die betroffen sind", sagte Karola Kraus, Direktorin des Wiener Museum Moderner Kunst (mumok), am Donnerstag bei einem Pressetermin. Eine davon sei Park McArthur: "Sie widmet sich in ihren Skulpturen und Installationen, Text- und Audioarbeiten den Themen Behinderung, existenzielle Abhängigkeit sowie Inklusion bzw. Exklusion. Indem sie in ihren Werken Barrieren offenlegt, weist sie auf die Diskriminierung und Ausgrenzung von behinderten Menschen hin."
Seit "Ramps" sind Prozesse der degenerativen Veränderung und der Abhängigkeit zentral für die Arbeitsweise McArthurs. Sie war in die Gestaltung von "Contact M" aus der Ferne "unglaublich involviert", so Kraus. Zeitgleich mit Wien findet die Präsentation im Museum Abteiberg in Mönchengladbach (Deutschland) statt. Mit dieser konzeptuellen Setzung macht es McArthur unmöglich, "ihre Ausstellung in ihrer Gesamtheit zu erfahren", sagte Kurator Matthias Michalka.
McArthur konterkariere auf diese Weise Vorstellungen von künstlerischer Einzigartigkeit und Einmaligkeit sowie "von auratischer Präsenz", erläuterte Michalka. "Das sind Vorstellungen, die davon ausgehen, dass nur im Hier und Jetzt unmittelbare künstlerische Erfahrungen gemacht werden können." Somit konfrontiert die Amerikanerin Rezipientinnen und Rezipienten mit Themen wie Zugänglichkeit und Teilhabe. Das M im Titel, so der Kurator, stehe für mumok, Museum, McArthur "und vieles andere mehr".
"Dieser Audioguide ist eine Ausstellung"
Zusätzlich zur Schau an beiden Orten gibt es einen von der Künstlerin selbst gestalteten Audioguide, verfügbar in den Museen sowie zum Streamen auf deren Webseiten und ausgedruckt. "Dieser Audioguide ist ein Kunstwerk. Dieser Audioguide ist eine Ausstellung", heißt es da. "Einige Kunstwerke werden nur in diesem Audioguide gezeigt."
Die Werke McArthurs und die Art ihrer Präsentation sollen eine Auseinandersetzung mit Prozessen und Auswirkungen von Behinderung und Abhängigkeit fördern. Beispielsweise sind die mobilen Rampen der mehrfach ausgezeichneten Arbeit "Ramps" im mumok mit einer Wand als zusätzliche Barriere dazwischen installiert. Eine andere, sich seit 2012 fortsetzende Arbeit, "Carried and Held", gleicht einer Werkbeschreibung in Museen, unter dem Titel und der Materialangabe ("Vinyl Klebefolie") findet man unter "courtesy of" nicht nur die Künstlerin angeführt, sondern 100 Personen, die sie in ihrem Leben über Barrieren getragen haben.
Pyjamahosen und Desinfektionsmittel
An Metallständern hängen von der Künstlerin getragene Pyjamahosen. Sie erinnern an fragile Körper, an jemanden, der sich "unter Umständen nicht leicht tut mit dem Wechseln von Kleidung", erklärte Michalka. Gleichzeitig gehen von den Stoffen "bestimmte Faszinationen aus". Eine andere Installation besteht u.a. aus Handcremen, Desinfektionsmitteln und Kondomen, medizinische Produkte im Zusammenhang mit Körperkontakt - eben Kontakt M wie Mensch.
mumok ermöglicht niederschwelligen Zugang
Das mumok habe im Zuge der Sanierung wichtige Maßnahmen für eine architektonische Barrierefreiheit setzen können, betonte Kraus im Zusammenhang mit der Schau. Bei der Kunstvermittlung sollen Initiativen einen niederschwelligen Zugang für alle ermöglichen. So werden Kuratorführungen mit Übersetzungen in Gebärdensprache angeboten und in Kooperation mit blinden und sehbehinderten Menschen Konzepte für künftige Projekte erarbeitet.
(S E R V I C E - "Park McArthur - Contact M" im mumok, 15.3.-7.9., Di-So und an Feiertagen 10-18 Uhr, die Eintrittskarte gilt auch für das Museum Abteiberg; www.mumok.at)
Zusammenfassung
- Die US-Künstlerin Park McArthur ist seit 2014 durch ihre Installation 'Ramps' bekannt, die nun in der Ausstellung 'Contact M' im mumok in Wien und im Museum Abteiberg in Mönchengladbach zu sehen ist.
- Die Ausstellung, die vom 15. März bis 7. September läuft, thematisiert Barrierefreiheit und Inklusion und wird durch einen von McArthur gestalteten Audioguide ergänzt.
- Das mumok hat im Zuge der Ausstellung Maßnahmen zur architektonischen Barrierefreiheit umgesetzt und bietet Kuratorführungen mit Gebärdensprachübersetzungen an.