New Yorker Frühjahrsauktionen starten in hybrider Ausführung
Auktionsrekorde in dreistelliger Millionenhöhe wie noch 2019, als ein Monet-Gemälde für 110 Millionen Dollar den Besitzer wechselte, waren im vergangenen Jahr ausgeblieben. Den höchsten Erlös erbrachte 2020 ein Triptychon von Francis Bacon bei Sotheby's mit rund 85 Millionen Dollar - immerhin deutlich mehr als zuvor erwartet. Das Gesamtvolumen der Versteigerungen sank, aber die Auktionshäuser erwiesen sich als krisenresistenter als von vielen Experten vermutet, und die Pandemie entpuppte sich auch für sie als Katalysator für die Digitalisierung.
Trotzdem bleibt die Frage: Wie kommt der Kunstmarkt aus der Krise, und werden die Preise wieder das Vor-Corona-Niveau erreichen und Rekorde purzeln? "Diese Zeit des Umbruchs hatte einen enormen Einfluss auf die Kunstwelt", sagt Alexander Rotter, bei Christie's zuständig für Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. "Sie hat die Art der Kunst, die heute gemacht wird, beeinflusst, und hat unser Verständnis der Kunst der Vergangenheit verändert." Das Auktionshaus wolle bei den diesjährigen Versteigerungen diesen "Geist der Evolution und Revolution" aufgreifen.
Im Angebot hat Christie's dafür unter ein Werk des französischen Malers Claude Monet (1840-1926). Für die zwischen 1899 und 1903 entstandene Stadtansicht von London "Waterloo Bridge, effet de brouillard" erwartet das Auktionshaus rund 35 Millionen Dollar (etwa 30 Millionen Euro). Für eine Skulptur des deutschen Künstlers Martin Kippenberger (1953-1997) erhofft sich Christie's bis zu 15 Millionen Dollar. Kippenberger hatte die Skulptur "Martin, ab in die Ecke und schäm Dich", die ihn selbst wie zur Strafe in einer Ecke stehend zeigt, 1989 als Reaktion auf eine negative Kritik seiner Arbeit erstellt.
Auch Konkurrenz-Branchenriese Sotheby's hofft auf viele hoch zweistellige Millionenpreise: So könnte das Werk "Versus Medici" des US-Künstlers Jean-Michel Basquiat (1960-1988), das dieser 1982 im Alter von nur 22 Jahren malte, bis zu 50 Millionen Dollar einbringen, ein Seerosen-Werk von Monet 40 Millionen. "Untitled (Rome)", ein 1970 angefertigtes Werk des US-Malers Cy Twombly (1928-2011) mit Kreidelinien auf dunkelgrauem Untergrund, könnte für 45 Millionen Dollar versteigert werden.
Ein Porträt, das der spanische Künstler Pablo Picasso (1881-1973) 1953 von seiner damaligen Partnerin Françoise Gilot erstellte, könnte 18 Millionen bringen. Auch Werke der französischen Künstler Paul Cézanne (1839-1906) und Edgar Degas (1843-1917) werden auf zweistellige Millionenbeträge geschätzt.
Herausragende Kunstwerke sind und bleiben die Aushängestücke der Auktionshäuser, aber um neue Umsätze zu generieren, sind sie ständig auf der Suche nach neuen Betätigungsfeldern und versteigern inzwischen regelmäßig etwa Juwelen, Armbanduhren, Turnschuhe, Designer-Handtaschen, Weine - und neuerdings auch NFTs (non-fungible token), eine Art digitales Originalitäts-Zertifikat. Bei den diesjährigen Frühjahrsauktionen will Sotheby's auch erstmals eine Kryptowährung als Zahlungsmittel für ein Werk des britischen Streetart-Künstlers Banksy akzeptieren, dessen Wert auf bis zu fünf Millionen Dollar geschätzt wird.
Etwas abseitigere Stücke bietet in diesem Frühjahr das kleinere Auktionshaus Guernsey's an: Eine bekritzelte Kühlschrank-Tür von US-Künstler Keith Haring (1958-1990) und ein ausgestopfter Elchkopf von seinem Kollegen Andy Warhol (1928-1987) - beide werden auf sechsstellige Summen geschätzt.
Zusammenfassung
- Die Infektionszahlen in New York sinken, die Impfkampagne kommt rasch voran - und nun hoffen auch die Auktionshäuser, ab Dienstag ein Zeichen der Wiedereröffnung setzen zu können.
- Auktionsrekorde in dreistelliger Millionenhöhe wie noch 2019, als ein Monet-Gemälde für 110 Millionen Dollar den Besitzer wechselte, waren im vergangenen Jahr ausgeblieben.
- Im Angebot hat Christie's dafür unter ein Werk des französischen Malers Claude Monet.