Jeunesse lässt Abos auf und lockt zu Jubiläum mit Saisonpass
"Wir haben beobachtet, dass immer mehr Konzertanbieter von den klassischen Aboangeboten weggehen", sagt Jeunesse-Generalsekretärin Birgit Hinterholzer im Vorfeld der heutigen Pressekonferenz im Gespräch mit der APA. "Der Trend geht dahin, sich immer weniger binden und kurzfristiger entscheiden zu wollen." In einer breiten Analyse habe man ein neues Angebot entwickelt und bei bestehenden Kunden und angestrebten Zielgruppen abgefragt. "Das ist auf sehr positive Rückmeldungen gestoßen."
Die Musikerin und Kulturmanagerin Hinterholzer, seit 1. Jänner 2023 im Amt, betritt damit in der ersten komplett von ihr geplanten Saison strukturelles Neuland, fühlt sich aber durch die 87-Prozent-Auslastung der laufenden Saison bestärkt. Dass die bis 31. August laufenden Vorverkaufsrabatte mit 10 (ab drei aus dem gesamten Saisonprogramm wählbaren Veranstaltungen) bis 20 Prozent (ab 12 Veranstaltungen) nicht besonders üppig ausfallen, erklärt Hinterholzer so: "Das teuerste Konzert in einem Abo ist immer das, das Sie nicht besuchen. Hier können Sie dagegen völlig frei aus dem Angebot wählen." Dafür fällt der Saisonpass, mit dem man vier Wochen vor der Veranstaltung Karten jeder Preiskategorie (sofern noch verfügbar) buchen kann, wirklich günstig aus - schließlich kann man mit ihm theoretisch über 200 Veranstaltungen in Wien besuchen (und könnte auch in die weiteren Jeunesse-Standorte von Dornbirn bis Zwettl reisen).
Als "Featured Artist" wurde neben der jungen österreichischen Hornistin Katharina Paul mit der Regisseurin und Choreografin Cornelia Voglmayr in der Saison 2024/25 erstmals eine Theatermacherin ausgewählt. Das hat auch damit zu tun, dass man mit "Staged Concerts" zur Musik immer wieder andere Kunstformen (wie Tanz, Performances, Installationen, Film, Schauspiel, Poetry Slam oder Live-Zeichnen) hinzufügen möchte, um "niederschwellige, aber hochqualitative und bisher unbekannte Zugänge zur Musik" zu bieten. "Das wird ein Erlebnis für Augen und Ohren", glaubt die Generalsekretärin und weist besonders auf ein begehbares Konzert der beiden "Featured Artists" am 12. und 13. Mai 2025 zum und durch den Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek hin.
Wichtig ist Hinterholzer auch, dass die Jeunesse in der kommenden Saison vermehrt neue Veranstaltungsorte aufsuchen wird - von der Expedithalle der Ankerbrotfabrik, wo das RSO Ende Februar "Hollywood in Concert" spielen wird, bis zur Ottakringer Brauerei, wo am 18. November mit dem Stuttgarter Kammerorchester Iron Maiden auf Vivaldi trifft und am 29. und 30. März 2025 Schauspielstar Stefanie Reinsperger als "Carmen in Ottakring" auftritt.
Sneak Previews auf die Saison gibt es beim Festival in den Hallen E und G des Museumsquartiers, wo auch an das erste Konzert der Jeunesse Österreich erinnert wird. Es fand am 25. November 1949 im Wiener Musikverein statt, drei Jahre nach der Gründung der Jeunesses Musicales International in Paris. Heute sei das einstige Friedensprojekt nach dem Schrecken des Zweiten Weltkriegs "die größte NGO für junge Musiker:innen", heißt es - mit Niederlassungen in 45 Ländern.
(S E R V I C E - www.jeunesse.at)
Zusammenfassung
- Zum 75-jährigen Bestehen schafft Jeunesse Österreich die klassischen Abos ab und bietet stattdessen einen Saisonpass für 399 Euro an, der den Besuch aller Veranstaltungen ermöglicht; für Personen unter 27 Jahren kostet dieser nur 99 Euro.
- Die Jubiläumssaison startet mit einem Festival im Museumsquartier vom 27. bis 29. September, während die Generalsekretärin Birgit Hinterholzer mit einer Auslastung von 87 Prozent in der aktuellen Saison die Neuausrichtung untermauert.
- Mit der Einführung von Vorverkaufsrabatten und der Auswahl von Katharina Paul und Cornelia Voglmayr als 'Featured Artists' setzt die Jeunesse auf Flexibilität und interdisziplinäre Erlebnisse für das Publikum.