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Der große Kleindarsteller: Herbert Lederer starb mit 95

Das Wiener Theaterurgestein Herbert Lederer, von 1970 bis 2006 Prinzipal der Ein-Mann-Bühne "Theater am Schwedenplatz", ist tot. Auch nachdem das knapp 50 Menschen fassende Auditorium in den Kellerräumen einer ehemaligen Waschküche geschlossen wurde, war Lederer weiterhin als Schauspieler aktiv. Am vergangenen Freitag ist Lederer nun im Alter von 95 Jahren verstorben, wie sein Rechtsanwalt der APA mitteilte.

"Lederer ist nicht allein Teil österreichischer Theatergeschichte, er hat durchaus im Sinne des Wortes auch Theatergeschichte geschrieben", unterstrich in einer Würdigung Thomas Trabitsch, als Direktor des Theatermuseums Wegbegleiter des Verstorbenen: "Sein Theater war für ihn immer jener Ort, an dem die darstellende und die bildende Kunst gemeinsam mit der Musik eine Einheit bildeten und sie von ihm als solche gedacht und verstanden wurde."

Der am 12. Juni 1926 als Herbert Andl geborene Wiener studierte Theaterwissenschaft, Germanistik und Psychologie und promovierte 1948 mit einer Dissertation über das Moskauer Künstlertheater. "Bevor alles verweht..." nannte Herbert Lederer 1986 die von ihm verfasste Geschichte der Wiener Kellertheater von 1945 bis 1960, eine Geschichte, die er auch selbst mitgeprägt hat. Denn der praktischen Theaterarbeit widmete er sich in allen Facetten: Er besuchte Kurse in Kostümentwurf und Bühnenbildkunde und absolvierte als Schauspieler, Regieassistent, Regisseur, Inspizient und Dramaturg Wanderjahre an großen und kleinen Bühnen, ehe er sich Ende der 50er-Jahre zur Selbstständigkeit entschloss und sein Ein-Mann-Theater etablierte.

In den 60er-Jahren gastierte Lederer mit seinen Soloprogrammen an verschiedenen Wiener Kellerbühnen. 1970 eröffnete er sein "Theater am Schwedenplatz". Mit seinem Ein-Mann-Betrieb - manchmal stand er allerdings auch mit seiner Frau, der Schauspielerin Erna Perger, auf der Bühne - wurde Lederer bekannt. Ausgedehnte Tourneen führten ihn in 97 Länder auf allen fünf Kontinenten. Sein Programm umfasste die Pflege heimischer Klassiker ebenso wie einen Querschnitt durch die Weltliteratur - insgesamt weit über 6.100 Aufführungen von an die 69 Produktionen, darunter etwa "Playboy Nestroy" (1975-1993), H.C. Artmanns "Nachrichten aus Nord und Süd", "Adolf H. oder Der Triumph der Redekunst" (1988) oder Alois Brandstetters "Zu Lasten der Briefträger" (1992).

Von 1966 bis 1991 spielte Lederer zudem jede Sommersaison in seinem "Theater im Pongau", einer alten Mühle in der Salzburger Gemeinde Flachau. Als Autor hat er u.a. "Andererseits...Parodien österreichischer Literatur" (1983), ein Buch über seine Erfahrungen aus vielen Jahren Theaterarbeit ("Im Alleingang", 1984) sowie "Meine Welt, Tagebuchnotizen 1983-2013" (2014) veröffentlicht. Zu seinen Auszeichnungen zählen der Berufstitel Professor, der Nestroy-Ring sowie das 2008 erhaltene Große Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien.

ribbon Zusammenfassung
  • Das Wiener Theaterurgestein Herbert Lederer, von 1970 bis 2006 Prinzipal der Ein-Mann-Bühne "Theater am Schwedenplatz", ist tot.
  • Auch nachdem das knapp 50 Menschen fassende Auditorium in den Kellerräumen einer ehemaligen Waschküche geschlossen wurde, war Lederer weiterhin als Schauspieler aktiv.
  • Am vergangenen Freitag ist Lederer nun im Alter von 95 Jahren verstorben, wie sein Rechtsanwalt der APA mitteilte.