Botox gegen Migräne: Hilft es wirklich?
Mehr als nur Kopfschmerz
Bei einer Migräne handelt es sich um chronische Kopfschmerzen, die oft in plötzlichen und unerwarteten Schüben kommen. Begleitet werden die sogenannten Migräneanfälle oder -attacken meist von starker Übelkeit sowie Licht- und Lärmempfindlichkeit. Betroffene Menschen können dabei über Stunden hinweg oder gar tagelang außer Gefecht gesetzt sein. Somit stellt Migräne eine permanente Belastung für den Alltag der Leidenden dar.
Die Ursachen von Migräne sind nach wie vor nicht vollständig bekannt, obwohl sie zu einer der häufigsten neurologischen Erkrankungen weltweit zählt. Allein in Österreich klagen über eine Million Menschen darüber. Auch die typischen Auslöser von Migräneanfällen sind vielfältig: Stress und Anspannung sind häufige Gründe, aber auch wechselnde Ernährung und Schlafrhythmen, zu wenig körperliche Bewegung, das Wetter oder plötzliche Sinnesreizungen können beteiligt sein.
Migräne ist nur bedingt heilbar
Eines der Probleme bei Migräne ist, dass Betroffene den wiederkehrenden Schmerzen bis zur Diagnose oft selbst ratlos gegenüberstehen. Auch von der Umwelt wird das Leiden oft heruntergespielt.
Von ärztlicher Seite erhalten Migränekranke neben Medikamenten Sport- und Entspannungsübungen sowie angepasste Ernährungspläne. Neuerdings wird auch eine Infusionstherapie mit Antikörpern erfolgreich eingesetzt. Während all dies tatsächlich dazu beitragen kann, dass die schmerzhaften Schübe seltener oder milder eintreten, sind sie dennoch keine Mittel zur vollständigen Heilung. Oft setzt deshalb bei Menschen mit Migräne auf der Suche nach Linderung ein Gefühl von Hilflosigkeit ein. Migräne sollte deshalb immer ernst genommen werden.
Botox als neue Therapie?
Bei Botox (Abkürzung für Botulinumtoxin) handelt es sich um ein medizinisch zugelassenes Nervengift. Vielen wird es aus dem Bereich der plastischen Chirurgie bekannt sein, wo durch Injektion in bestimmte Muskeln die Faltenbildung verlangsamt werden soll. Bei der Migränebehandlung wird der Stoff mit feinen Nadeln in die Muskulatur des Kopfes und Rückenbereiches injiziert.
Im Interview mit Café Puls berichtet eine Betroffene von Ihrem Leben mit Migräne und vom Verlauf der Behandlung bei Tamara Kopp, Fachärztin für Dermatologie.
Die Wirkung von Botox
Die Wirkung der Botox-Behandlung setzt nach ungefähr einer Woche ein und verläuft meist ohne stärkere Nebenwirkungen. Werden beim Spritzen feine Adern verletzt, kann es durchaus zu kleineren Blutergüssen kommen. Auch ist es nicht nur für die Wirkung der Behandlung wichtig, dass die Spritzen gut gesetzt werden: Bei ungenauer Platzierung im Stirnbereich kann es beispielsweise zum Absenken der Augenbraue kommen. Wie bei allen Eingriffen sollte man sich deshalb auch bei Botox nur in zertifizierte und geübte Hände begeben.
Um ihre Wirksamkeit zu behalten, muss die Behandlung alle drei bis vier Monate wiederholt werden. Auch preislich bewegt sich die Therapie im oberen Bereich. Ob und unter welchen Bedingungen die Kosten von der Krankenkasse übernommen werden, muss individuell angefragt werden.
Ist Botox die Lösung?
Im Schnitt spricht die Hälfte aller Patientinnen und Patienten gut auf die Behandlung an. Gute Wirksamkeit heißt in diesem Fall, dass sich die Anzahl der Migräneattacken pro Monat halbiert oder bei besonders erfolgreichen Fällen gar auf ein Drittel zurückgeht. Auch Botox ist also noch keine Lösung, um Migräne vollständig verschwinden zu lassen. Dennoch kann es eine gute Option zur Schmerzminimierung sein. Den Verlauf der Anfälle zumindest aushaltbar zu machen, verleiht den Betroffenen einen wesentlichen Teil ihrer Selbstbestimmtheit im Alltag wieder zurück.
Zusammenfassung
- Migräne ist eine chronische und belastende Erkrankung mit oft unklaren Ursachen.
- Traditionelle Behandlungsmethoden bieten Linderung, sind aber keine Heilung.
- Botox, als Nervengift bekannt, wird zunehmend als Therapieoption eingesetzt.
- Die Injektionen zielen auf Kopf- und Rückenmuskulatur ab und zeigen Wirkung nach einer Woche.
- Die Behandlung muss regelmäßig wiederholt werden und zeigt bei etwa der Hälfte der Patienten gute Wirksamkeit.