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Was wirklich gegen den Kater hilft - und was nicht

Wie man "richtig" Alkohol trinkt, darum ranken sich vermutlich tausende Mythen und Theorien. Aber was hilft nun wirklich am besten, wenn der Schaden schon angerichtet ist? Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien klärt die wichtigsten Fragen rund um den Kater.

"Bier auf Wein, das lass sein", "je klarer, desto besser" oder auch, dass man den Prozentgehalt der Getränke immer nur steigern sollte - Mythen rund um den "richtigen" Alkoholkonsum gibt es viele. Egal, wie "strategisch" man an den Abend herantritt: Trinkt man zu viel, kämpft man am nächsten Morgen trotzdem mit dem Kater. 

Und auch für den Kater hat jeder sein eigenes Hausmittel. Doch was hilft wirklich? Und was ist vielleicht sogar gefährlich? Das hat PULS 24 Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien gefragt, der sich im Gespräch auch als "Gelegenheits-Portwein-Trinker" geoutet hat. 

Warum bekommt man einen Kater?

Ganz erforscht sind die Hintergründe für einen Kater nicht. Ein wichtiger Faktor ist allerdings die Dehydratation durch den Alkohol, erklärt Hutter: "Im Prinzip wird die Ausscheidung von Wasser angekurbelt. Deshalb kommt es zu einem gewissen Wassermangel. Dazu kommen dann Abbauprodukte beim Verstoffwechseln von Alkohol". 

Der Kater ist wohl aber auch ein "multifaktorielles Problem", so Hutter. Oft kommt durch die Kürze der Nacht Schlafmangel dazu. Oder der Körper wird durch laute Musik oder grelle Lichter noch einem zusätzlichen Stress ausgesetzt - auch das könnte die Symptome am nächsten Morgen verstärken. 

Mythos: Die richtige Trinkreihenfolge verhindert den Kater

Wer den ganzen Abend beim gleichen Getränk bleibt und nicht "durcheinandersauft", hat am nächsten Tag keinen Kater - so die Weisheit. "Ich denke, das ist eher ein Mythos", meinte Hutter dazu. 

"Es ist praktisch immer nur die Frage: Wie viel ist es? Die Alkoholmenge spiel eher eine Rolle und nicht, was ich wann wie trinke". 

Mythos: Eine gute "Unterlage" hilft

Viel essen - am besten noch fettig - und auf gar keinen Fall auf den nüchternen Magen trinken. Während dieser Tipp einen zwar vor einem Absturz bewahren kann, hilft es jedoch nichts für den Kater am nächsten Tag. 

"Eine gute Unterlage hilft nicht. Man denkt aber, dass es was bringt, weil man langsamer betrunken wird", meinte der Umweltmediziner dazu. Durch das Essen kommt der Alkohol "deutlich langsamer vom Magen in den Blutkreislauf, dann hält man mehr aus". An den Kopfschmerzen und der Übelkeit am Tag danach ändert das jedoch nichts. 

Vorsicht bei Schmerzmitteln gegen die Symptome

Wer beim dröhnenden Kopf am nächsten Morgen dann zu einem Schmerzmittel mit den Wirkstoffen Ibuprofen oder Paracetamol greift, tut damit vor allem seiner Leber keinen Gefallen. 

"Das wird über ähnliche Enzyme in der Leber abgebaut", warnte Hutter. Dadurch muss die Leber nicht nur den Alkohol, sondern auch die Schmerzmittel verarbeiten und wird unnötig beansprucht. Außerdem kann die Mischung den die Magenschleimhaut stark angreifen und im schlimmsten Fall sogar zu Magen-Darm-Blutungen führen. 

"Elotrans": Das Kater-Wundermittel aus der Apotheke? 

"Elotrans" ist ursprünglich ein Mittel gegen Durchfall aus der Apotheke. In den letzten Jahren genießt es jedoch immer mehr Beliebtheit als Anti-Kater-Mittel. Damit spielt der Hersteller selber auch in den sozialen Netzwerken. 

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Doch die heimliche Wunderwaffe ist "Elotrans" wohl nicht, wie Hutter sagte. "Das ist eigentlich ein Elektrolyt-Getränk. Da hat man mit einem Tee, gespritzten Fruchtsaft oder einer Suppe was Ähnliches". 

Er rät dazu, mit solchen Mitteln eher vorsichtig zu sein. Dasselbe gilt für Präparate mit Magnesium. "Es ist dann alles ein bisschen überdosiert", so der Umweltmediziner. Bei gewissen Vorerkrankungen könne da auch nicht ausgeschlossen werden, dass das zu Problemen führt. 

Was hilft nun wirklich gegen den Kater?

"Im Endeffekt gibt es nichts, das den Kater verhindert. Ich kann es maximal etwas erträglicher machen", lautet die ernüchternde Antwort des Mediziners. Die Devise lautet deshalb: "Den Mineralstoffverlust ein wenig ausgleichen und den Flüssigkeitshaushalt etwas in den Griff bekommen". 

Dazu können etwa Iso-Drinks oder die eben genannten gespritzten Fruchtsäfte oder auch Suppen beitragen. Auch Koffein sei "in Maßen - so wie immer - kein Fehler". Dabei sollte man aber nicht auf das Wasser dazu vergessen. 

Im Grunde sollte man aber auf seinen Körper hören, "weil es auch darum geht, dass ich mir was Gutes tue", meinte Hutter. Das kann auch einfach mehr Schlaf oder frische Luft sein. Wenn mir ein deftiges Kater-Frühstück gegen die Übelkeit hilft, "na dann mache ich das doch". 

Und was ist mit dem "Reperatur-Seidl", beziehungsweise dem "Konter-Bier"?

Um am nächsten Tag wieder in die Spur zu finden, wird einem immer wieder auch das berühmt-berüchtigte "Reperatur-Seidl" empfohlen. "Das ist zwar lustig, medizinisch aber nicht haltbar", sagte der Umweltmediziner. "Da geht der Schaden weiter. Alkohol ist ein Gift, auch wenn das einige nicht hören wollen".

Einen letzten, wenn auch offensichtlichen Tipp hatte Hutter dann doch noch: "Das einfachste und effektivste ist natürlich, weniger zu trinken". 

ribbon Zusammenfassung
  • Wie man "richtig" Alkohol trinkt, darum ranken sich vermutlich tausende Mythen und Theorien.
  • Egal, wie strategisch man an den Abend herantritt: Trinkt man zu viel, kämpft man am nächsten Morgen trotzdem mit dem Kater. 
  • Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien klärt die wichtigsten Fragen rund um den Kater.
  • "Im Endeffekt gibt es nichts, das den Kater verhindert. Ich kann es maximal etwas erträglicher machen", lautet die ernüchternde Antwort des Mediziners.