Sorge um Meidlinger "Juwel" Khleslplatz: Demo am Samstag
Der nahe der U6-Station Schöpfwerk gelegene ehemalige Weinbauernort Altmannsdorf ist einer der ältesten Siedlungspunkte des heutigen Wiens. Der alte Ortskern mit einem mittlerweile einzigartigen Dreieckangerplatz aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts hat sich wie kaum ein anderer im Stil der einstigen, 1892 eingemeindeten, Wiener Vororte erhalten. Die Protestbewegung sieht ihn als "Dorfoase" inmitten einer Zwei-Millionen-Stadt. Die Pfarrkirche zum "Heiligen Oswald" ist urkundlich seit 1290 belegt. 1894 wurde der ehemalige Dorfplatz nach dem Wiener Erzbischof Melchior Khlesl benannt.
"Das geschützte dörfliche Erscheinungsbild dieses historischen Juwels wird im Zuge der Verbauung für immer zerstört", manifestiert die Bürgerinitiative. Ein Argument, dem der Bezirksvorsteher von Meidling (12. Wiener Gemeindebezirk), Wilfried Zankl (SPÖ), in einem Statement gegenüber der APA widerspricht: "Durch die vorgeschlagenen Änderungen am Khleslplatz sollen kleinere Projekte zur Revitalisierung und moderaten Nachverdichtung ermöglicht werden." Die beiden für die "Nachverdichtung" vorgesehenen Bereiche seien jeweils im hinteren Teil der Grundstücke, rund 40 Meter vom Khleslplatz entfernt, positioniert. "Für beide wird die Bauklasse II vorgeschlagen, das bedeutet eine Bauhöhe von maximal zwölf Metern." Persönlich könne er sich auch eine Reduktion der Bebauungshöhe "durchaus vorstellen".
Grundsätzlich sei eine sanfte Nachverdichtung "sinnvoll und ökologisch", da es dort schon bestehende gute Infrastruktur gebe und beispielsweise Straßen nicht neu errichtet und mehr Flächen versiegelt werden müssten. "Das Bedürfnis nach Wohnraum ist gerade in großen Städten immer von großer Bedeutung, wenn dieses nicht durch Nachverdichtung gestillt werden kann, bedeutet das nicht nur weniger Nachhaltigkeit sondern auch ein erhöhtes Verkehrsaufkommen durch Pendler und -innen, zum Nachteil der Meidlinger und -innen", betonte Zankl in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber der APA.
Seit mehr als 50 Jahren Schutzzone
Weiters sei festgelegt, "dass bei Errichtung eines neuen Gebäudes innerhalb einer Schutzzone darauf zu achten ist, dass es sich in das Ensemble und in das Stadtbild einfügt". Der seit mehr als 50 Jahren bestehende Status des Khleslplatzes als Schutzzone gewährleiste den Erhalt dieses charakteristischen Ensembles, "ohne den Platz gleichzeitig unter einer Glaskuppel gleich einem Museum zu stellen". Ein Denkmalschutz gelte in dem Bereich nämlich nicht, doch verpflichte der Schutzzonenstatus alle Neubauten zu einer architektonischen Anpassung an das bestehende Ortsbild und erlaube nur "behutsame" Veränderungen.
Die kritischen Anrainer haben an den Ausführungen große Zweifel. "Die neuen Gebäude werden die historischen Häuser überragen und sind keineswegs 'behutsam'", wird ihrerseits nach erfolgter Durchsicht der Pläne betont. Laut diesen seien fünfgeschoßige Gebäude möglich, welche die bestehenden deutlich in den Schatten stellen würden. Zudem sei zu befürchten, "dass sich die neuen Häuser nicht in den historischen und einzigartigen Dorfplatz einfügen".
Zu erwarten sei "die Schaffung von nicht gefördertem Wohnraum, hochpreisige Vorsorgewohnungen mit maximaler Ausnutzung der Nachverdichtungspotenziale". Ein weiteres Fazit lautet daher: "Hier liegen rein private Interessen vor, die nicht für die Allgemeinheit nutzbringend sind, sondern zu Spekulationsgewinnen führen."
Sorge um Mikroklima und Überhitzung im Bezirk
Und weiter: "Die Umwidmung der Gartenanlagen in Bauland führt überdies zu weiterer Bodenversiegelung, beeinträchtigt das Mikroklima und verschärft die Überwärmung im Bezirk." So soll der alte Obstgarten eines Hauses, das zuletzt als Werkstätte fungierte, einer Wohnanlage zum Opfer fallen. Die Verbauung werde zudem zu einer massiven Zunahme des Verkehrs rund um den Khleslplatz und in der Hetzendorfer Straße führen, heißt es seitens besorgter Bürgerinnen und Bürger.
Für eine steigende Verkehrsbelastung werde bereits die in unmittelbarer Nähe geplante neue AHS "An den Eisteichen" sorgen, meinen die Initiatoren der Protestbewegung weiter. Sie sind jedoch nicht grundsätzlich gegen das Schulprojekt. Doch müsse es eine Entflechtung der notwendigen Widmung für die neue AHS von der Schutzzone am Khleslplatz geben. Schließlich seien auf Absprachen hindeutende Vorgangsweisen durchgesickert: "Der wirtschaftliche Eigentümer besitzt auch ein Grundstück, welches die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) unbedingt zur Errichtung der neu zu errichtenden Schule 'An den Eisteichen' benötigt. Sobald die Umwidmung erfolgt ist, wird dieses Grundstück der BIG verkauft und nach der Errichtung der Schule wieder vom Immobilienentwickler zurückgekauft. Gleichzeitig hat die BIG dem Immobilienentwickler einen Teil des Schulgrundstücks abgetreten." Auf dem Gelände ist offenbar auch ein Supermarkt geplant.
Diese Vorgangsweise werfe Fragen auf, betont die Initiative und verweist auf gewisse Schachzüge rund um die geplanten Bauprojekte. So werde die Schutzzone anlassbezogen verkleinert. "Womit eine Bebauung ohne Rücksicht auf das Ensemble möglich wird". Das schaffe einen Präzedenzfall.
Für Bezirkobmann dringend nötiger Bau eines neuen Bundesgymnasiums
Bezirksobmann Zankl argumentiert, dass die Errichtung eines neuen Bundesgymnasiums für Meidling und den Süden Wien bereits dringend notwendig sei. Um den Bau zu ermöglichen, müsse der Flächenwidmungsplan einer Überarbeitung unterzogen werden. Auf vielfachen Wunsch sei auch garantiert worden, dass das nahe gelegene "Stadtwäldchen" - ein kleiner, öffentlich nicht zugängiger Grünraum mit Bäumen - erhalten bleibe. Die Änderungsentwürfe seien online abrufbar und auch bei Terminen im Amtshaus für den 12. Bezirk zur Einsicht offen gewesen. "Der Khleslplatz ist ein wichtiger Teil der Meidlinger Identität und sein einzigartige Charme soll jedenfalls erhalten bleiben", so der SPÖ-Politiker.
Die Kritiker schenken dieser Zusicherung keinen Glauben und lassen sich somit nicht besänftigen. Die geplanten Gebäude seien ein massiver Eingriff, der den dörflichen Charakter unwiederbringlich zerstören werde, wird betont. Die Umwidmung erfolge doch keineswegs im Interesse der Allgemeinheit. Auch werde der Umweltschutz negiert. So sei auch eine Bestimmung, welche "die Errichtung von ober- und unterirdischen Gebäuden untersagt", bereits ersatzlos gestrichen worden. Das ermögliche weitere Versiegelung, "durch unterirdische Bebauung wie Garagen."
Die Zeichen in Altmannsdorf stehen daher weiter auf Widerstand. Die lokale Mobilisierung für die Protestkundgebung am Samstagvormittag im Süden Wiens läuft den Angaben zufolge auf Hochtouren.
Zusammenfassung
- Über 1.000 Menschen haben die Petition 'Rettet den Khleslplatz' unterschrieben, um gegen die geplanten Umwidmungen und Neubauten zu protestieren.
- Am 8. März findet um 10.30 Uhr eine Demonstration statt, um das historische Ensemble in Wien-Meidling zu schützen.
- Bezirksvorsteher Wilfried Zankl befürwortet eine moderate Nachverdichtung mit einer maximalen Bauhöhe von 12 Metern.
- Kritiker befürchten, dass die neuen Gebäude das historische Erscheinungsbild zerstören und das Mikroklima beeinträchtigen.
- Die Schutzzone des Khleslplatzes besteht seit über 50 Jahren, doch es gibt keinen Denkmalschutz für das Gebiet.