Schweizer Museen: Hälfte der Benin-Objekte unrechtmäßig erworben
Bei 16 Prozent der Ausstellungsstücke gilt ein Zusammenhang mit den Plünderungen als unwahrscheinlich, da sie nicht im höfischen Kontext stehen. Bei 28 Prozent kann dies klar ausgeschlossen werden - etwa, weil die Masken und Figuren erst im 20. Jahrhundert hergestellt wurden. Die acht teilnehmenden Schweizer Museen haben ihre Benin-Sammlungen über einen langen Zeitraum erworben. Die Objekte gelangten - anders als etwa in Großbritannien oder in Deutschland - nicht primär unmittelbar nach der britischen Militärexpedition ins Land.
Forderungen nach Rückgabe
Forderungen nach Rückgaben der "Benin-Bronzen", die trotz ihrer Bezeichnung aber oft aus Kupfer oder einer Metalllegierung bestehen, wurden in der Schweiz bislang noch nicht gestellt. Den an der Initiative teilnehmenden Museen sei es aber ein Anliegen, sich mit der Problematik des geraubten Benin-Erbes auseinanderzusetzen und proaktiv mit den kolonialen Sammlungen umzugehen, heißt es im Forschungsbericht, der am Swiss Benin Forum einer Delegation aus Nigeria feierlich übergeben wurde.
Im Dezember hatte Deutschland 20 wertvolle Benin-Bronzen an das afrikanische Land zurückgegeben. Im Weltmuseum Wien befinden sich 202 Benin-Objekte. Aus diesem Grund hat Österreich 2022 ein internationales und interdisziplinäres Gremium eingerichtet, das Richtlinien im Umgang mit im Besitz von Bundesmuseen befindlichen Objekten aus kolonialen Kontexten und das Vorgehen bei Rückgabeforderungen erarbeiten soll. Ergebnisse und Empfehlungen sollen im Frühjahr 2023 vorgelegt werden.
Zusammenfassung
- Die Schweizer Museen besitzen rund 100 Objekte, die aus dem ehemaligen Königreich Benin im heutigen Nigeria stammen: Die Hälfte davon lässt sich mit dem Raubzug der britischen Kolonialarmee im Jahr 1897 in Verbindung bringen, wie eine Untersuchung zeigt.