Schlagringe, Messer: Wiener Direktor über Gewalt an Schulen

Dass sich Gewalt oder Störungen an Wiener Schulen erhöhen, hatte die zuletzt von Bildungsminister Polaschek veröffentlichte Anzahl an Suspendierungen befeuert. Der Ruf nach Veränderung wird seither vor allem seitens der Lehrergewerkschaft laut. Über das Ausmaß des Problems, gab ein Direktor einer Wiener Schule PULS 24 Auskunft. Er sagt: "Es gibt fast täglich Konflikte".

Mitte Jänner verletzte eine 13-Jährige an einer Wiener Schule eine Mitschülerin mit einem Stanleymesser und ist damit Beweis für eine mutmaßliche Problematik, die spätestens nach Bekanntgabe der steigenden Suspendierungen an Österreichs Schulen eine Debatte entfacht.

Die Zahl der Suspendierungen im Schuljahr 2022/23 hätte sich im Vergleich zu 2018/19 fast verdoppelt, so die Antwort des ÖVP-Bildungsministers Martin Polaschek auf eine entsprechende parlamentarische Anfrage der FPÖ. Eine Tatsache, die den Wiener Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) und die Lehrergewerkschaft dazu veranlassten, Forderungen nach Timeout-Klassen und mehr Sozialarbeit zu stellen. 

Schlagring, Klappmesser, Pistole 

Sie orten ein Gewaltproblem, auf das auch Christian Klar im Gespräch mit PULS 24 hindeutet. Klar ist Direktor der Franz-Jonas-Europaschule in Wien-Floridsdorf. "Es gibt fast täglich Konflikte", sagt er.

Auch Auseinandersetzungen mit Waffen kommen vor. In der Mittelschule habe er bereits Schlagringe oder Klappmesser vorgefunden. "Es hat auch ein Schüler einmal eine Pistole mitgenommen, da hatten die Kinder Angst", erzählt Klar. "Natürlich passiert das nicht täglich", betont der Direktor. Aber im Laufe der Jahre habe sich "schon ein schönes Arsenal" angestaut.

Die Kinder würden die Waffen teilweise "zum Schutz" mit sich führen, weiß er. Ein Präzedenzfall sei ihm besonders in Erinnerung geblieben: "Es hat ein Schüler gesagt, wir respektieren den Herrn Direktor und lassen die Messer jetzt zu Hause. Aber bevor wir in den Park gehen, müssen wir sie wieder holen, sonst haben wir Angst vor den anderen", schildert Klar. 

Islam sei "allgegenwärtiges Thema"

Vor allem der islamische Hintergrund spiele bei vielen Auseinandersetzungen eine Rolle, so der Schuldirektor. Gerade seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel und der darauffolgenden Offensive der israelischen Armee in Gaza schlugen viele Wiener Schulen Alarm.

Der Islam sei ein allgegenwärtiges Thema, meint der Schuldirektor. "Egal, ob es darum geht, wie sich Mädchen kleiden, was man essen darf oder das Fordern nach Gebetsräumen".

Er kenne auch einen Fall aus Wien, wo Mädchen nach einem sexuellen Übergriff auf der Straße begannen, Kopftücher zu tragen. "Zum Schutz", so Klar.

Suspendierung "nur Gefahr im Verzug" 

Wären Kinder auffällig, gewaltbereit oder würden andere bedrohen, blüht ihnen meist eine Suspendierung. Doch die seien für Klar nicht des Rätsels Lösung. "Eine Suspendierung ist ja nur Gefahr im Verzug. Das ist ja keine Disziplinarmaßnahme. Das heißt, überall, wo keine Gefahr besteht, bleiben die Kinder ganz normal im Klassenverband".

Sind Timeout-Klassen die Lösung? 

Es brauche eigene Schulplätze für Kinder, die andere stören oder bedrohen, so der Schuldirektor. "Aus meiner Sicht geht es vor allem um den großen Teil der Schüler, die brav und ordentlich sind", sagt er. Jedes Kind solle angstfrei zur Schule kommen können. "Opferschutz vor Täterschutz", betont er.

Bildungsstadtrat Wiederkehrs Forderung nach Timeout-Klassen wurde an der Klars Mittelschule bereits umgesetzt. "Wir haben relativ viel Schüler, die den Unterricht massiv stören und eine Suspendierung nicht möglich ist. Weil wir die Möglichkeit hatten, gibt es nun eine eigene Klasse, wo diese Kinder ein, zwei Wochen unterrichtet werden", erklärt er. 

Dennoch fordere Klar eigene Einrichtungen für "auffällige Kinder". "Und ja, diese Kinder werden ausgegrenzt, aber die anderen zwanzig Kinder können ihren Lernerfolg erreichen", sagt er. Für ihn rechne sich das. 

ribbon Zusammenfassung
  • Das sich Gewalt oder Störungen an Wiener Schulen erhöhen, hatte die zuletzt von Bildungsminister Polaschek veröffentlichte Anzahl an Suspendierungen befeuert
  • Diese würden ansteigen. Der Ruf nach Veränderung wird seither vor allem seitens der Lehrergewerkschaft laut.
  • Über das Ausmaß des Problems, gab ein Direktor einer Wiener Schule PULS 24 Auskunft. Er sagt: "Es gibt fast täglich Konflikte".
  • In seiner Schule habe er Schülern schon Klappmesser und Schlagringe abgenommen. Viele würden diese auch zur Selbstverteidigung bei sich tragen.