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Prozess um "gröblich unsachgemäße" Beauty-Operationen

Am kommenden Freitag geht am Wiener Landesgericht der Prozess gegen eine 25-Jährige über die Bühne, die sich fälschlicherweise als Beauty-Ärztin ausgegeben und - zunächst in ihrer eigenen Wohnung - kosmetische Eingriffe durchgeführt haben soll. Laut Staatsanwaltschaft Wien wurden von November 2020 bis April 2021 fast zwei Dutzend Kundinnen "auf schmerzhafte und technisch gröblich unsachgemäße sowie nicht sorgfältige Weise" behandelt und teilweise verunstaltet.

Die von der vermeintlichen Ärztin bei Lippenunterspritzungen angewendete Technik wird in der Anklageschrift als "wissenschaftlich nicht anerkannt" bezeichnet. Sie widerspreche "den Grundsätzen der plastischen Chirurgie". Die Anklagebehörde verweist außerdem darauf, die 25-Jährige habe "weder in Österreich noch in einem anderen Land ein medizinisches Studium an einer anerkannten Universität abgeschlossen".

Dessen ungeachtet richtete die 25-Jährige im Vorjahr auf Instagram ein Profil ein, wo sie ihre Künste in der "Russian-Lips-Technik" anpries und kosmetische Eingriffe an Lippen, Wangen und Nasen anbot. Sie gab sich als Frau Doktor aus und behauptete, in Graz und in Russland studiert zu haben. Über eine separate Website konnten Interessentinnen Termine buchen.

In weiterer Folge begann die Mittzwanzigerin in ihrer Wohnung, sich mit Hyaluronsäure und Botox an fremden Lippen, Nasen, und Wangenknochen zu schaffen zu machen. Als das Geschäft ins Laufen kam, bot sie ihre Dienste auch an anderen Standorten an. Pro Termin kassierte sie bis zu 750 Euro. Obwohl es bald negative Rückmeldungen ihrer Kundinnen gab, setzte die mutmaßliche Schwindlerin - für die 25-Jährige gilt die Unschuldvermutung - fort. Als sie ein Mal keine Zeit hatte, soll sie sich bei einer Behandlung sogar von einer 21 Jahre alten Bekannten vertreten haben lassen.

In etlichen Fällen fiel das Ergebnis nicht zur Zufriedenheit der Frauen aus, die ihr Äußeres verschönern lassen wollten. Besonders hart traf es eine junge Frau, die sich am 14. Februar 2021 um 350 Euro die Lippen und die Nase aufspritzen ließ. Laut Anklage kam es nach der Behandlung zu "auffallenden Veränderungen und schweren Komplikationen", weshalb die Betroffene den Großteil des bezahlten Geldbetrags refundiert bekam. Allerdings sind mittlerweile in ihrem Gesicht "erhebliche Vernarbungen und Veränderungen des Gewebes deutlich sichtbar", der Staatsanwalt stuft das endgültige Ergebnis als "psychisch belastend und entstellend" und "irreversibel" ein.

Der Angeklagten werden neben dieser Körperverletzung mit schweren Dauerfolgen zwei weitere Fälle von schwerer Körperverletzung, 15-fache fahrlässige Körperverletzung, gewerbsmäßiger Betrug und Kurpfuscherei vorgeworfen. Daneben wird es in der Verhandlung auch um gefährliche Drohung und Nötigung gehen. Als eine Frau auf Instagram ein Posting absetzte, mit dem sie vor der 25-Jährigen warnte, konterte diese mit einer WhatsApp-Nachricht: "Ich werde deine schirchen Zähne raushauen und die an dich verfüttern [...] Aber dich bringe ich in Leichenhalle."

Sollte die bereits wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs und Erpressung verurteilte 25-Jährige schuldig erkannt werden, drohen ihr bis zu zehn Jahre Haft. Immerhin kann sie auf freiem Fuß zur Verhandlung erscheinen - ihre Verteidiger Philipp Wolm und Elmar Kresbach haben sie vor einigen Wochen aus der U-Haft geboxt.

ribbon Zusammenfassung
  • Laut Staatsanwaltschaft Wien wurden von November 2020 bis April 2021 fast zwei Dutzend Kundinnen "auf schmerzhafte und technisch gröblich unsachgemäße sowie nicht sorgfältige Weise" behandelt und teilweise verunstaltet.
  • Der Angeklagten werden neben dieser Körperverletzung mit schweren Dauerfolgen zwei weitere Fälle von schwerer Körperverletzung, 15-fache fahrlässige Körperverletzung, gewerbsmäßiger Betrug und Kurpfuscherei vorgeworfen.