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Polizeichef von Venedig sexuell belästigt: "Verstehe, wie sich Frauen fühlen"

Der Polizeikommandant von Venedig ist auf einer Party während der Filmfestspiele sexuell belästigt worden, wie er in einem Social-Media-Posting publik machte. "Ich musste fast 63 Jahre alt werden, um zu verstehen, was eine belästigte Frau fühlt", schreibt er.

Aktuell ist die Lagunenstadt Venedig aufgrund der 80. Internationalen Filmfestspiele voller Stars, Glamour und Partys. Die Party nach der "One Night Only"-Modenschau von Giorgio Armani hatte für den Polizeikommandanten von Venedig, Marco Agostini, allerdings einen bitteren Beigeschmack.

Wie viele andere hohe Offizielle der Stadt, wie etwa der Bürgermeister, war Agostini in Uniform als Stadtpolizeichef auf der Party. Dort wurde der 63-Jährige sexuell belästigt, wie er selbst in einem Facebook-Posting schilderte. Er sei von einem Unbekannten am Hintern begrapscht worden. Anfangs habe er noch an ein Versehen geglaubt, aber der Täter habe ihm insgesamt fünfmal auf den Hintern gegriffen.

"Verstehe, wie sich belästigte Frauen fühlen"

Agostini ging es beim Posting nicht darum, Mitleid zu erhalten, er habe "das Unbehagen von Opfern sexueller Belästigung" öffentlich machen wollen, sagte er dem "Corriere della Sera". Männer würden dieses oft kleinreden. "Ich musste 63 Jahre alt werden, um zu verstehen, was eine belästigte Frau fühlt, wenn ihr auf den Hintern gegriffen wird", schrieb er auf Facebook.

Er habe den mutmaßlichen Täter - Agostini beschreibt ihn als jungen Mann Anfang 20 - weder konfrontiert noch sonst irgendwie reagiert. "Mit 63 Jahren am Hintern begrapscht zu werden ist peinlich", beschreibt er sein Gefühl. "Ich war beschämt, darum bin ich gegangen", sagt der Polizeichef dem "Corriere". Er sei kurz in Versuchung gewesen, unangemessen zu reagieren, habe dies aber aus Respekt vor der Uniform, die er trug, unterlassen, schrieb er.

Ihm wurde bewusst, dass er genau das erlebt hatte, was viele weibliche Opfer von sexueller Belästigung beschreiben: Scham und Hilfslosigkeit. Anzeige habe er nicht erstattet, der Täter ist unbekannt, die Erfolgsaussichten gering.

Posting wieder gelöscht

Inzwischen hat Agostini das Posting wieder gelöscht. Manche Facebook-Nutzer hatten seine Formulierungen missverstanden und geglaubt, er hätte eine sexuelle Belästigung beobachtet und nur zugeschaut. Mit dem Facebook-Post wollte er Bewusstsein schaffen und seine Solidarität mit Frauen ausdrücken, so der Polizeichef.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Polizeikommandant von Venedig, Marco Agostini, ist auf einer Party während der Filmfestspiele sexuell belästigt worden, wie er in einem Social-Media-Posting publik machte.
  • Ein Unbekannter habe ihn mehrmals am Hintern begrapscht.
  • Er fühlte sich "beschämt" und sei gegangen ohne den Täter zu konfrontieren, schildert er gegenbüer Medien.
  • Er habe so mit 63 Jahren zum ersten Mal erfahren, was weibliche Opfer von sexueller Belästigung empfinden.
  • Dieses "Unbehagen der Opfer" habe er publik machen wollen, um vor allem bei Männern Bewusstsein zu schaffen und sich zu solidarisieren, sagt er.