APA/APA/THEMENBILD/GEORG HOCHMUTH

Österreich verbrennt 1,4 Milliarden Euro teure Nahrung

1,4 Milliarden Euro sind die Lebensmittel wert, die pro Jahr auf den österreichischen Müllverbrennungsanlagen landen, 1,5 Millionen Tonnen CO2 werden für deren Herstellung ebenso jedes Jahr sinnlos verursacht. Das ergab eine aktuelle Recherche der Umweltschutzorganisation Greenpeace, die am Dienstag publiziert wurde. Die so emittierten Treibhausgase erreichen demnach rund die Hälfte jener Menge, die der österreichischen Flugverkehr noch vor der Pandemie ausgestoßen hat.

Sebastian Theissing-Matei, der Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace in Österreich, spricht in diesem Zusammenhang von einem "alltäglichen Wahnsinn der Lebensmittelverschwendung", der aber auch ein enormes Einsparungspotenzial aufzeige. Denn ohnehin müsse Österreich aufgrund der mitgetragenen diesbezüglichen EU-Ziele die Lebensmittelverschwendung bis 2030 halbieren.

Das Klimaschutzministerium hat auf diese Aufgabe bereits mit einem Aktionsplan reagiert, der als "Teil eines umfassenden Abfallvermeidungsprogrammes" bezeichnet wird. Gemäß dem Abfallwirtschaftsgesetz ist eine Reduktion von 30 Prozent in den Bereichen Handel, Außer-Haus-Konsum und privater Haushalte bis 2025 und bis 2030 eine Reduktion der vorgesehenen 50 Prozent der vermeidbaren Lebensmittelabfälle vorgesehen.

Das Ministerium nannte gegenüber der APA als zusätzliche Maßnahmen, dass bereits mit elf großen Handelsunternehmen eine Vereinbarung zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen getroffen worden sei. 2020 seien so 20.000 Tonnen genussfähiger Lebensmittel gerettet und an soziale Einrichtungen weitergegeben worden - eine Steigerung Prozent im Vergleich zu 2018. Weitere 10.000 Tonnen wurde als Tierfutter abgegeben. Dadurch seien 2020 rund 30 Prozent der ausgebuchten Lebensmittel "gerettet" worden.

Zudem erinnerte das Klimaschutzministerium an die unterstützte Plattform "United against Waste" zur Lebensmitteleinsparung bei Kantinenbetreibern mit 160 Partnerbetrieben und die Initiative "Lebensmittel sind kostbar" zur Abfallvermeidung im Handel und im privaten Konsum. Lebensmittel seien ein ganz kostbares Gut, wurde Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) zitiert: "Ich habe dazu im Sommer 2021 eine Koordinierungsstelle eingerichtet, die bis ins Frühjahr 2022 einen umfassenden Aktionsplan gegen die Lebensmittelverschwendung erarbeiten wird".

Greenpeace tritt in diesem Kontext für sanktionierbare und ambitionierte Maßnahmen im von der Regierung angekündigten Aktionsplan gegen Lebensmittelverschwendung ein. Dazu gehört eine Transparenz-Offensive über das gesamte Ausmaß der vermeidbaren Lebensmittelabfälle und eine rechtlich-verbindliche maximale Wegwerfquote für Verarbeiter und Händler.

Ethisch besonders bedenklich ist aus Sicht der NGO die Lebensmittelverschwendung bei Fleisch. Hier müssen Tiere vollkommen unnötig ihr Leben lassen. Obwohl das Problem der Lebensmittelverschwendung seit langem bekannt sei, habe die österreichische Politik viel zu wenig gegen dieses unternommen. Selbst eine einheitliche und durchgängige Datenbasis über die Lebensmittelverschwendung in Österreich würde fehlen.

"Schluss mit den zahnlosen freiwilligen Vereinbarungen der letzten Jahre. Die österreichische Bundesregierung darf sich nicht länger aus der Verantwortung stehlen und muss jetzt rasch einen ambitionierten Aktionsplan mit rechtlich verbindlichen Zielen für alle Branchen vorlegen", fordert Theissing-Matei anlässlich des im türkis-grünen Regierungsprogramm festgehaltenen und derzeit laufenden Prozesses unter Führung des Klimaschutz-Ministeriums für einen Aktionsplan gegen Lebensmittelverschwendung.

(S E R V I C E - Greenpeace-Recherche: https://act.gp/Factsheet_Lebensmittelverschwendung)

ribbon Zusammenfassung
  • 1,4 Milliarden Euro sind die Lebensmittel wert, die pro Jahr auf den österreichischen Müllverbrennungsanlagen landen, 1,5 Millionen Tonnen CO2 werden für deren Herstellung ebenso jedes Jahr sinnlos verursacht.
  • Das ergab eine aktuelle Recherche der Umweltschutzorganisation Greenpeace, die am Dienstag publiziert wurde.
  • Denn ohnehin müsse Österreich aufgrund der mitgetragenen diesbezüglichen EU-Ziele die Lebensmittelverschwendung bis 2030 halbieren.