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"Nutzlos": Anbieter von CO2-Kompensation bereichern sich meist selbst

Kaum ein CO₂-Kompensations-Projekt hält, was es verspricht. Zu diesem vernichtenden Urteil kommt eine Studie des Fachmagazins "Science".

CO₂-Kompensation durch Waldschutz im Rahmen von "REDD+"-Projekten scheint laut einer aktuellen Studie im Fachmagazin "Science" völlig nutzlos zu sein. "REDD+"-Projekte sind "Verringerung von Emissionen aus Entwaldung und Degradierung von Wäldern". 

Nur sechs Prozent der CO₂-Zertifikate der untersuchten Projekte würden halten, was sie versprechen. Betreiber solcher Waldprojekte sind Regierungen und lokale Gemeinden im Globalen Süden in vorwiegend tropischen Ökosystemen.

Das dahinterstehende Konzept wurde 2005 bei den UNO-Verhandlungen der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) im Jahr 2005 diskutiert. Das hehre Ziel war, Wälder als Speicherort für Kohlenstoff finanziell attraktiv zu machen. Finanziert werden diese Projekte von Industriestaaten.

Insgesamt 26 derartiger Projekte in Südamerika, Afrika und Asien - allesamt vom US-amerikanischen Unternehmen Verra zertifiziert - wurden für die Studie untersucht, letztendlich konnten jedoch tatsächlich nur 18 ausgewertet werden, bei den acht anderen mangelte es an ausreichend öffentlich zugänglichen Informationen.

Ernüchternde Ergebnisse

"Wir haben festgestellt, dass die meisten Projekte die Entwaldung nicht signifikant verringert haben. Bei den Projekten, bei denen dies der Fall war, waren die Reduzierungen wesentlich geringer als behauptet", lautet dabei das ernüchternde Resultat.

Wenig Schutz vor Abholzung

Entscheidend bei CO₂-Zertifikaten ist die Zusätzlichkeit. Damit ein Zertifikat erfüllt, was es verspricht, muss mehr CO₂ gebunden werden, als wenn es das Projekt nicht gäbe. Geprüft haben das die Wissenschaftler:innen der Universität Cambridge, indem sie die Abholzugangsraten mit und ohne Kompensations-Projekt verglichen haben.

Der Schutz der Wälder vor Abholzung war bei den in der Studie analysierten Projekten gering. In Peru wurden durch die Kompensations-Projekte im Zehn-Jahres-Durchschnitt nur 0,24 Prozent (686 Hektar pro Jahr) geschützt. In Kolumbien gar nur 0,03 Prozent (49 Hektar pro Jahr).

Nutzlose Zertifikate, Gewinn für Anbieter 

Weltforstwirtschafter Michael Köhl sieht die untersuchten Kompensations-Projekte "ineffektiv" für den Klimaschutz, aber "ökonomisch effektiv für die Betreiber". "Solange Projektbetreiber ihre Referenzflächen selbst auswählen können, wird sich daran nichts ändern", so Experten Köhl. Die Projekte seien in ihrer Wirksamkeit stark überschätzt.

Kontrolle über Markt fehlt

"Den Marktstandards des freiwilligen Kohlenstoffmarktes fehlen unabhängige Instanzen", die die Nützlichkeit bewerten. Man könne auch nicht ausschließen, dass hier bewusst getäuscht würde, so Jonas Hein vom deutschen IDOS-Institut.

Bei Kompensations-Projekten des Kyoto-Protokolls wären die Standards hingegen besser, nachdem hier zusätzliche Prüfungen stattfinden.

Wälder schützen nicht genug

Insgesamt scheint die Rolle der Wälder im Klimaschutz etwas überschätzt, so das deutsche Öko-Institut. Die EU solle nochmal darüber nachdenken, die Klimaleistung von Wäldern (und Mooren) auf das EU-Klimaziel 2030 anzurechnen.

Zu groß seien die Unsicherheiten in Zeiten von Hitzeperioden und Waldbränden - eine Aussage, die sich in diesem Sommer bestätigt hat. Eine weitere Hiobsbotschaft lieferte zudem eine aktuelle "Nature"-Studie, laut der eine zunehmende Erderhitzung gerade im tropischen Raum die Fähigkeit der Pflanzenwelt zur Photosynthese zum Erliegen bringt - und damit auch jene zur CO₂-Speicherung.

ribbon Zusammenfassung
  • Kaum ein CO2-Kompensations-Projekt hält, was es verspricht. Zu diesem vernichtenden Urteil kommt eine Studie des Fachmagazins "Science".
  • CO₂-Kompensation durch Waldschutz im Rahmen von "REDD+"-Projekten scheint laut einer aktuellen Studie im Fachmagazin "Science" völlig nutzlos zu sein.
  • Nur sechs Prozent der CO₂-Zertifikate der untersuchten Projekte würden halten, was sie versprechen.
  • Insgesamt scheint die Rolle der Wälder im Klimaschutz etwas überschätzt, so das deutsche Öko-Institut.
  • Die EU solle nochmal darüber nachdenken, die Klimaleistung von Wäldern (und Mooren) auf das EU-Klimaziel 2030 anzurechnen.
  • Zu groß seien die Unsicherheiten in Zeiten von Hitzeperioden und Waldbränden - eine Aussage, die sich in diesem Sommer bestätigt hat.