Klinik Favoriten: Urologie-Leiter erstattete Gefährdungsanzeige
Demnach seien die OP-Kapazitäten zu gering und Patienten müssten weggeschickt werden, wie die "Krone" berichtet. Der Wiener Gesundheitsverbund betont, dass bereits Maßnahmen gesetzt worden seien. Die Wiener Oppositionsparteien FPÖ und ÖVP schießen sich indes auf Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) ein.
Bericht: Zustände "nicht mehr tragbar"
In E-Mails, aus denen die "Krone" zitiert, ist von einer "Versorgungsenge bei Steinpatient*innen (Anm.: Niere/Harn) und Tumorpatient*innen" die Rede. "Die Zustände sind einfach nicht mehr tragbar", schildert ein Mitarbeiter der Klinik Favoriten laut "Krone". Patienten würden nicht aufgenommen oder an andere Kliniken verwiesen, an denen ebenso keine Kapazität vorhanden sei. In der Klinik Ottakring etwa würden Bettensperren die Aufnahmekapazitäten limitieren. Als Lösung wurde demnach von den Verantwortlichen vorgeschlagen, mehr Patienten in die Klinik Ottakring zu schicken sowie eine "gewisse Restriktion bei Patienten aus anderen Bundesländern".
Abteilungsleiter erstattete Gefährdungsanzeige
"Es gab im Juli 2022 eine Gefährdungsanzeige, ausgehend vom Abteilungsleiter der Urologie der Klinik Favoriten", bestätigte der Wiener Gesundheitsverbund Samstagnachmittag gegenüber der APA. Die Gefährdungsanzeige habe sich auf die OP-Kapazitäten der Abteilung bezogen. Auf Gefährdungsanzeigen werde "selbstverständlich und regelhaft reagiert und es werden entsprechende Maßnahmen gesetzt", versicherte der Gesundheitsverbund in der schriftlichen Stellungnahme. Es handle sich in aller Regel "um temporäre und nicht um dauerhafte Situationen".
OP-Kapazität erweitert, Kooperation mit Ottakring
So auch in diesem Fall, wurde betont, "es wurden auf Basis intensiver Gespräche seitens der Ärztlichen Direktion mehrere Optimierungsmaßnahmen bereits eingeleitet". Unter anderem sei die OP-Kapazität um einen zusätzlichen OP-Tag in der Woche erhöht worden, außerdem sei die Kooperation mit der Klinik Ottakring intensiviert worden.
Gesundheitsverbund: Keine OP-Verschiebungen
"Der Betrieb in der Urologie der Klinik Favoriten war und ist aufrecht", unterstrich der Gesundheitsverbund. Es gebe weder Versorgungseinschränkungen noch OP-Verschiebungen, dies gelte besonders für dringliche Fälle. Auch Notfälle aus anderen Bundesländern würden "selbstverständlich umgehend behandelt". Gleichzeitig verwies man aber darauf, dass der Anteil an Patienten aus anderen Bundesländern bei der Urologie im Wiener Gesundheitsverbund teils bis zu 20 Prozent ausgemacht habe - man sei aber primär für die Versorgung der Wiener zuständig.
FPÖ Wien: "Feuer am Dach"
Die Wiener Opposition ist ob des Berichts jedenfalls empört. "Die heute aufgedeckten skandalösen Zustände in der Klinik Favoriten zeigen einmal mehr, dass die Gesundheitspolitik der Wiener SPÖ lebensgefährdend ist", befand der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp in einer Aussendung. "Wenn zu wenig Infrastruktur vorhanden ist und die Mitarbeiter sogar Gefährdungsanzeigen verfassen müssen, weil die Versorgung der Patienten nicht mehr gewährleistet werden kann, dann ist endgültig Feuer am Dach." Stadtrat Hacker sei für die Personalsituation verantwortlich.
"Derartige Zustände sind untragbar", meinte auch ÖVP-Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec in einer Aussendung. "Die aufgezeigten Missstände und Personalmängel in den Kliniken des Wiener Gesundheitsverbundes müssen so schnell wie möglich behoben werden." Gesundheitsstadtrat Hacker müsse "schleunigst seiner Verantwortung nachkommen", forderte sie.
Zusammenfassung
- In der Klinik Favoriten soll es derartige Versorgungsprobleme geben, dass eine der Urologie-Abteilungsleiter eine Gefährdungsanzeige einbrachte.
- Der Gesundheitsverbund versucht zu beruhigen, Maßnahmen seien bereits eingeleitet worden.
- "Die Zustände sind einfach nicht mehr tragbar", schildert ein Mitarbeiter der Klinik Favoriten laut "Krone". Patienten würden nicht aufgenommen oder an andere Kliniken verwiesen.
- "Der Betrieb in der Urologie der Klinik Favoriten war und ist aufrecht", unterstrich der Gesundheitsverbund. Es gebe weder Versorgungseinschränkungen noch OP-Verschiebungen.
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