Klimaaktivisten beendeten vorerst Protestwelle in Wien
Sie stellten sich hinter die 93 Empfehlungen des Klimarats, die vor einem Jahr als "wohlüberlegte, sozialgerechte Klimaschutzmaßnahmen" vorgeschlagen wurden.
Was ist ein Klimarat?
Zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger aus allen Regionen und Teilen der Gesellschaft setzten sich damals mit Unterstützung der Wissenschaft mit Klimafragen auseinander. Dieser Klimarat erarbeitete Maßnahmen, um die Klimazukunft des Landes aktiv mitzugestalten.
Die Ergebnisse wurden Mitte 2022 der Bundesregierung übergeben. Darin seien etwa Werbeverbote für klimaschädliche Produkte genauso enthalten, wie die Empfehlung für pflanzliche Ernährung. Aber das würde nicht umgesetzt. "Die Regierung hat immer noch keinen Plan, wie wir die eigenen selbst gesteckten Klimaziele einhalten wollen", sagte Marina Hagen-Canaval, Pressesprecherin der "Letzten Generation" unter Tränen, die von ihren Mitstreitern dann mit Umarmungen getröstet wurde.
"Wir verlieren langsam die Geduld", meinte die Aktivistin. "Warum ein erneuter Konsultationsprozess, wenn eh nichts davon umgesetzt wird." Der Protest würde mittlerweile seit eineinhalb Jahren laufen - "friedlich und entschlossen". Aber nicht einmal das würde die Entscheidungsträger dazu bringen, das "Allernötigste und Allereinfachste zu tun".
Hagen-Canaval: "Hört auf den Klimarat! Wir wissen, was zu tun ist, um das Allerschlimmste abzuwenden." Empört zeigte sich die Pressesprecherin, dass die Polizei, die die Demonstration begleitete, ihre Aktion als einen Protest mit "bedrohlichem Charakter" bezeichnete und diese auflöste. "Was ist daran bedrohlich, wenn da friedlich Mensch sitzen und einfordern, eine verdammte Zukunft zu haben." Unterstützt wurden die Aktivistinnen und Aktivisten von den "Scientists For Future", "Omas gegen Rechts" sowie den "Parents For Future".
Autofahrerin zu Klimakleber: "Ich verstehe sie, aber ich muss arbeiten gehen"
Die Wissenschaft würde schon "seit 40 Jahren davor laut warnen", sagte auch der Sprecher der "Letzten Generation", Florian Wagner. "Nicht einmal Tempo 100 wurde umgesetzt. Wir wollen in Österreich nicht einmal 30 km/h langsamer auf der Autobahn fahren, um weltweit dafür zu sorgen, dass nicht das Schlimmste eintritt und die Kipppunkte überschritten werden."
Die Politik würde ihrer Verantwortung nicht nachkommen, die Zukunft würde am Spiel stehen. Man brauche neue Wege, um demokratisch diese notwendige Transformation einzuleiten, bevor es zu spät sei.
Sind Reiche Schuld an der Klimakrise?
"Es sind Menschen auf der Straße und trotzdem sieht man, wie versucht wird, uns daran zu hindern den Tisch aufzubauen. Das wird uns auch nicht aufhalten", sagte Martha Krumpeck, Mitbegründerin der Bewegung, nachdem ein Part der Aktion von Polizisten verhindert wurde. Auch die Soundanlage, die die Stimme von Krumpeck verstärken sollte, konnte erst später aufgebaut werden.
Bei der Protestwelle wollten die Aktivistinnen und Aktivisten den Fokus auf die reichsten der Reichen legen. "Ein Prozent der Weltbevölkerung verursacht mehr klimazerstörendes CO2 als die ärmere Menschheit zusammengenommen", so Krumpeck. In Italien wäre zur Zeit eine "absolute Klimahölle" aufgrund der hohen Temperaturen. "Uns geht die Zeit aus", betonte sie. "Aussterben ist keine Option."
Klimaaktivistin Krumpeck: "Diese Art der Klimapolitik ruiniert unsere Zukunft"
"Die Unterstützung der Ziele der 'Letzten Generation' durch Universitätenkonferenz, Wiener Ärztekammer, Gemeinde Bregenz und Unabhängige Gewerkschafter zeigt, dass hier normal denkende Menschen aus der Mitte der Gesellschaft von der Bundesregierung genau das einfordern, wozu sich diese selbst verpflichtet hat. Friedlicher, aber unignorierbarer Protest gegen unignorierbare Missstände ist Kennzeichen jeder funktionierenden Demokratie", so Hagen-Canaval. "Das führt auch die Versuche eines Wiener Kommunalpolitikers, die 'Letzte Generation' mit absurden Terrorismusvorwürfen anzupatzen, ad absurdum. Inzwischen gibt es regelmäßig Gerichtsurteile, die Verwaltungsstrafen aufheben oder wegen der mehr als berechtigten Zielsetzung der Proteste auf ein Minimum reduzieren."
Keine Sommerpause
Mit dem heutigen Tag endete die Juli-Protestwelle der "Letzten Generation". Sommerpause soll es dennoch keine geben: "Der Klimakollaps macht keine Pause - und wir entsprechend auch nicht,", so Krumpeck. "Aber der Fokus unserer Proteste wird sich in den nächsten Wochen wieder weg von der Hauptstadt und mehr auf die Bundesländer verlagern. Pünktlich zu Schulbeginn sind wir mit noch mehr Menschen zurück auf den Straßen Wiens, wenn (Bundeskanzler Karl, Anm.) Nehammer und (Vizekanzler Werner, Anm.) Kogler die Bevölkerung weiter im Stich lassen und dringend benötigte Schutzmaßnahmen blockieren."
Zusammenfassung
- Sie stellten sich hinter die 93 Empfehlungen des Klimarats, die vor einem Jahr als "wohlüberlegte, sozialgerechte Klimaschutzmaßnahmen" vorgeschlagen wurden.
- Aber das würde nicht umgesetzt.