Immer mehr Ertrunkene: "Steuern auf Katastrophe hin"
Zu einer ganzen Serie an tragischen Badeunfällen ist es am Wochenende gekommen – und das, obwohl bereits am Freitag ein neuer Rekord aufgestellt worden ist. "Wir steuern leider auf eine Katastrophe hin. Wir haben jetzt bereits so viele Getötete wie letztes Jahr insgesamt", sagt Armin Kaltenegger vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KVS).
38 Menschen sind bis Freitag im Wasser gestorben, 37 waren es im gesamten Vorjahr.
In diese traurige Zahl reihen sich nun eine Vielzahl an Unfällen am Wochenende ein:
Am Salzburger Obertrumersee ist Samstagvormittag ein 34-jähriger Tscheche vor den Augen seines Sohnes ertrunken. Dieser versuchte noch darauf aufmerksam zu machen, dass sein Vater neben ihm untergegangen war, aufgrund der Sprachbarriere dauerte es aber einige Zeit, bis man ihn verstand. Der Mann konnte von Tauchern nur noch tot aus sechs Metern Tiefe geborgen werden.
In der Nacht auf Montag versuchte dann ein junger Mann den Wolfsee in Tirol zu durchschwimmen, geriet aber offenbar in Panik und ging unter. Auch er konnte nur noch tot geborgen werden.
"Leute flüchten vor Hitze"
Vor allem die extremen Hitzewellen sieht Kaltenegger als Grund für die vielen verunglückten Badenden. Hitzewellen werden öfter, länger und intensiver. Auch in den eigenen vier Wänden finden Menschen keine Abkühlung mehr. "Die Leute flüchten vor der Hitze", sagt er. So gehen nun auf viele Menschen ins Wasser, die sonst nicht baden gegangen wären.
Schwimmkenntnisse lassen nach
Gleichzeit lassen Schwimmkenntnisse bei Erwachsenen und Kindern nach. Das hat Rettungsschwimmexpertin Elisabeth Kellner bereits im PULS 24-Interview im Juli erklärt. Einen Grund dafür ist laut ihrer Meinung, dass vielen Menschen Wasser als Gefahr nicht richtig bewusst ist. Statt die eigenen Schwimmfähigkeiten zu üben, suchen viele lieber ein wenig Action im kühlen Nass. Genau das kann aber gefährlich werden.
Tote und Verletzte bei Wassersport
In den letzten Tagen ist auch zu einer Reihe an tödlichen Unfällen mit Wassersportgeräten gekommen. Sowohl am Bodensee als auch am Wolfgangsee wurde am Wochenende vergebens nach einem Stand-up-Paddler gesucht. Die Suche nach dem 24-Jährigen in Vorarlberg wurde mittlerweile aufgegeben. In der Steiermark ist währenddessen ein 16-jähriger Tscheche beim Kajakfahren tödlich verunglückt.
Gefahr unterschätzt
Viele Menschen würden vermuten, dass sie auf einem Stand-Up-Paddle-Board sicherer seien, als direkt im Wasser, das ist aber ein großer Irrtum, sagt KVS-Experte Kaltenegger. "Wenn ich von dem Ding herunterfalle, bin ich im Wasser und hab die typischen Gefahren eines Schwimmers", sagt er. Dann müsse man genauso fähig sein, an Land zu schwimmen.
Noch größer ist für viele die Gefahr in offenen Gewässern, wie in einem See oder Fluss. Vor allem unerfahrene Schwimmer erschrecken schneller und schlucken schneller Wasser, erklärt Rot-Kreuz-Expertin Kellner. Diese Panik kann bereits reichen, um es nicht mehr zu schaffen, sich an Land zu retten.
Was tun?
Kaltenegger fordert daher dazu auf, am besten nicht alleine schwimmen zu gehen. Passiert etwas, kann die zweite Person Hilfe holen.
Außerdem rät er älteren Menschen und jenen, die unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden, sich unbedingt vor dem Schwimmen abzuduschen und sich nur langsam ins Wasser zu wagen. Ein Herzinfarkt im Wasser kann sonst auch schnell tödlich enden.
Zusammenfassung
- Immer mehr Menschen sterben in Österreich im Wasser. Bis jetzt sind heuer bereits mehr Menschen ertrunken als im gesamten letzten Jahr.
- Gefahren werden oftmals falsch eingeschätzt.