APA/HELMUT FOHRINGER

Gewaltschutzbericht: 40 Betretungsverbote pro Tag

Dieses Jahr wurden in Österreich bisher 15 Frauen getötet. ÖVP-Innenminister Karner empfindet das als "deutlichen Rückgang" gegenüber 24 getöteten Frauen im selben Zeitraum 2023. Das sagte er bei der Vorstellung des Gewaltschutzberichts 2023 am Montag.

Innenminister Gerald Karner, Frauenministerin Susanne Raab (beide ÖVP) und die Bundesverbandsvorsitzenden der Gewaltschutzzentren Marina Sorgo haben am Montag den Gewaltschutzbericht 2023 präsentiert. Im Schnitt wurden pro Tag 40 Betretungsverbote ausgesprochen.

In konkreten Zahlen heißt das: 8.610 Betretungs- und Annäherungsverbote seit Jahresbeginn (2023 waren es 8.947 im Vergleichszeitraum). 134 sicherheitspolizeiliche Fallkonferenzen wurden durchgeführt (2023: 135 im Vergleichszeitraum) und 7.171 Gefährder wurden bis Ende Juli 2024 zum verpflichtenden Anti-Gewalttraining vorgeladen (2023: 7.428 im Vergleichszeitraum), nannte Karner weitere Zahlen.

Bereits 15 Femizide seit Jahresbeginn

15 Frauen wurden in diesem Jahr in Österreich umgebracht. "Im Vorjahr waren es 24 im selben Zeitraum, das ist ein deutlicher Rückgang", sagte Karner dazu.

Bei den getöteten Frauen in diesem Jahr "gab es zuvor in keinem Fall ein Betretungs- oder Annäherungsverbot", sagte der Innenminister. Und die Zahlen würden auch zeigen, "dass das Vertrauen in die Polizei auch beim Gewaltschutz zunimmt", immer mehr Frauen würden aus dem Dunkelfeld heraustreten.

Fallkonferenzen

Die Aufgabe der Gewaltschutzzentren ist es, mit den Opfern, 79 Prozent davon sind Frauen, Kontakt aufzunehmen. Das geschehe "vertraulich, kostenlos und auf Wunsch auch anonym", unterstrich Sorgo.

Sie nannte die Fallkonferenzen eine Erleichterung. Seit 2020 habe man die Option, bei Hochrisikofällen eine solche anzuregen. Neben den Gewaltschutzzentren sei es die Kinder- und Jugendhilfe, die diese Möglichkeit am häufigsten nutzen. Fallkonferenzen, bei denen sich Institutionen miteinander austauschen, seien "konstruktiv und erhöhen die Sicherheit". Ihr seien keine Fälle von weiteren Gewaltdelikten nach einer derartigen Konferenz bekannt.

Raab betont gestiegene finanzielle Mittel

Frauenministerin Raab unterstrich ihre gestiegenen budgetären Mittel, sie habe das Ressort mit zehn Millionen Euro übernommen, inzwischen stünden 33,6 Millionen zur Verfügung. Ihr Fokus sei der Ausbau von Beratungsstellen und Opferschutz gewesen.

So gebe es inzwischen in jedem politischen Bezirk eine Beratungsstelle für Frauen und Mädchen. Jede Frau erhalte Unterstützung, "wenn sie nötig" sei. Insgesamt sei der Gewaltschutz eine Querschnittsmaterie. Seit 2020 habe sich die Zahl der sicherheitspolizeilichen Fallkonferenzen verzehnfacht, hier dürfe es keinen Stillstand geben, so Raab.

Anlaufstellen bei Gewalt:

  • Frauen-Helpline: 0800/222 555
  • Gewaltschutzzentrum: 0800/700 217
  • 24-Stunden-Frauennotruf der Stadt Wien: 01/71719
  • Frauenhaus-Notruf: 05 77 22
  • Männerberatung Wien: 01/603 28 28
  • Rat auf Draht - Hilfe für Kinder & Jugendliche: 147
  • Im Fall von akuter Gewalt: Polizei-Notruf: 133
ribbon Zusammenfassung
  • Dieses Jahr wurden in Österreich bisher 15 Frauen getötet.
  • ÖVP-Innenminister Karner empfindet das als "deutlichen Rückgang" gegenüber 24 getöteten Frauen im selben Zeitraum 2023.
  • Das sagte er bei der Vorstellung des Gewaltschutzberichts 2023 am Montag.
  • 8.610 Betretungs- und Annäherungsverbote gab es seit Jahresbeginn.
  • Im Schnitt sind das pro Tag 40 Betretungsverbote. 2023 waren es 8.947 im Vergleichszeitraum.