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"Darf ich auch mal ran?" - Mütter beim Stillen belästigt

Dass es notwendig ist, sichere Plätze für stillende Mütter auszuweisen, zeigen Erhebungen des heimischen Babyartikelherstellers MAM. "Es ist wirklich erschreckend, dass eine von zehn Frauen in Österreich nicht in der Öffentlichkeit stillt", alamiert Sabrina Krejan, Marketing-Managerin des Unternehmens.

Eine umfassende Online-Umfrage, an der sich 5.478 Mütter in 13 europäischen Staaten beteiligten, zeigt besorgniserregender Ergebnisse: "Europaweit sind es 25 Prozent, die in der Öffentlichkeit nicht Stillen möchten", erklärt Krejan. Die Gründe für die Zurückhaltung liegen in dem Unwohlsein und den Blicken, denen stillende Mütter ausgesetzt sind. Krejan ergänzt, dass es nicht nur Blicke sind, sondern auch Anfeindungen und negative Kommentare.

Anfeindungen und Belästigung

In einem offenen Antwortfeld der Umfrage berichten Mütter über ihre Erlebnisse: "Die Brust in einem Restaurant herzuzeigen, sei unappetitlich". "Ein Kellner, der fragte: Können Sie ihr Kind nicht am Klo stillen?" und "In einem Café wurde ich hinausgeschmissen". Eine weitere Frau wurde während des Stillens sexuell belästigt: "Ein Mann fragte mich, ob er auch mal ran dürfe."

Mutter stillt in einem CaféAdobe Stock

Die Mutter darf essen, das Kind aber nicht. So scheint es in der Öffentlichkeit.

39 Prozent fühlen sich beim Stillen unwohl

Eine große Erhebung im Vorjahr, an der mehr als 6.400 Mütter aus Österreich, Deutschland und der Schweiz teilnahmen, zeigt, dass zwei von drei Befragten bereits schlechte Erfahrungen beim Stillen im öffentlichen Raum gemacht haben. Die aktuelle Erhebung spiegelt diese Ergebnisse wider: 39 Prozent der Mütter fühlen sich beim Stillen in der Öffentlichkeit unwohl. 47 Prozent berichten von Anfeindungen durch Umstehende.

"Als Mama in eine Ecke verwiesen"

Spezielle Stillecken in Gastronomie und anderen Einrichtungen sollen Ruhe bieten, stoßen jedoch auf Kritik. Krejan sieht diese Praxis negativ: "Es ist dramatisch, dass ich als Mama in eine Ecke verwiesen werde." Den öffentlichen Raum zu verlassen, um in Ruhe stillen zu können, sei für die Entwicklung des Babys nicht förderlich. "Das Stillen muss unmittelbar und prompt passieren", betonte Krejan.

Deswegen startete MAM vor einem Jahr und unter der Leitung von Krejan das Stillsiegel, mit Erfolg: Stillende Mamas berichten etwa auf Social Media, dass sie sich sicher fühlen, wenn sie das Siegel an der Tür sehen. Mütter können auch neue Betriebe vorschlagen, in denen sie sich beim Stillen wohlgefühlt haben.

Betriebe, die sich hinter die österreichische Stillcharta stellen und ihre Mitarbeiter entsprechend schulen, werden sichtbar ausgezeichnet. "Das wird sehr gut angenommen, schon 150 Unternehmen aus verschiedenen Branchen sind dabei", berichtet Krejan.

ribbon Zusammenfassung
  • Eine Erhebung des Babyartikelherstellers MAM zeigt, dass eine von zehn Frauen in Österreich und 25 Prozent der Frauen europaweit nicht in der Öffentlichkeit stillen, hauptsächlich aufgrund von Unwohlsein, Blicken und Anfeindungen.
  • Zwei von drei Müttern in Österreich, Deutschland und der Schweiz haben schlechte Erfahrungen beim Stillen in der Öffentlichkeit gemacht, 39 Prozent der Mütter fühlen sich unwohl, 47 Prozent berichten von Anfeindungen.
  • Trotz der Einführung von Stillsiegeln und speziellen Stillbereichen gibt es nach wie vor große Herausforderungen.