Ausrüstung und Übung schützen vor Kinderunfällen auf Rädern
Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen werden wieder die Skateboards, Fahrräder, Tretroller und Inliner aus den Kellern geholt. Doch ohne schützende Ausrüstung sollten die bewegungshungrigen Kinder und Jugendlichen nicht unterwegs sein. Allein an der Grazer Uniklinik für Kinder- und Jugendchirurgie werden jährlich an die 1.200 junge Patienten und Patientinnen nach Unfällen auf zwei oder mehr Rädern behandelt. Österreichweit dürften es laut der Hochrechnung von "Große schützen Kleine" wohl an die 17.000 Fälle sein.
In neun von zehn Fällen sind es Verletzungen nach Einzelstürzen, davon sind rund ein Drittel schwer, wie eine vom Wissenschaftsressort des Landes Steiermark unterstützte Studie über die "Kindliche Fortbewegung auf Rädern" ergeben hat. Dabei wurden mehr als 3.500 Kinderunfälle der Jahre 2017 bis 2019 analysiert. Demnach sind Buben auf Rädern und Rollen wesentlich häufiger von Verletzungen betroffen als Mädchen: " Fortbewegung mit Radgeräten heißt letztendlich Fortbewegung mit künstlich erzeugter Geschwindigkeit - ein Element, welches die Buben tendenziell verstärkt anspricht", sagte Studienautor Peter Spitzer.
Bei Geräten mit Lenkstange ist oftmals der Kopf betroffen, wenn die Kinder keinen Helm tragen. Bei Boards und Skates, bei denen die Hände zum Abstützen verwendet werden, kommt es laut Holger Till, dem Vorstand der Grazer Kinder- und Jugendchirurgie und Präsident von "Große schützen Kleine", vor allem zu Frakturen von Handgelenk, Elle oder Speiche. Diese klassischen Unfallmuster zeigen einmal mehr eindrücklich, wie wichtig auch Handgelenk, Ellenbogen und idealerweise Knieschützer zusätzlich zum Helm sind", sagte Till.
Laut den Grazer Experten wird die Wichtigkeit des Helmtragens bei Kleingeräten wie Laufrad, Scooter oder dem Hoverboard stark unterschätzt. "Bei Kleinkindern kommt hinzu, dass sie aufgrund ihres schweren Kopfes im Verhältnis zum restlichen Körper und noch nicht so ausgeprägtem Stützreflex beim Stürzen gleich einmal mit dem Kopf aufprallen", erklärte Spitzer.
Um Unfälle auf Rädern und Rollen zu vermeiden, sei es neben der Schutzausrüstung jedenfalls auch wichtig, die Kinder Schritt für Schritt ein Gefühl für Tempo und die eigenen Fähigkeiten entwickeln zu lassen, betonte Till. Eine entscheidende Rolle komme hier wie auch beim Tragen der Ausrüstung der Vorbildfunktion der Eltern zu: "Unsere Empfehlung lautet: Tragen Sie selbst die empfohlene Schutzausrüstung und gewöhnen Sie ihr Kind bereits ab dem Laufradalter an das Helmtragen. Kinder werden nur die Gewohnheiten längerfristig annehmen, die sie in ihrem Umfeld auch vorgelebt bekommen", schloss der Kinderchirurg.
Eine wichtige Rolle komme auch der Mobilitätserziehung in den Schulen zu. Dazu hat der Grazer Verein E-Learning-Inhalte erarbeitet. In Kurzvideos, Rätseln und Spielen werden kompakte Information vermittelt. "Im Frühjahr zieht es viele mit ihren Freizeitaktivitäten wieder nach draußen, wodurch wir jetzt verstärkt über mögliche Risiken informieren müssen. Wir hoffen, dass durch das Online-Tool noch mehr Menschen erreicht und noch weniger Unfälle hier an der Klinik behandelt werden müssen", sagte die steirische Wissenschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP).
( S E R V I C E - Online-Unterrichtsplattform: https://grosse-schuetzen-kleine.at/e-learning/ )
Zusammenfassung
- Ob Scooter, Skates oder Fahrrad: Bewegung auf Rädern und Rollen im Freien macht Spaß.
- Größere Verletzungen können hingegen vermieden werden, wenn einige Dinge beachtet und die richtige Schutzausrüstung getragen werden, betonten die Kindersicherheitsexperten von "Große schützen Kleine" am Dienstag in einem Pressegespräch in Graz.
- Doch ohne schützende Ausrüstung sollten die bewegungshungrigen Kinder und Jugendlichen nicht unterwegs sein.