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Apokalypse in Spanien: Fast 100 Tote, Kritik an Behörden

Im Südosten Spaniens ist innerhalb eines Tages so viel Regen gefallen wie sonst im ganzen Jahr. Sturzfluten rissen Autos und Bäume mit und verwandelten Straßen in reißende Flüsse. Es gibt mindestens 95 Tote, die Zahlen könnten aber noch weiter steigen.

Am Donnerstag entspannt sich die Lage in Spanien zusehends. Die größten Regenfälle sollten vorbei sein. Auch wenn die Suche nach weiteren Leichen und Vermissten über die Nacht fortgesetzt wurde: "Wegen der Dunkelheit müssen allerdings viele Aktivitäten bis Tagesanbruch unterbrochen werden", sagte der Leiter der Notfallabteilung des spanischen Roten Kreuzes, Iñigo Vila, am Abend dem staatlichen Fernsehsender RTVE.

Mindestens 95 Menschen kostete das Unwetter ihr Leben. Befürchtet wird, dass die Opferzahl weiter ansteigt. Eine offizielle Gesamtzahl der Vermissten lag nicht vor. Hilfe benötigten auch Tausende Menschen, die in Fahrzeugen, Häusern und Dörfern ausharrten.

Das erzählte auch Ángela der spanischen Zeitung "El País". Sie und ihr Mann konnten sich auf das Dach ihres Hauses retten. Mit einem Hut auf einem Stock versuchten sie, die Rettungshubschrauber auf sich aufmerksam zu machen - jedoch vergeblich. 

Weder der Hubschrauber noch die Boote, so wurde ihnen gesagt, könnten sie erreichen. "Wir dachten, die Welt geht unter", sagte sie. 

Waren die Behörden schuld? 

Obwohl das ganze Ausmaß der Tragödie noch nicht bekannt ist und die Such- und Rettungsarbeiten noch länger anhalten werden, hat in Spanien bereits eine Debatte über mögliche Schuldige begonnen. In den Medien und im Internet wurde diskutiert, ob die Behörden die Bürger früher oder besser hätten warnen müssen.

Entsprechende Kritik gab es etwa von mehreren Rathaus-Chefs. Schließlich wisse man, dass das Wetterphänomen der "Dana" oder des "kalten Tropfens" gefährlich sei. Es tritt zu Herbstbeginn, wenn sich die ersten atlantischen Tiefausläufer mit feuchtkalter Luft über das warme Mittelmeer schieben, im Süden und Osten Spaniens häufiger auf.

Die Regionalregierung und auch Experten wiesen die Vorwürfe zurück. Man könne solche "brutalen Folgen" nicht vorhersagen, weil diese von verschiedenen Faktoren abhängig seien, sagte etwa der angesehene Meteorologe Francisco Martín León der Nachrichtenagentur Europa Press. Der Wetterdienst Aemet habe mit Unwetterwarnungen der Stufen drei (Gelb), zwei (Orange) und eins (Rot) ausreichend und rechtzeitig informiert.

ribbon Zusammenfassung
  • Im Südosten Spaniens ist innerhalb eines Tages so viel Regen gefallen wie sonst im ganzen Jahr.
  • Sturzfluten rissen Autos und Bäume mit und verwandelten Straßen in reißende Flüsse.
  • Es gibt mindestens 95 Tote, die Zahlen könnten aber noch weiter steigen.