Anwältin veruntreute über eine Million Euro
Die Frau soll über mehrere Jahre hinweg Geld, das ihr für Treuhandfonds übergeben wurde, für sich selbst verwendet haben. Die Angeklagte war umfassend geständig und führte als Motiv eine finanzielle Notlage in Folge einer Scheidung an: "Es tut mir unheimlich leid."
Scheidungskrieg wegen Gewalttaten
Die Frau war fast zweieinhalb Jahrzehnte lang als Anwältin, teils in einer Kanzlei zusammen mit ihrem Ex-Mann, tätig und hatte eigenen Angaben zufolge einen guten Ruf. Doch dann kam es zur Trennung von ihrem Mann, der gewalttätig gewesen sein soll. Es folgte ein jahrelanger Scheidungskrieg und ihr Ex soll ihr für die gemeinsamen fünf Kinder keinen Unterhalt gezahlt haben. Sie eröffnete eine eigene Kanzlei und versuchte damit über die Runden zu kommen, doch als es sich nicht mehr ausging, kam ihr die Idee, die treuhändig übergebenen Gelder ihrer Klienten zu nehmen, führte Staatsanwältin Anika Maierhofer aus.
2019 flog alles auf, als die Loch-auf-Loch-zu-Taktik nicht mehr funktionierte und die Rechtsanwaltskammer eine Anzeige erstattete. Drei Tage später erstattete die Angeklagte auch eine Selbstanzeige, ein Schuldenregulierungsverfahren wurde eröffnet. Die über eine Million Euro, die ihre Klienten forderten, wurden vom sogenannten Notfallfonds der Rechtsanwaltskammer gedeckt, in den alle steirischen Anwälte einzahlen. Damit wurden zwar alle Ansprüche der Opfern abgegolten, doch die Kammer will das Geld zurückerstreiten.
Strafrechtliche Konsequenzen
Beim Prozess am Montag ging es allerdings um die strafrechtlichen Konsequenzen für die Veruntreuung. Von 17 Fällen gestand die Angeklagte - bis auf einen vergleichsweise kleineren Fall - alle. "Das ist schon ein enormer Schaden. Das schadet dem Ansehen des gesamten Rechtsanwaltsstands", betonte Richter Erik Nauta. Die Angeklagte, sie wurde von der Rechtsanwaltskammer ausgeschlossen und arbeitet nun als Sekretärin, schilderte mit leiser Stimme und reumütig, wie es dazu gekommen war. Sie habe bereits ihr gesamtes Vermögen und beträchtliches Erbe in die Wiedergutmachung gesteckt und sei nun bis auf das Existenzminimum gepfändet. Ein Urteil wurde noch am Montag erwartet.
Zusammenfassung
- Eine ehemalige Rechtsanwältin aus der Steiermark hat sich am Montag wegen Veruntreuung von mehr als einer Million Euro an Klientengeldern im Grazer Straflandesgericht verantworten müssen.
- Die Frau soll über mehrere Jahre hinweg Geld, das ihr für Treuhandfonds übergeben wurde, für sich selbst verwendet haben.
- Drei Tage später erstattete die Angeklagte auch eine Selbstanzeige, ein Schuldenregulierungsverfahren wurde eröffnet.