Jilch: Bargeldzahlung löst im Gehirn Schmerzen aus

Das Bargeld-Volksbegehren ist mit 530.938 Unterschriften das dritterfolgreichste Volksbegehren der letzten fünf Jahre. Warum das Thema für die Bevölkerung so emotional ist, erklärt Finanzjournalist Niko Jilch bei PULS 24.

Bargeld habe laut Jilch klare Vorteile gegenüber elektronischem Geld und nennt als Beispiel etwa die Geldkontrolle. Trennen wir uns von Bargeld, werde das Schmerzzentrum im Gehirn aktiviert, bei Kreditkartenzahlungen trete das nicht ein. Außerdem: Weniger Bargeld bedeute mehr Privatverschuldung, woran die Wirtschaft Interesse habe, erklärt der Finanzjournalist im Gespräch mit PULS 24 Anchor Jakob Wirl.

Bargeld als Symbolbild

Die Liebe zum Bargeld hänge damit zusammen, dass es die Organisation des Lebens erleichtere. Auch ein historischer Grund lasse sich finden. Der Schilling und auch ein bisschen die deutsche D-Mark galten als Symbol für den "Aufbruch oder das Wiederauferstehen" nach dem Zweiten Weltkrieg. Es gebe eine gewisse "Kulturbeziehung" zum Bargeld, so der Finanzjournalist. Bargeld sei auch das einzig gesetzlich anerkannte Zahlungsmittel. Zahlungen über das Bankkonto würden geduldet, aber seien vom Gesetz her anderes geregelt. 

Regierungsvertrauen und Bargeld

Im Ländervergleich sehe man deutlich einen Zusammenhang zwischen dem Vertrauen in die Regierung und der Einschränkung des Bargeldes. Je weiter man in den Norden geht, desto weniger wird Bargeld verwendet. Dort sei das Vertrauen in die Regierung und der Wille nach einem transparenten Leben nämlich höher. Südlicher von Europa wird Bargeld stärker genutzt und auch "Österreich ist ein klassisches Bargeldland", ist sich Jilch sicher.

Auf den ersten Blick scheint es sich um ein logisches Thema zu handeln, erklärt Jilch. Immerhin gehe die Gesellschaft in Richtung einer digitalen Welt, wo nicht viel über Bargeld nachgedacht wird. Doch das erfolgreiche Volksbegehren beweise, dass die digitale Welt nicht so "allumfassend und wichtig" ist, wie man glaubt: "Ältere Menschen, Frauen und Migranten setzen sehr stark auf Bargeld". Das Volksbegehren fordert, dass Bargeld auf nationalstaatlicher Ebene geschützt wird und in den Verfassungsrang gehoben werden solle.

Es geht ums Geld und nicht ums Bargeld

Aus rein ökonomischer Sicht sei die Debatte um das Bargeld schwer verständlich, sagt Jilch. Es gebe keinen Grund, das Bargeld einzuschränken. Argumente wie die Bekämpfung von Geldwäsche seien nicht überprüfbar. Sogar die Deutsche Bundesbank sehe dafür keine Evidenz, meint Jilch.

Für den Finanzjournalisten gibt es nur zwei Gründe, warum man gegen Bargeld ist: Entweder man möchte damit Geld verdienen oder die Leute "noch stärker" in ihrem Alltag kontrollieren. "Es geht darum, wer mit dem Bargeld Geld ausgibt oder verdient", mutmaßt Jilch. Bei Zahlungen mit der Kreditkarte verdienen die Kreditkartenunternehmen, bleibe das Geld am Konto, verdiene die Bank.

Teuer sei vor allem die Bargeldlogistik. Als die schwedische Notenbank diese auf die Banken auslagerte, verweigerten das die Banken, weswegen das Bargeld dort so zurückgedrängt worden sei, schildert Jilch.

ribbon Zusammenfassung
  • Das Bargeld-Volksbegehren ist mit 530.938 Unterschriften das dritterfolgreichste Volksbegehren der letzten fünf Jahre.
  • Immer wieder ist das Thema Bargeld auch in den Wahlkampfprogrammen von Politiker:innen zu finden.
  • Warum das Thema für die Bevölkerung so emotional ist, erklärt Finanzjournalist Niko Jilch bei PULS 24.