Depot eröffnen: So findet man den besten Broker für sich
In der Welt der Wertpapierdepots hat sich in den letzten Jahren viel getan. Direkt vom Handy aus kann man in hübschen Apps mit bunten Grafiken seine Investments überwachen. Die Auswahl an Anbietern wird immer größer. Doch welcher ist der richtige für mich?
Wie funktioniert ein Depot?
Ein Wertpapierdepot ist gar nicht so viel anders als ein übliches Konto. Nur anstelle von Geld werden dort Wertpapiere verwahrt, also die eigenen Aktien, Anleihen, Fonds oder Derivate. Früher war das noch ein Schließfach, wo die Wertpapiere in tatsächlicher Papierform aufbewahrt wurden - heute läuft das alles digital. Wer also Aktien oder ETFs kaufen will, kommt nicht an einem Depot vorbei. Der Broker kümmert sich dann um die Käufe und Verkäufe - wenn er steuereinfach ist, sogar um die Steuern (dazu gleich mehr).
Lesen Sie hier: Welche Möglichkeiten man hat, um sein Geld an der Börse anzulegen.
Die Hausbank: Höhere Kosten, dafür mit Beratung
Die meisten großen Hausbanken bieten auch Wertpapierdepots an. Grundsätzlich sind Depots bei der Hausbank (zum Beispiel bei der Erste Bank/Sparkasse, einer Raiffeisen- oder der Volksbank) deutlich teurer, dafür erhält man persönliche Beratung und Service.
"Wenn ich Fragen habe oder etwas schiefgeht, habe ich einen persönlichen Kontakt", meinte etwa Finanzexperte Stefan Goldschmidt. Auch Bernd Lausecker, Finanzexperte vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) hebt den persönlichen Kontakt positiv hervor, verweist aber auch die deutlich höheren Kosten.
Will man sich aber ohnehin selbst um seine Finanzen kümmern und braucht gar keine Beratung, rät etwa Finanzexperte Alexander Putz von einem Depot bei der Hausbank ab. Dafür seien die Kosten zu hoch, wenn man das gebotene Service nicht in Anspruch nimmt oder sich nicht gut beraten fühlt.
Der Online-Broker: Billiger, aber auf sich allein gestellt
Wer keine persönliche Betreuung am Finanzmarkt braucht und sich ohnehin lieber selbst um seine Investments kümmern will, kann bei Direktbanken und Online-Brokern mitunter deutlich günstiger handeln.
Viele Anbieter verlangen etwa keine Depot- und Kontoführungsgebühr und bieten günstige Konditionen beim Kauf oder Verkauf von Aktien und Fonds. "Wenn ich sehr versiert bin, was Finanzen betrifft, ist das natürlich eine gute Möglichkeit", so Lausecker.
Doch auch bei vielen Online-Brokern lauern teils versteckte Kosten. Erwin Hof, Leiter der Wiener Börse Akademie, rät deshalb, die verschiedenen Anbieter "unbedingt zu vergleichen". Dabei komme es auch darauf an, was man selber braucht. Wer zum Beispiel hauptsächlich mithilfe von Sparplänen in ETFs investieren will, kann beispielsweise nach einem Anbieter suchen, der diese besonders günstig ausführt.
Selbst wenn die Gebühren auf den ersten Blick nur um einige Euro voneinander abweichen, kann man sich auf lange Sicht "sehr viel ersparen", so Hof. Auf Jahrzehnte gesehen "können das viele tausende Euro sein", meinte der Finanzexperte der Wiener Börse.
Neo-Broker: Was ist steuereinfach?
Junge Menschen werden in sozialen Netzwerken oft von Werbungen sogenannter Neo-Broker aus Deutschland erreicht. Sie bieten niedrigere Kosten oder sogar Flatrates, mit denen man für wenige Euro im Monat unbegrenzt Aktien kaufen- und wieder verkaufen kann.
Wer aber in Österreich wohnt und arbeitet, muss auch in Österreich Steuern bezahlen – auf Gewinne mit Aktienverkäufen oder Dividenden wird in Österreich Kapitalertragssteuer (KESt) in Höhe von 27,5 Prozent fällig. Gängige Banken führen die Steuern direkt ab und man muss sich darum keine Sorgen machen.
Nicht-steuereinfache Broker: Steuererklärung selber machen
Haben diese Neo-Broker aber keine Niederlassung in Österreich, sind sie nicht steuereinfach. Dadurch wird es sehr schnell kompliziert. Dann muss man nämlich die eigenen Gewinne korrekt an das Finanzamt abführen. Besonders bei gewissen Fondsprodukten sei das "nicht ganz so einfach" und kann "sehr zeitintensiv" werden, so Hof.
"Für ein paar Groschen sich so eine Arbeit anzutun, da spart man am falschen Platz", stimmte auch Putz zu: "Wenn, dann nur steuereinfach, bitte". "Gewinne anzugeben kann man mal vergessen – das ist dann aber ganz klar Steuerhinterziehung", warnte auch Lausecker vom VKI.
Die verschiedenen Depot-Anbieter in Österreich hat auch der Finanz-YouTuber Thomas Kehl von Finanzfluss genauer unter die Lupe genommen.
Unabhängige Vermögensberater: Was man beachten muss
Statt auf eine Bank kann man bei Finanzfragen auch auf unabhängige Vermögensberater setzen. Das kann einige Vorteile haben. Während man bei der Bank zuerst meist hauseigene Produkte angeboten werden, können unabhängige Berater (zumindest in der Theorie) die besten Produkte am Markt finden. Auch können sie oft gute, persönliche Beratung und eine Partner-Bank mit attraktiven Konditionen bieten.
Grundsätzlich gilt aber: "Jeder Berater ist auch ein Verkäufer", merkte Lausecker an und riet deshalb, "vorsichtig zu sein".
Wie erkenne ich einen guten Vermögensberater?
Alexander Putz nannte mehrere Punkte, bei denen man als Kunde vorsichtig werden sollte: "Wenn der Berater Druck macht oder gar beim ersten Termin schon eine Unterschrift verlangt. Oder auch, wenn er ungeduldig wird und Dinge von oben herab erklärt". Eine "gute und fundierte Beratung, die dem Kunden mehr bringt" brauche oft eben Zeit.
Auch die Bezahlung kann einen Unterschied in der Beratung machen. Verdient ein Berater an den Provisionen beim Verkauf eines bestimmten Produkts, könnte er deshalb vielleicht statt der bestmöglichen Lösung für den Kunden nur den eigenen Profit im Blick haben.
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Zusammenfassung
- Wer beginnen will, in Fonds, ETFs oder Aktien zu investieren, braucht dazu ein Depot.
- Die Auswahl an Anbietern wird immer größer. Doch welcher ist der richtige für mich?
- Bei der Hausbank sind die Kosten höher, dafür erhält man Beratung und hat einen persönlichen Ansprechpartner.
- Bei Online-Brokern kann man mitunter Kosten sparen, ist aber auf sich allein gestellt.
- Und auch das Thema Steuern muss man vorab beachten.