Thomas Müller DFBAPA/AFP/LLUIS GENE

"Verzwicktes Luder": Was die Deutschen am meisten ärgert

Handspiel oder nicht? Spanien kickte Deutschland im Viertelfinale aus der EM. Beim Gastgeberteam sind Trauer, aber auch Ärger groß. Der Elfmeter, der nie gegeben wurde, bringt das Blut in Wallung. Der Teamchef versteht die Entscheidung nicht, Medien wettern über "Beschiss". Dabei hielt sich der Schiedsrichter an die UEFA-Regeln. Und dann bleibt noch die Frage: Stand Füllkrug etwa gar im Abseits?

1:2 stand es beim Abpfiff in Stuttgart und es war klar: Deutschland muss zwar nicht nach Hause fahren, aber nur, weil sie als Gastgeber dort schon sind. Die Europameisterschaft ist für die Deutschen ausgespielt.

Der Elfer, der nie war

Besonders bitter aus deutscher Sicht: Der nicht gegebene Elfer in der 106. Minute. Da hatte Marc Cucurella einen Schuss von Jamal Musiala mit dem Unterarm geblockt. "Die Handregel ist ein verzwicktes Luder", kommentiert Deutschlands Routinier Thomas Müller.

Nagelsmann kann Elfer-Entscheidung "nicht nachvollziehen"

Teamchef Julian Nagelsmann wollte die umstrittene Entscheidung nicht als Grund für das EM-Aus anführen. Die Szene ließ aber auch ihn nicht los. "Wenn der Schuss von Jamal aufs Tor geht, gibt es Elfmeter, wenn er auf die Tribüne geht und das sieht man, dann gibt es keinen Elfmeter, das ist relativ simpel. Er geht aufs Tor, wahrscheinlich sogar ins Tor, und es gibt keinen Elfmeter, das kann ich nicht nachvollziehen", sagte der 36-Jährige. Von der Technik fühlt er sich im Stich gelassen: "Es gibt 50 Roboter, die uns Kaffee bringen, dann gibt es auch KI, die berechnet, wo die Flanke runterkommt."

Deutsche Medien wüten "Elfer-Beschiss!"

Die deutschen Medien sahen hingegen im nicht gegebenen Elfmeter den Grund für das Ausscheiden. "Elfer-Beschiss! Für uns seid ihr die Sieger", hieß es in der "Bild". Und die "B.Z." schrieb: "Elferwut! England-Schiri verweigert uns klaren Hand-Strafstoß". Auch international ortete man einen "Euroskandal! Dieser Elfmeter wurde Deutschland nicht gegeben. Was für ein Hohn für die Deutschen" ("Gazzetta dello Sport").

Ballack: "Fehlentscheidung"

Auch Ex-DFB-Stütze Michael Ballack war verärgert. Er kritisiert die "klare Fehlentscheidung". Er wisse nicht, ob Schiedsrichter Anthony Taylor und sein Team sich "aus Angst oder Respekt" gegen einen Elfmeter entschieden hätten. Fakt ist allerdings, dass sich der Engländer bei der Aufregerszene an die Handspiel-Vorgaben der UEFA gehalten hat.

Füllkrug im Abseits? 

Offen blieb auch am Samstag, ob Niclas Füllkrug bei der vorausgegangenen Vorlage für Musiala nicht ohnehin im Abseits gewesen wäre. In dem Fall wäre es egal gewesen, ob Cucurellas Handspiel strafbar war, oder eben nicht.

Es war jedenfalls die zweite strittige Handentscheidung mit deutscher Beteiligung im Turnier. Diesmal allerdings fiel sie nicht zu ihren Gunsten aus. Im Achtelfinale gegen Dänemark hatte die Hand von Joachim Andersen eine Flanke von Deutschlands Außenverteidiger David Raum gestreift, worauf der englische Schiedsrichter Michael Oliver nach Ansicht der TV-Bilder auf den Punkt zeigte. Danach hatte sich Dänemarks Teamchef Kasper Hjulmand über diese "lächerliche Handregel" geärgert.

ribbon Zusammenfassung
  • Handspiel oder nicht?
  • Spanien kickte Deutschland im Viertelfinale aus der EM. Beim Gastgeberteam sind Trauer, aber auch Ärger groß.
  • Der Elfmeter, der nie gegeben wurde, bringt das Blut in Wallung.
  • Der Teamchef versteht die Entscheidung nicht, Medien wettern über "Beschiss".
  • Dabei hielt sich der Schiedsrichter an die UEFA-Regeln. Und dann bleibt noch die Frage: Stand Füllkrug etwa gar im Abseits?