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Der Ricciardo-Effekt und was er für Red Bull bedeutet

Seit Dienstag ist es fix: Daniel Ricciardo übernimmt das AlphaTauri-Cockpit von Nyck de Vries. Der Fahrerwechsel zeigt: Trotz der Dominanz von Max Verstappen scheint bei Red Bull nicht alles rund zu laufen.

Daniel Ricciardo ist zurück, obwohl er eigentlich nie weg war. Der australische Publikumsliebling übernimmt den AlphaTauri-Wagen von Nyck de Vries. Null Punkte in zehn Grands Prix lautete die Bilanz von de Vries. Jetzt soll es also der 34-jährige Ricciardo richten.

Obwohl Red Bull mit Max Verstappen ein Rennen nach dem anderen gewinnt, scheint sich der österreichische Rennstall im Umbruch zu befinden. Ist es jetzt zwar "nur" ein Fahrerwechsel beim derzeit schlechtesten Team, könnte das Ricciardo-Comeback noch für einiges an Unruhe im Formel-1-Zirkus sorgen.

Ricciardo: Zurück in der "Bullen"-Familie

"Ich bin begeistert, mit der Red Bull-Familie wieder auf der Strecke zu sein", sagte Ricciardo nach dem Fahrerwechsel zu AlphaTauri. Von 2012 bis 2018 war der achtfache Grand-Prix-Sieger für Red Bull beziehungsweise Toro Rosso (jetzt AlphaTauri) unterwegs. 

2019 folgte die alles andere als freundschaftlich Trennung zwischen Ricciardo und den "Bullen". Der Australier wechselte zu Renault, wollte sich aus dem Schatten von Max Verstappen fahren. Das gelang aber nur mäßig. 

Nach einer weiteren enttäuschenden Saison bei McLaren verlor Ricciardo seinen Stammplatz im F1-Zirkus und kam als Testfahrer zu Red Bull zurück. Dank "extrem konkurrenzfähiger" Reifentests, wie es Red-Bull-Teamchef Christian Horner zuletzt sagte, habe sich Ricciardo eine Chance verdient. Zumindest bei AlphaTauri, dem kleinen Bruder von Red Bull Racing.

Sergio Pérez unter Druck

Während sich Ricciardo bereits auf sein Grand-Prix-Comeback in Ungarn (23. Juli, 15:00 Uhr, Servus TV und Joyn) vorbereitet, werden nicht alle im Red-Bull-Lager mit Party-Confetti um sich werfen. Allen voran Sergio Pérez, Teamkollege von Max Verstappen. 

Pérez gewann zwar schon zwei Grands Prix in dieser Saison, befindet sich aber seit ein paar Monaten in einem Tief. Im Silverstone-Qualifying schaffte es der Mexikaner zum fünften Mal in Folge nicht in die dritte Runde. Die seit sechs Rennen andauernde Siegesserie von Verstappen macht den Kontrast zu seinem Teamkollegen noch umso stärker. 

Pérez hat zwar einen Vertrag bis 2024 - dass Red Bull nicht das zögerlichste Team ist, wenn es um das Ziehen der Reißlinie geht, ist aber kein Geheimnis. Mit Verstappen als Erfolgsgarant bringe Ricciardo im zweiten "Bullen"-Cockpit zumindest eine ordentliche Portion Marketing-Power mit sich.

Dank seiner Kultauftritte in der Netflix-Serie "Drive to Survive" avancierte Ricciardo zu einem der beliebtesten F1-Fahrer. Besonders in den USA ist der Australier ein absoluter Publikumsliebling. Allein auf Instagram hat Ricciardo 2,3 Millionen Follower mehr als Pérez.

Daniel Ricciardo und Sergio PerezAPA/AFP/Miguel Medina

Schnappt sich Daniel Ricciardo schon bald wieder den Red-Bull-Posten von Sergio Pérez?

Uhr tickt für Yuki Tsunoda

Wahrscheinlich noch unmittelbarer als Pérez trifft das Ricciardo-Comeback den zweiten AlphaTauri-Fahrer, Yuki Tsunoda. Der 23-Jährige fährt nun seine dritte F1-Saison, mit erst zwei WM-Punkten in den ersten zehn Rennen blieb auch er bisher hinter seinen Erwartungen. Tsunoda galt eigentlich als einer der heißesten Kandidaten auf die zukünftige Red-Bull-Nachfolge von Pérez. Das könnte sich ändern.

Jetzt muss sich Tsunoda nämlich erst mal mit seinem neuen Teamkollegen konkurrieren. De Vries war mit seinen schwachen Auftritten kein Maßstab für den Japaner. Ricciardo fuhr bei den Testfahrten in Großbritannien fast so schnelle Rundenzeiten wie Verstappen. Der AlphaTauri ist zwar ein mit Abstand langsameres Auto als der Red Bull, nichtsdestotrotz scheint Ricciardo in einer starken Form zu sein.

Red Bull und der Nachwuchs

In der Vergangenheit produzierte die Red-Bull-Akademie einen Formel-1-Star nach dem anderen. Sebastian Vettel, Max Verstappen, Carlos Sainz, Pierre Gasly - um nur ein paar zu nennen. Könnte sich das ändern?

Ein paar junge Namen, wie der 21-jährige Liam Lawson, scheinen zwar vielversprechend zu sein. Die Verpflichtung des 34-jährigen Ricciardo wirft jedoch Fragen auf, wie fruchtbar die aktuelle Nachwuchsarbeit des "Bullen"-Rennstalls wirklich ist.

Erst vor drei Wochen sagte Ricciardo, dass es für ihn "ein Märchen" sei, falls er in der  Zukunft wieder mal für Red Bull fahren dürfte. Ein "Happy End" wäre das, sagte der Australier. Für manch andere im Red-Bull-Lager könnte das Comeback von "Danny Ric" aber eher eine Tragödie werden.

ribbon Zusammenfassung
  • Daniel Ricciardo ist zurück, obwohl er eigentlich nie weg war.
  • Der australische Publikumsliebling übernimmt den AlphaTauri-Wagen von Nyck de Vries.
  • Obwohl Red Bull mit Max Verstappen ein Rennen nach dem anderen gewinnt, scheint sich der österreichische Rennstall im Umbruch zu befinden.
  • Jetzt nur ein Fahrerwechsel beim derzeit schlechtesten Team, könnte das Ricciardo-Comeback noch für einiges an Unruhe im Formel-1-Zirkus sorgen.