2:0-Sieg in Estland: Die ÖFB-Spieler in der Einzelkritik
Im eisigen Estland wurde den österreichischen Fans warm ums Herz: Beim EM-Qualifikationsspiel konnte sich das ÖFB-Team 2:0 gegen die Esten durchsetzen. Und das, wie Sportdirektor Peter Schöttel es beschrieb, trotz des "unangenehmen Gegners".
Unangenehm war es bei -3 Grad Celsius wahrscheinlich auch auf den Rängen, trotzdem ließen es sich 600 aus Österreich mitgereiste ÖFB-Fans sich nicht nehmen, ein bisschen Rot-Weiß-Rot in die A. Le Coq Arena zu bringen.
Während es am Feld leise rieselte, stellte Teamchef Ralf Rangnick feurig klar, dass die 4-2-3-1 Aufstellung lediglich für das Spiel in Tallinn gelten würde. Den Auswärtssieg konnte er so auch als Casting für das bevorstehende Testspiel-Hit gegen Deutschland nutzen. PULS 24 resümiert, wer sich spielerisch von seiner Schokoladenseite zeigen konnte - und wer nicht.
Estland vs. Österreich: Die ÖFB-Spieler in der Einzelkritik
Alexander Schlager: Zitterpartie beim Schlussman, primär aufgrund von Inaktivität. Im winterlich kalten Estland blieben die Handschuhe des Goalies sauber. Die Schüsse der Esten waren zwar teils gefährlich, aber am Tor vorbei.
Maximilian Wöber: Vielleicht bestärkt durch das zuletzt erspielte 4:0 bei seinem Verein, VfL Borussia Mönchengladbach, baute sich der Defensiv-Spieler auch offensiv ein. Wöber bemühte sich um den Ball, provozierte durch seine Aktivität die estnischen Spieler und war an Torchancen beteiligt. Ein gutes Casting für den EM-2024-Einsatz, ein bisschen mehr Speed würde vielleicht eine Fixbesetzung bedeuten.
David Alaba: Der Kapitän ist auch nach 104 Länderspielen - er überholte damit Andreas Herzog - noch nicht müde. Der Real-Madrid-Legionär dirigierte seine Mannschaft munter mit Händen und Worten, die Eckbälle waren Chefsache. Einer davon verhalf Lienhart in der 38. Minute zum 2:0. Defensiv konnte Alaba nur sporadisch überzeugen, geschuldet war das aber den Esten, die nur wenig angreifen konnten.
Philipp Lienhart: In der 24. Minute eröffnete ein grober Schnitzer von Lienhart den Esten eine Abschlussmöglichkeit. Spätestens in der 39. Minute war das Malheur aber vergeben, als der Freiburg-Legionär nach einer Alaba-Ecke mit dem Kopf das 2:0 und damit sein erstes Nationalteam-Tor schoss.
Stefan Posch: Der 26-Jährige ging aktiv nach vorne, hatte das Spiel im Blick konnte sich aber nicht immer in Szene setzen, auch wenn er hart für das Rampenlicht arbeitete. Er wartete manchmal zu lange auf die perfekten Momente und verpasste so manch gute. Gegen Estland war Posch die schwächere Seite der österreichischen Verteidigung.
Xaver Schlager: Der kreative und manchmal unkonventionelle Spieler war an vielen wichtigen Aktionen beteiligt, hatte keine Angst vor Körperkontakt und konnte durch sein Tempo Akzente setzen. Sein Assist führte zum 1:0. Vielleicht waren bei den eisigen estnischen Temperaturen die Zehen eingefroren, vereinzelt waren bei Schlager dann nämlich doch Ungenauigkeiten dabei.
Nicolas Seiwald: Auch wenn nicht am auffälligsten, war er im zentralen Mittelfeld immer bereit. Man möge sich vorstellen, was Seiwald mit noch mehr Ballkontakten anstellen könnte. Seine Flanke auf Saša Kalajdžić kam nicht an. Beim RB Leipzig wurde Seiwald diese Saison zwar nur sporadisch eingesetzt, für Österreich hat er dafür aber alle Minuten der EM-Quali bestritten.
Marcel Sabitzer: Der Mittelfeldspieler machte im Spiel seine Meter und hatte in der 28. sowie 37. Minute auch Chancen. Nach seinem Goldtor gegen Aserbaidschan ist Sabitzer bei den Esten aber ein bisschen hinter seinen Möglichkeiten zurückgeblieben.
Konrad Laimer: Beim FC Bayern München hat Laimer in 18 Spielen 18 Einsätze gehabt. Das Training bei den Deutschen hat er im Länderspiel auf den Rasen gebracht und in der 26. Minute, mit Hilfe von Xaver Schlager, das befreiende erste Tor geschossen. Ausgewechselt wurde er gleich nach der Halbzeit für Marco Arnautović, sonst hätte man vielleicht noch mehr von ihm gesehen.
Christoph Baumgartner: Der Mittelfeldspieler aus der Deutschen Bundesliga war nicht so involviert wie sonst, aber um den Spielaufbau bemüht. Den Eckball von Alaba konnte er nicht in einen Torjubel übersetzen, am Torabschluss von Laimer war er neben Xaver Schlager aber bedeutend beteiligt. In der 63. Minute wurde er für Romano Schmid ausgewechselt.
Michael Gregoritsch: Bemüht, aber nicht belohnt. Der Freiburg-Stürmer versuchte es zwar immer wieder, kam aber nicht zum Abschluss. Seine beste Chance ergab sich in der 18. Minuten mit Hilfe von Wöber und durch einen gut eingelaufenen Versuch in der 53. Nachdem der Freiburger bei -3 Grad in Tallinn erst nach der Halbzeit so richtig warm wurde, kam der Wechsel in der 63. für Kalajdžić vielleicht zu früh.
Marko Arnautović: Ab der zweiten Halbzeit war der Langzeit-Nationalspieler als zentraler Stürmer dabei. Er baute sich gleich nach dem Wechsel ins Spiel ein, konnte seine, wenn auch teils kleinen Chancen, aber nicht verwerten. Schrecksekunde in der 84. Minute: Arnautović lag nach längerer Verletzungsperiode am Boden, kurze Zeit später aber zurück im Spiel.
Saša Kalajdžić: Der Premier-League-Spieler ersetzte Gregoritsch in der 63. Minute und kam bereits nach Sekunden am Feld zu einer Top-Chance. In der 75. Minuten machte ein Hacken der Esten den Wiener dafür aber nass.
Romano Schmid: Der 23-jährige Bremen-Spieler wurde in der 63. Minute für Baumgartner eingewechselt, fiel in der verbleibenden Spielzeit aber nicht größer auf.
Matthias Seidl: Grün ist die Hoffnung und die kann der Rapid-Spieler nach einer turbulenten Woche gebrauchen. Er lief in der 76. Minute im Austausch mit Xaver Schlager auf - und nutzte seine verbleibenden 15 Minuten aktiv.
Zu kurz eingesetzt: Florian Kainz (89.)
Zusammenfassung
- Vom Anstoß bis zum Schlusspfiff: PULS 24 hat dem ÖFB-Team beim 2:0-Sieg gegen Estland auf die Finger und Füße geschaut.
- Die Mannschaft performte souverän, aber noch mit Luft nach oben.
- Eine Schrecksekunde gab es bei ÖFB-Star Marko Arnautović.