APA/APA/AFP/-

UNO: Keine Anzeichen für Verhandlungsbereitschaft im Sudan

Die von den USA vermittelte Waffenruhe im Sudan hält nach Auffassung der Vereinten Nationen bisher "in einigen Teilen". Es gebe allerdings keine Anzeichen, dass die Kriegsparteien bereit seien, "ernsthaft zu verhandeln, was darauf hindeutet, dass beide denken, dass ein militärischer Sieg über die andere Seite möglich ist", sagte der UNO-Sonderbeauftragte für den Sudan, Volker Perthes, am Dienstag vor dem UNO-Sicherheitsrat. Dies sei eine Fehlkalkulation.

In der sudanesischen Hauptstadt Khartum wurde unterdessen das SOS-Kinderdorf nach Angaben der Organisation von Bewaffneten angegriffen. Wie die Helfer am Mittwoch mitteilten, mussten die betreuten Kinder und Jugendlichen sowie die Mitarbeiter evakuiert werden. Insgesamt seien 68 Kinder und 19 Angestellte in angemieteten Wohnungen in anderen Vierteln Khartums untergebracht worden. "Wir fordern beide Seiten auf, sich bedingungslos an die internationalen humanitären Gesetze und Prinzipien zu halten und es uns zu ermöglichen, unsere lebenswichtige Unterstützung für die am meisten gefährdeten Kinder und Familien fortzusetzen", sagte die Leiterin der SOS-Kinderdörfer im östlichen und südlichen Afrika, Senait Gebregziabher.

Im Sudan kämpfen seit 15. April die sudanesischen Streitkräfte und die paramilitärische Gruppe Rapid Support Forces (RSF) um die Macht. Dabei sind mindestens 459 Menschen getötet und mehr als 4.000 verletzt worden. Seit Dienstag gilt die US-vermittelte 72-stündige Waffenruhe. Zwei zuvor von beiden Konfliktparteien vereinbarte Feuerpausen waren nicht eingehalten worden.

Perthes, der seinen Arbeitsort aus Sicherheitsgründen in die Stadt Port Sudan verlegt hatte, ist nach eigenen Angaben weiterhin in regelmäßigem Kontakt mit den rivalisierenden Generälen im Sudan. Sowohl Armee-Oberbefehlshaber Abdel Fattah al-Burhan als auch Mohamed Hamdan Dagalo, Anführer der RSF, würden aber noch immer gegenseitige Anschuldigungen erheben und damit wenig Hoffnung auf eine baldige Lösung der Krise machen.

Das Außenministerium in Wien teilte am Mittwoch der APA mit, dass bisher rund 50 Auslandsösterreicher und ihre Angehörigen aus dem Sudan sicher außer Landes gebracht worden seien, "die meisten im Rahmen von Evakuierungsmissionen auf dem Luftweg". Rund 25 der Betroffenen seien Kinder. Bei den Evakuierten handle es sich vorwiegend um Auslandsösterreicher mit sudanesischen Wurzeln, die ihren Lebensmittelpunkt zumeist seit mehreren Jahren im Sudan hätten. Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) bedankte sich Mittwoch früh via Twitter bei seinem niederländischen Amtskollegen Wopke Hoekstra, dessen Ministerium sowie dem Verteidigungsministerium der Niederlande dafür, dass mehrere Österreicher mit einem niederländischen Evakuierungsflug aus dem Sudan in Sicherheit gebracht worden seien. Aktuell sind noch rund ein Dutzend Österreicher mit Aufenthaltsort Sudan beim österreichischen Außenministerium registriert.

Die deutsche Bundeswehr hat mittlerweile ihre Evakuierungsflüge aus dem Sudan vorerst beendet und mit ihrem Einsatz mehr als 700 Menschen aus dem umkämpften Land evakuiert. Darunter seien 197 Deutsche, sagte ein Sprecher am Mittwoch.

Der Deutsche Bundestag will an diesem Mittwoch (16.30 Uhr) über den Sudan-Einsatz der Bundeswehr abstimmen. Mit dem nachträglichen Mandat sollen die Streitkräfte auch eine Rechtsgrundlage für eine mögliche Fortsetzung der Rettungsmission bis Ende Mai erhalten.

Großbritannien hat bisher mehr als 200 Briten aus dem Sudan ausgeflogen. Innenministerin Suella Braverman sagte am Mittwoch dem Sender Sky News, 200 bis 300 Menschen seien an Bord britischer Militärmaschinen aus dem umkämpften Land gebracht worden.

Saudi-Arabien evakuierte eigenen Angaben zufolge am Mittwoch knapp 1.700 Zivilisten per Schiff aus dem Sudan. Darunter seien auch Menschen aus Deutschland, Frankreich und anderen EU-Staaten, teilte das saudi-arabische Außenministerium mit. Die Heimreise der ausländischen Staatsbürger werde derzeit vorbereitet. Insgesamt seien 13 Saudis sowie 1.674 Menschen aus mehr als 50 Ländern an Bord des Schiffs in die saudi-arabische Küstenstadt Jeddah gebracht worden. Riad holte in den vergangenen Tagen den Angaben nach insgesamt bereits 2.148 Menschen aus dem Sudan, davon mehr als 2.000 Ausländer.

ribbon Zusammenfassung
  • Die von den USA vermittelte Waffenruhe im Sudan hält nach Auffassung der Vereinten Nationen bisher "in einigen Teilen".
  • Großbritannien hat bisher mehr als 200 Briten aus dem Sudan ausgeflogen.
  • Saudi-Arabien evakuierte eigenen Angaben zufolge am Mittwoch knapp 1.700 Zivilisten per Schiff aus dem Sudan.
  • Riad holte in den vergangenen Tagen den Angaben nach insgesamt bereits 2.148 Menschen aus dem Sudan, davon mehr als 2.000 Ausländer.