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Warum Vorarlberg nicht Vorderösterreich heißt

Für den Rest von Österreich "Vorderösterreich", kämpfte das Ländle wiederholt um Eigenständigkeit und sieht "Oho Vorarlberg" als Hymne. Das und weitere Vorarlberger Eigenheiten.

Die Vorarlberger Landessymbole erzählen viel über die Geschichte des "Ländles". 1849 bis 1861 und in der NS-Zeit mit Tirol vereinigt, kämpfte das Land wiederholt um Eigenständigkeit, weshalb man in Vorarlberg in Abgrenzung zum Rest Österreichs noch heute gern das "Alemannische" betont. Als Landessymbole in der Verfassung festgehalten sind das Landeswappen, die Landesfarben Rot und Weiß, das Landessiegel und eine Landeshymne. Als Landespatron wurde der Heilige Josef gewählt.

Warum VOR dem Arlberg?

Vorarlberg ist im Grunde der Rest Vorderösterreichs, der "Vorlande", wie die Habsburger ihre Besitzungen westlich des Arlbergs auch nannten. Ab dem späten 14. Jahrhundert verwalteten sie das heutige Vorarlberg über Freiburg im Breisgau, auch ihr Stammsitz liegt im heutigen Schweizer Kanton Aargau - aus dieser Perspektive liegen diese Länder also vor dem Arlberg.

Dieser bildete jahrhundertelang eine nur mit Mühe zu überwindende Grenze. So war Vorarlberg seit jeher in die Bodenseeregion orientiert, in die Schweiz und nach Süddeutschland - Teile des Allgäus zählten noch bis 1805 zu Vorarlberg. Ab 1750 formten sich die Herrschaften vor dem Arlberg langsam zu einem "Land Vorarlberg".

Arl-was?

Das "Arl" im Landesnamen verweist auf die "Arlen" (Latschenkiefern), die in der Hochgebirgsregion Arlberg häufig vorkommen. Einen Arlberg-Gipfel gibt es übrigens nicht: Der Name bezieht sich vielmehr auf die gesamte Passregion, denn durch Muren, Steinschlag und Lawinen mussten in der Gegend immer wieder neue Übergangswege gefunden werden. "Bäärg/Baarg" meint noch heute in einigen Dialekten der dort siedelnden Walser ein Passgebiet, was sich später sprachlich nicht mehr anpasste.

Gonfanon

Das Wappen des Landes besteht aus dem roten Banner der Montforter auf silbernem Schild. Die Grafen von Montfort prägten als Adelsgeschlecht das Land jahrhundertelang. Wappenfigur ist eine "Kirchenfahne", ein sogenanntes Gonfanon. Es ist dem Wappen der Tübinger Pfalzgrafen entnommen, jenem Geschlecht, dem der 1228 gestorbene Hugo I., Graf von Bregenz und Montfort, entstammte. Hugo begründete als erster Montforter das inzwischen erloschene Geschlecht, erbaute um 1200 die Schattenburg und gründete die Stadt Feldkirch.

Landtag seit 1861

1861 erhielt Vorarlberg nach langem Ringen einen eigenen Landtag. 1864 bekam das nun eigenständige Kronland von Kaiser Franz Joseph ein Wappen verliehen, das sich aus jenen der Regionen und Städte Vorarlbergs zusammensetzte, umrahmt von einem rot-weißen Fürstenmantel. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie blieb davon das Herzschild mit dem Montfort-Wappen. Seit 1923 steht es in Verfassungsrang. Seit 1918/19 zeigt das Landessiegel das Wappen samt der großbuchstabigen Unterschrift "Land Vorarlberg", führen dürfen dieses nur der Landtagspräsident und der Landeshauptmann. Die Landesflagge besteht aus zwei Streifen in den Landesfarben Rot und Weiß.

"'s Ländle, meine Heimat" vs. "Oho Vorarlberg"

Als Landeshymne gesungen wird "'s Ländle, meine Heimat". Auf Anregung der "Vorarlberger Landeszeitung" 1905/07 vom Feldkircher Musiklehrer Anton Schmutzer auf Basis eines Gedichts komponiert, behandelt es das Heimweh, das anderswo weilende Vorarlberger auch heute noch befällt. Bei Schmutzers Tod 1936 wurde das inzwischen beliebte Schullied als Landeshymne vorgeschlagen, 1937 wurde es "Landeslied". Gerade in der NS-Zeit, als man wieder von Tirol aus regiert wurde, erhielt es Bedeutung für den Erhalt der Landesidentität. Seit 1949 ist das Lied per Gesetz "Landeshymne". Inoffizielle Konkurrenz erhält die Hymne seit 1973 von "Oho Vorarlberg", gedichtet und vertont von Michael Köhlmeier und Reinhold Bilgeri.

Vor einem Gang vor das Verfassungsgericht scheute das Land Vorarlberg noch selten zurück, auch bei den Ehrenzeichen war das so: Als 1949 ein Bundesgesetz über die Verleihung von Feuerwehr- und Rettungsehrenzeichen erging und sich der Bund darin in Nachfolge des Kaisers zuständig sah, erwirkte die Landesregierung 1950 am Verfassungsgericht die Klarstellung, dass die Schaffung von Ehrenzeichen für Verdienste um ein Land oder in Landesangelegenheiten Ländersache ist.

Feuerwehrmedaillen

Dennoch verlieh Vorarlberg ab 1952 zunächst lediglich Feuerwehrmedaillen, erst 1962 wurde dem Landtag ein erstes Ehrenzeichengesetz vorgelegt, "wenn es auch zum Wesen der Vorarlberger gehört, Äußerlichkeiten gegenüber eher zurückhaltend und weniger zugänglich zu sein", wie es im Motivenbericht dazu hieß. Die Ablehnung einer solchen Auszeichnung war der Zuständigen im Amt der Landesregierung auf APA-Anfrage dennoch nicht bekannt. Insgesamt hat das Land Vorarlberg seit 1953 über 14.000 Auszeichnungen vergeben, bei über 11.500 handelte es sich um Feuerwehrehrenzeichen.

ribbon Zusammenfassung
  • Für den Rest von Österreich "Vorderösterreich", kämpfte das Ländle wiederholt um Eigenständigkeit und sieht "Oho Vorarlberg" als Hymne.
  • Das und weitere Vorarlberger Eigenheiten.