Ukrainische Städte weiterhin unter Beschuss
Russische Flugzeuge hätten die Umgebung der nordostukrainischen Großstadt Sumy bombardiert, schrieb der Chef der Gebietsverwaltung von Sumy, Dmytro Schywyzkyj, auf Telegram. In der Stadt Ochtyrka südlich von Sumy seien erneut Wohngebiete beschossen worden. Es gebe zudem Informationen, dass dort auch eine Gasleitung getroffen worden sei. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.
Kiew weiterhin umzingelt
Die russische Armee arbeite weiter daran, Kiew zu umzingeln und verstärkte auch ihre Einheiten rund um die südukrainische Großstadt Mykolajiw, hieß es seitens der Ukraine weiter. Angriffe gebe es auch in der Region Charkiw im Osten des Landes zudem auf die Stadt Isjum und die nahen Dörfer Petrivke und Hruschuwacha.
Am Mittwoch konnten laut Präsident Wolodymyr Selenskyj mindestens 35.000 Zivilisten in Sicherheit gebracht werden. In einer Videoansprache sagte Selenskyj ebenfalls in der Nacht, dass drei humanitäre Korridore es den Bewohnern ermöglicht hätten, die umkämpften Städte Sumy im Nordosten, Enerhodar im Südosten und Gebiete um die Hauptstadt Kiew zu verlassen.
Drei Fluchtkorridore geplant
Für Donnerstag sind einem ukrainischen Behördenvertreter zufolge drei Fluchtkorridore zur Evakuierung von Menschen aus der Region Sumy im Nordosten des Landes geplant. Diese führten aus den Städten Trostjanez, Krasnopillja und Sumy jeweils in Richtung der zentralukrainischen Stadt Poltawa, teilte Dmytro Schywyzkyj via Telegram mit. Der Beginn der Waffenruhe für die betreffenden Routen sei für 8.00 Uhr MEZ geplant.
Schywyzkij zufolge habe man noch andere Orte der Region für Fluchtkorridore eingereicht, diese allerdings noch nicht bestätigt bekommen. Fluchtkorridore sind Routen, über die sich Zivilisten unbehelligt in Sicherheit bringen können.
Selenskyj hatte am Mittwochabend erklärt, für Donnerstag seien sechs Fluchtkorridore geplant. Es war zunächst unklar, ob die drei in der Region Sumy zu diesen sechs hinzukommen oder diese schon eingeschlossen sind. Bisher ist die Bilanz für die humanitären Korridore durchwachsen. Vor allem um die Evakuierung der südukrainischen Hafenstadt Mariupol wird seit Tagen gerungen. Mehrere Anläufe seit Sonntag waren gescheitert, vereinbarte Feuerpausen hatten nicht gehalten.
Angriff auf Geburtenstation
UNO-Generalsekretär António Guterres verurteilte die Russland zugeschriebene Attacke auf eine Geburtsklinik in Mariupol. Der Angriff auf die Einrichtung, "wo sich Entbindungs- und Kinderstationen befinden, ist entsetzlich", schrieb Guterres am Mittwoch (Ortszeit) auf Twitter. Zivilisten zahlten den höchsten Preis für einen Krieg, der nichts mit ihnen zu tun habe. Die US-Regierung nannte die Attacke "barbarisch".
Die ukrainische Regierung hatte Moskau für den Angriff auf die Klinik am Mittwoch verantwortlich gemacht. 17 Schwangere und Mitarbeiter seien dabei verletzt worden. Die Bombardierung des Kinderkrankenhauses sei "ein Beweis dafür, dass ein Völkermord an den Ukrainern stattfindet", sagte Selenskyj. "Was ist das für ein Land, die Russische Föderation, das Angst vor Krankenhäusern hat, Angst vor Entbindungskliniken hat und sie zerstört?"
USA kritisiert "skrupellose Angriffe auf Wohngebiete"
Die ukrainische Armee soll binnen 24 Stunden sechs Mal Ziele in der selbst ernannten Volksrepublik Luhansk (LNR) beschossen haben. Das berichtete die russische Agentur Tass mit Berufung auf Vertreter der LNR. Demnach wurde bei dem Beschuss mindestens eine Zivilistin in der Stadt Pervomajsk verletzt. Zudem seien eine Gasleitung und eine Stromleitung beschädigt, in der Folge nun zwei Dörfer ohne Strom.
US-Außenminister Antony Blinken und der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba sprachen nach US-Angaben in einem Telefonat in der Nacht auf Donnerstag über zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen und humanitäre Unterstützung. Es sei auch um Russlands "skrupellose Angriffe auf Wohngebiete" gegangen, teilt das Außenministerium in Washington mit. Russland bezeichnet sein Vorgehen in der Ukraine als "militärischen Sondereinsatz".
Das US-Repräsentantenhauses verabschiedete den 1,5 Billionen Dollar schweren Bundeshaushalt, der 13,6 Milliarden Dollar an Hilfen für die Ukraine vorsieht. Nun muss der Senat zustimmen, bevor an diesem Freitag die Finanzierung der US-Behörden ausläuft und es zum sogenannten Shutdown kommt, einem Stillstand in der Verwaltung.
Zusammenfassung
- Ukrainische lokale Behördenvertreter haben in der Nacht auf Donnerstag aus mehreren Städten Beschuss gemeldet.
- Nach Angaben der ukrainischen Armee wehren die eigenen Streitkräfte die russischen Truppen derzeit jedoch ab und halten diese zurück.
- Das teilte der Generalstab der ukrainischen Armee auf Facebook mit.
- Selenskyj hatte am Mittwochabend erklärt, für Donnerstag seien sechs Fluchtkorridore geplant.