Üppigere Oberweite: TV-Sender verfälschte Foto von Politikerin
Der australische Nachrichtensender 9News Melbourne sieht sich aktuell mit Sexismusvorwürfen konfrontiert. Grund dafür ist ein bearbeitetes Bild der australischen Politikerin Georgie Purcell, die Mitglied im Oberhaus des Bundesstaates Victoria ist.
9News Melbourne wird vorgeworfen, ein Foto der Regionalpolitikerin so retuschiert zu haben, um sie attraktiver wirken zu lassen.
Bauchfreies Top statt Kleid
Auf dem Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter) veröffentlichte Purcell das Originalbild sowie die bearbeitete Version des Fotos und hob die Veränderungen hervor. Im ursprünglichen Bild ist sie in einem weißen ärmelfreien Sommerkleid zu sehen. In der bearbeiteten Fassung wurde das Kleid zu einem bauchfreien Top und Rock. Um Purcells Oberweite größer erscheinen zu lassen, wurde an den entsprechenden Stellen ein grauer Schatten eingefügt.
Purcell, die der Tierschutzpartei Animal Justice Party angehört, zeigte sich auf X empört: "Kann sich jemand vorstellen, dass das einem männlichen Abgeordneten passieren könnte?"
https://twitter.com/georgievpurcell/status/1752088649527853107
Ist die Technik schuld?
Laut dem Chef von 9News Melbourne, Hugh Nailon, sei die Bildbearbeitungssoftware Adobe Photoshop schuld an dem Fauxpas. Beim Zuschneiden des Originalbildes habe "die Automatisierung von Photoshop ein Bild geschaffen, das nicht mit dem Original übereinstimmte".
Das entstandene Foto entspreche nicht den "hohen redaktionellen Standards" des Senders, "dafür entschuldigen wir uns bei Frau Purcell", so Nailon.
Das Softwareunternehmen Adobe wies jedoch jegliche Schuld an dem Fake-Foto zurück. "Die Änderungen an diesem speziellen Bild hätten einen menschlichen Eingriff und eine Freigabe erfordert", so das Unternehmen in einem Statement.
Bildmanipulationen dürfen "nie wieder vorkommen"
Bei der Politikerin sitzt der Schock tief. Sie akzeptiere die Entschuldigung, sei aber skeptisch gegenüber der Erklärung. Dem Sender gab sie zu verstehen, dass solche Bildmanipulationen "andere Frauen noch mehr beeinträchtigen könnten und sollten nie wieder vorkommen". Einem männlichen Kollegen würden solche Dinge niemals passieren, betonte Purcell.
Purcell, die während ihres Jurastudiums als Stripperin gearbeitet hat, hatte in der Vergangenheit bereits mit sexistischen Beschimpfungen zu kämpfen. Durch das bearbeitete Bild würden diese wieder verstärkt auftreten: "Sie kritisieren mich und sagen mir, ich solle wieder an die Stange gehen, als würden sie das als Waffe gegen mich einsetzen", erzählte sie.
Unterstützung erhält die Regionalpolitikerin von Victorias Premierministerin Jacinta Allan. Journalist:innen gegenüber sagte sie: "Das ist keine Art, irgendeine Frau darzustellen, erst recht keine Frau in einem öffentlichen Amt". Man müsse an die Botschaft denken, die an junge Frauen gesendet wird.
Zusammenfassung
- Der australische Nachrichtensender 9News Melbourne sieht sich aktuell mit Sexismusvorwürfen konfrontiert.
- Grund dafür ist ein bearbeitetes Bild der australischen Politikerin Georgie Purcell.
- Der TV-Sender soll das Foto der Regionalpolitikerin so bearbeitet haben, dass sie am Ende mit größer wirkenden Brüsten und bauchfreiem Top zu sehen war.
- Der Chef des Senders schob die Schuld auf technische Probleme.