Staudinger: Menschen müssen sich bei Klimapolitik umstellen
Bei der derzeitigen Energiepolitik sieht Staudinger weniger die Notwendigkeit auf Verzicht als sich im Alltag an "Umstellungen anzupassen, wie sie laufend passieren". Als "bestes Beispiel" nennt der Experte die Umgestaltung der Mariahilfer Straße in Wien. Damals sei eine "Katstrophenstimmung" bei der Ankündigung dieses Projekts vorherrschend gewesen. Man kann die Mariahilfer Straße auch ohne Autos genießen. Die schlimmsten Vermutungen seien nicht eingetreten.
Diese Umstellung braucht es laut Staudinger "in vielen Sektoren, wie Lebensmittel, Wohnen, Fernverkehr". Wenn das richtig angegangen würde, wären die Veränderungen auch mit "immer besserer Lebensqualität verbunden". Die derzeitige Politik würde aufgrund der daraus folgenden höherer Schulden jedoch zu zögerlich vorgehen. Dabei gelte es, "die nächsten Generationen zu schützen".
Österreich hat "eine Sonderchance"
Die Kritik der FPÖ, wonach das Klima-Paket der Regierung gravierende Auswirkungen auf die heimische Wirtschaft hätte, teilt Staudinger nicht. "Viele österreichische Firmen sind führend in der Energiepolitik", zudem würden sich viele neue Märkte auftun. Weiters bleibe auch die Wertschöpfung im Land, die nicht wie beim Öl ins Ausland abfließe. Das sei "eine Sonderchance, die rasch wahrgenommen werden muss und ein Riesenvorteil für Österreich hier vorne weg zu sein".
Lenkungseffekt der CO2-Steuer gering
In der CO2-Steuer sieht Staudinger einen geringen "Lenkungseffekt", wichtiger sei aber, "was man mit dem Geld macht". Wenn damit Einkommensschwache entlastet würden, "die sich nicht gegen Gaspreise wehren können", dann gehe diese Maßnahme in die "richtige Richtung". Bei der Umstellung von Gasheizungen müsste man ebenfalls "steuerliche Anreize und technische ausschöpfen". Ein Umstieg auf die Kühlung beziehungsweise Heizung von Wohnungen durch Erdwärme würde sich zusätzlich in geringeren Betriebskosten bemerkbar machen.
Maßnahmen der EU begrüßenswert
Beim heute vom EU-Parlament beschlossenen Aus für Verbrennermotoren ab 2035 gibt sich Staudinger abwartend: Das Verbot sei noch mit dem Rat zu vereinbaren, "das ist noch nicht gesetzt". Die Richtung stimme dennoch.
Die Ausweitung des Emissions-Handels sei aufgrund eines Alternativvorschlags zu Fall gekommen. Die Reduktion der Emission sollte von den vereinbarten 67 Prozent nochmals auf 63 Prozent bis 2035 gesenkt werden. Staudinger hofft jedenfalls auf eine rasche Einigung.
Zusammenfassung
- Mit dem Ukraine-Krieg und dem Klimawandel seien in den letzten Monaten zwei Dinge zusammengekommen, aus denen man lernen könne, so der ehem. ZAMG-Direktor Michael Staudinger.
- Bei der derzeitigen Energiepolitik sieht Staudinger weniger die Notwendigkeit auf Verzicht als sich im Alltag an "Umstellungen anzupassen, wie sie laufend passieren".
- Die Kritik der FPÖ am Klima-Paket teilt Staudinger nicht. "Viele österreichische Firmen sind führend in der Energiepolitik", zudem würden sich viele neue Märkte auftun.
- In der CO2-Steuer sieht Staudinger einen geringen "Lenkungseffekt", wichtiger sei aber, "was man mit dem Geld macht".
- Das vom EU-Parlament beschlossene Aus für Verbrenner begrüßt der Experte. Beim Emissions-Handel hofft er auf eine rasche Einigung.