Rebellen in äthiopischer Region Tigray greifen wieder an
Die äthiopische Regierung hatte vor zwei Wochen eine einseitige Waffenruhe im Tigray-Konflikt ausgerufen, nachdem die Rebellen in die Regionalhauptstadt Mekele einmarschiert waren. Nun nahmen die Aufständischen nach Angaben ihres Sprechers Getachew Reda den größten Teil des Südens von Tigray ein, einschließlich der Städte Alamata und Korem. Alamata ist die wichtigste Stadt in Süd-Tigray.
Getachew erklärte, die feindlichen Truppen würden auf ihrer Flucht von den Rebellen verfolgt, damit sie sich nicht neu gruppieren könnten. Nach Angaben des Rebellensprechers wurde auch im Westen Tigrays gekämpft.
Der Süden und Westen der Region wurde bisher von den Streitkräften der benachbarten äthiopischen Region Amhara kontrolliert, die die Regierung im Konflikt mit den Aufständischen unterstützen.
Die Berichte über Gebietseroberungen sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen, da sämtliche Kommunikationswege in Tigray unterbrochen sind. Das äthiopische Militär ließ eine AFP-Anfrage zu den jüngsten Kämpfen zunächst unbeantwortet.
Aus UN-Kreisen verlautete, nahe der Stadt Emba Madre im Westen von Tigray sei Artilleriefeuer zu hören gewesen. Kämpfe gab es demnach auch in der 13 Kilometer von Emba Madre entfernten Gegend von Mai Tsebri. Ebenso gab es im Flüchtlingslager Mai Aini nach Angaben von humanitären Helfern Gefechte zwischen Rebellen und Amhara-Kräften. Einige Bewohner seien aus dem Camp geflüchtet.
Bis Dienstagmittag waren die Kämpfe in dem Lager aber anscheinend abgeebbt, wie es von Seiten der Hilfsorganisationen hieß. Über mögliche Tote in dem Camp lagen zunächst keine Angaben vor. In dem Lager wohnen Flüchtlinge aus dem benachbarten Eritrea.
Der UN-Menschenrechtsrat zeigte sich besorgt über die massiven Gewalttaten in Tigray in den vergangenen Monaten, darunter die Tötung zahlreicher Zivilisten und sexuelle Gewalt. Das Gremium prangerte insbesondere die Einmischung von Truppen aus Eritrea in den Konflikt an. Die Soldaten aus dem Nachbarland hätten gegen das Völkerrecht verstoßen und "den Konflikt verschärft".
Die mit der äthiopischen Regierung verbündeten Streitkräfte von Eritrea werden für Gewaltexzesse in Tigray und zahlreiche zivile Opfer verantwortlich gemacht.
Äthiopische Regierungstruppen hatten im November die in Tigray regierende TPLF angegriffen. Ministerpräsident Abiy Ahmed, der 2019 den Friedensnobelpreis erhalten hatte, begründete den international umstrittenen Einmarsch damit, dass Aufständische zuvor Militärbasen angegriffen hätten.
Kurz darauf erklärte er die TPLF für besiegt. Doch die Kämpfe gingen weiter. Ende Juni verkündete die Regierung in Addis Abeba dann die einseitige Waffenruhe.
Zusammenfassung
- Die Aufständischen in der äthiopischen Krisenregion Tigray haben nach eigenen Angaben eine neue Offensive gestartet und dabei die wichtige Stadt Alamata eingenommen.
- Kämpfe gab es nach Angaben von humanitären Helfern auch in einem Flüchtlingslager in West-Tigray.
- Das äthiopische Militär ließ eine AFP-Anfrage zu den jüngsten Kämpfen zunächst unbeantwortet.
- Äthiopische Regierungstruppen hatten im November die in Tigray regierende TPLF angegriffen.