APA/APA/AFP/ANDREAS SOLARO

Papst nach umstrittener Ukraine-Äußerung: Krieg ist Wahnsinn

Nach heftiger Kritik an seiner Äußerung zum Hissen der "weißen Flagge" im Ukraine-Krieg hat sich Papst Franziskus nicht zu der Kontroverse erklärt. Bei der traditionellen Generalaudienz am Mittwoch rief das Oberhaupt der katholischen Kirche allgemein zum Gebet gegen Krieg auf. "Beten wir zum Herrn, dass er uns die Gnade schenke, diesen Wahnsinn des Krieges zu überwinden, der immer eine Niederlage ist", sagte der Pontifex vor zahlreichen Gläubigen auf dem Petersplatz.

Äußerungen des 87-Jährigen in einem Interview des Schweizer Fernsehens lösten jüngst weltweit massiven Widerspruch aus. Dort sagte er: "Wenn man sieht, dass man besiegt ist, dass es nicht gut läuft, muss man den Mut haben, zu verhandeln." Angesprochen auf Forderungen nach "Mut zur Kapitulation, zur weißen Fahne" antwortete er: "Das ist eine Frage der Sichtweise. Aber ich denke, dass derjenige stärker ist, der die Situation erkennt, der an das Volk denkt, der den Mut der weißen Fahne hat, zu verhandeln."

Mit Spannung wurde erwartet, ob Franziskus seine Worte in der Generalaudienz klarstellen oder erklären würde. Nach internationaler Kritik versuchte der Heilige Stuhl in den vergangenen Tagen, die Papst-Äußerungen zurechtzurücken. Vatikan-Sprecher Matteo Bruni widersprach etwa Darstellungen, der Papst habe die Ukraine zur Kapitulation aufgefordert.

Am Mittwoch erzählte Franziskus davon, dass man ihm den Rosenkranz eines jungen Soldaten gegeben habe, der an der Front gestorben sei. "Viele junge Menschen, viele junge Menschen sterben", sagte er sichtlich berührt und rief dann zum Gebet gegen Krieg auf. Erneut ließ Franziskus wegen seiner anhaltenden Erkrankung der Atemwege seine Ansprache von einem Mitarbeiter vorlesen. Erst zum Ende ergriff er das Wort, musste allerdings wegen Hustens kurze Pausen einlegen.

Als erster Außenminister eines NATO-Mitgliedsstaats verteidigte Antonio Tajani die Worte des Heiligen Vaters. Im Fernsehsender "La7" sagte der italienische Außenminister Mittwochvormittag: "Ich glaube, der Papst hat als Papst gesprochen und eine Friedensbotschaft verkündet." Tajani sagte laut Kathpress weiter: "Ich glaube, dass seine Botschaft darauf abzielte, die beteiligten Parteien dazu zu drängen, sich für den Frieden einzusetzen." Es sei geklärt worden, dass der Papst für den Frieden eingetreten sei und sich nicht auf die Seite Russlands geschlagen habe. Im Übrigen sei Franziskus geistlicher Führer aller Katholiken weltweit und kein Politiker.

Tajani ist Parteivorsitzender der nationalliberalen Partei "Forza Italia", die an der Mitte-Rechts-Koalition der Regierung unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni beteiligt ist. In der Außenpolitik hat es in den vergangenen Jahren immer wieder informelle und organisatorische Kooperationen zwischen dem Heiligen Stuhl und Italien gegeben.

ribbon Zusammenfassung
  • Nach weltweiter Kritik an seinen Aussagen über das Hissen der 'weißen Flagge' im Ukraine-Krieg, hat Papst Franziskus bei der Generalaudienz zum Gebet gegen den Krieg aufgerufen und die Wichtigkeit des Friedens betont.
  • Vatikan-Sprecher Matteo Bruni widerspricht Darstellungen, der Papst habe zur Kapitulation aufgefordert und stellt klar, dass es um die Erkenntnis der Situation und den Mut zur Verhandlung ging.
  • Papst Franziskus zeigt sich sichtlich bewegt von der Geschichte eines jungen, an der Front verstorbenen Soldaten und betont das Leid, das der Krieg verursacht, während er trotz Atemwegserkrankung die Ansprache hält.