ÖGB will Arbeitszeit-Verkürzung durchsetzen
Katzian hielt am Mittwoch seine programmatischen Rede im Rahmen des Bundeskongresses in Wien. Stehende Ovationen hatte es davor für den ukrainischen Gewerkschaftsführer Grygorii Osovyi gegeben, der die Veranstaltung besuchte.
Der zweite Tag des Kongresses hat das Programm für die kommenden fünf Jahre als Schwerpunkt. Die aus seiner Sicht wichtigsten Punkte wurden von Katzian erläutert. Ganz an die Spitze stellte er dabei die Forderung, die Verhinderung einer Betriebsratswahl mit dem Strafrecht zu bedrohen.
Demokratisierung der EU
Im Fokus Katzians, der zuletzt zum Präsidenten des Europäischen Gewerkschaftsbunds gewählt wurde, stand auch die EU. Es brauche eine stärkere Demokratisierung, eine Gegenbewegung zu autoritären Tendenzen. Was die Erweiterung der Union angeht, verlangte Katzian, dass die Entscheidung über einen Beitritt nicht nur auf Basis wirtschaftlicher Kriterien entschieden werde, sondern auch auf Basis von Gewerkschaftsrechten und Sozialstandards.
Beim Reizthema Arbeitszeit-Verkürzung hat der Gewerkschaftsbund darauf verzichtet, eine konkrete Zahl in sein Programm zu schreiben, das am Donnerstag abgestimmt wird. Die Zielrichtung ist für Katzian aber klar. In einer Zeit, wo die Digitalisierung noch nicht abgeschlossen und die Produktivität explodiert sei, werde man keine Gewerkschaft finden, die keine Verkürzung der Arbeitszeit wolle.
Am Tapet bleibt auch der gewerkschaftliche Wunsch nach einem kollektivvertraglichen Mindestlohn von 2.000 Euro. Dies sei auch ein Kampf gegen Armut und Armutsgefährdung.
Ukrainischer Gewerkschaftsführer schilderte Situation
Katzian warb indirekt auch um Vertrauen für seine Wahl, die gemeinsam mit jener des Vorstands am Donnerstag in Szene geht. Es habe immer wieder hitzige Diskussionen gegeben, auch zwischen den Fraktionen und es tue ihm leid, sollte er jemanden beleidigt haben: "Aber es war nie meine Absicht."
Am Beginn des zweiten Kongress-Tages hatte Osovyi die Situation in seinem von Russland überfallenen Land geschildert und auch die Auswirkungen auf die Gewerkschaft dargestellt. Viele Tausende Mitglieder habe man verloren und die, die dabei geblieben seien, seien oft nicht in der Lage ihre Beiträge zu bezahlen. Der Aggressor Russland schrecke vor nichts zurück, um die Ukraine zu zerstören.
Katzian nannte es unvorstellbar, während eines Krieges Gewerkschaftsarbeit zu machen und bekundete die Solidarität des ÖGB: "Wir stehen klar auf Seiten der Ukrainerinnen und Ukrainer und wir fordern, dass Russland diesen Kriegen beenden und seine Truppen vom Gebiet der Ukraine zurückziehen muss."
Zusammenfassung
- Der ÖGB beharrt auf einer Verkürzung der Arbeitszeit: "Wir werden das selbstverständlich vorantreiben, seriös diskutieren und durchsetzen", meinte Präsident Wolfgang Katzian.
- Am Tapet bleibt auch der gewerkschaftliche Wunsch nach einem kollektivvertraglichen Mindestlohn von 2.000 Euro. Dies sei auch ein Kampf gegen Armut und Armutsgefährdung.