Spionage-Fall Ott: Tipps für Attentate am Handy
Laut der Festnahme-Anordnung, über die der "Falter" am Mittwochabend berichtete, hat der Kärntner "systematisch nicht für die Öffentlichkeit bestimmte geheime Tatsachen und Erkenntnisse, sowie personenbezogene Daten aus polizeilichen Datenbanken zum Zweck der Übermittlung an Jan Marsalek und an unbekannte Vertreter der russischen Behörden gesammelt".
Russische Regimegegner ausspioniert?
Unter dem Vorwand, Extremisten zu beobachten, habe Ott in Wahrheit im Auftrag Russlands Regimegegner ausspioniert, die in Europa Schutz suchten, mutmaßt die Staatsanwaltschaft. Dabei handelt es sich laut dem Bericht etwa um einen ehemaligen Mitarbeiter des russischen Geheimdiensts FSB, der in Montenegro Asyl erhalten hatte.
Auch ein russischer Geschäftsmann, der in Großbritannien lebte, sei Zielperson gewesen. Gleiches gilt für ein Mitglied der Wahlkommission der Stadt Moskau. Für Russlands Geheimdienst FSB dürfte Ott die Daten, Adressen und andere intime Informationen dieser Putin-Gegner organisiert haben. "Dieser Fall", sagte ein Informant, der dem "Falter" die Gerichtsdokumente übergab, "ist so widerwärtig, wie kaum ein anderer".
In Verbindung mit Ott steht auch der ehemalige Wirecard-Spitzenmanager Marsalek, der mit Hilfe Moskaus untergetaucht sein dürfte.
Anleitung zu Attentaten am Handy
Nicht nur das, Ott soll im Hintergrund auch versucht haben, einen neuen Geheimdienst aufzubauen. Laut Chats habe er das im Außenamt der damaligen Außenministerin Karin Kneissl, die mittlerweile nach Russland ausgewandert ist, getan.
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Auf Otts Handy fanden die Ermittler laut "Falter" auch die Formel für das Nervengift Nowitschok. Zudem hat Ott auch eine "Fehleranalyse und Verbesserungsvorschläge" zur reibungslosen Abwicklung von Attentaten auf Putin-Kritiker erarbeitet. Dabei habe es sich nur um "Spielereien" gehandelt, so Ott.
https://twitter.com/florianklenk/status/1775756342147367107
Gridling weist Vorwürfe zurück
Der vormalige Leiter des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) Peter Gridling weist indes Vorwürfe im Zusammenhang mit der vermeintlichen Spionagetätigkeit seines ehemaligen Mitarbeiters Ott zurück. Am Donnerstag betonte er sowohl im Ö1-"Morgenjournal" als auch in der "ZiB2", dass man schon bei den ersten Verdachtsmomenten reagiert habe.
Damals 2017 sei das Substrat aber noch "sehr dünn" gewesen. Immerhin habe es Belege gegeben, dass Ott klassifizierte Dokumente auf seinen privaten Account überspielt habe. Damit sei eine neuerliche Sicherheitsprüfung möglich gewesen, in deren Folge Ott nicht mehr für das BVT tätig sein habe können. Das bedeute, dass man im ersten belastbaren Moment Konsequenzen gezogen und Ott entfernt habe, so Gridling in der "ZiB2".
Für Russland spioniert: BVT-Festnahme schlägt hohe Wellen
Zusammenfassung
- Die Spionage-Affäre um den ehemaligen Staatsschützer Egisto Ott weist Richtung Moskau.
- Ott soll "systematisch nicht für die Öffentlichkeit bestimmte geheime Tatsachen und Erkenntnisse, sowie Daten aus polizeilichen Datenbanken zum Zweck der Übermittlung an Jan Marsalek und an unbekannte Vertreter der russischen Behörden gesammelt" haben.
- Unter dem Vorwand, Extremisten zu beobachten, habe Ott in Wahrheit im Auftrag Russlands Regimegegner ausspioniert, die in Europa Schutz suchten, mutmaßt die Staatsanwaltschaft
- Der ehemalige BVT-Chef Peter Gridling weist Verbindungen zu Ots Tätigkeiten zurück und betont, bereits bei ersten Verdachtsmomenten 2017 reagiert und Ott vom Dienst entfernt zu haben.