Kiew meldet weitere Erfolge bei laufender Gegenoffensive
In keinem Bereich sei die Ukraine erfolgreich gewesen, ihre Truppen hätten große Verluste hinnehmen müssen, sagte er bei einem Treffen mit Militärberichterstattern in Moskau am Dienstag. Er gehe davon aus, dass die ukrainische Armee bei der Offensive bis zu 30 Prozent der vom Westen gelieferten Kampffahrzeuge verloren habe, so Putin. Die Verluste der Ukraine seien zehn Mal so hoch wie auf russischer Seite. Nach seinen Angaben haben russische Einheiten 50 Panzer in den Kämpfen verloren, die Ukrainer dagegen über 160. Eine Verhängung des Kriegsrechts in Russland oder eine neue Mobilmachung bezeichnete Putin als nicht nötig.
Aus dem russischen Verteidigungsministerium hieß es, die ukrainischen Angriffe bei Bachmut seien erfolgreich abgewehrt worden. Die Angaben beider Kriegsparteien sind oft zunächst nicht unabhängig überprüfbar. Allerdings haben auch internationale Experten der Ukraine bereits lokale Erfolge bei ihrer Gegenoffensive bescheinigt. Insbesondere die russische Seite wiederum fiel in dem bereits seit mehr als 15 Monaten andauernden Angriffskrieg immer wieder durch militärische Falschaussagen auf.
Bei einem Raketenangriff auf die südöstliche Großstadt Krywyj Rih wurde Dienstag früh ein fünfstöckiges Wohnhaus getroffen. Dabei seien mindestens elf Menschen getötet worden, wie der Militärgouverneur des Gebiets Dnipropetrowsk, Serhij Lyssak, mitteilte. Weitere 28 Menschen wurden demnach verletzt. Die Suche nach verschütteten Bewohnern sei mittlerweile abgeschlossen.
"Mein Beileid gilt allen, die ihre Liebsten verloren haben! Den Terroristen wird niemals vergeben werden und sie werden für jede Rakete, die sie abfeuern, zur Verantwortung gezogen", kommentierte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf Telegram den Angriff mit Marschflugkörpern auf seine Heimatstadt.
Beim Beschuss der Ortschaft Biloserka in der südukrainischen Oblast Cherson ist nach ukrainischen Angaben ein Priester getötet worden. Artilleriefeuer habe den Innenhof einer Kirche getroffen, teilt der Leiter des Präsidialamtes, Andrij Jermak, auf Telegram mit. Der 72 Jahre alte Geistliche sei ums Leben gekommen, zudem sei eine 76-jährige Frau verletzt worden. Durch den Beschuss seien vier Wohngebäude, das Postamt, Verwaltungsgebäude, der zentrale Platz und kritische Infrastruktur beschädigt worden.
Ein am Dienstag vom russischen Verteidigungsministerium veröffentlichtes Video soll die "Erbeutung" von jeweils zwei Leopard-Kampfpanzern und Bradley-Schützenpanzern beweisen. "Das sind unsere Trophäen", kommentierte das Moskauer Ministerium das auf ihrem Telegram-Kanal veröffentlichte Video.
Wann die Aufnahmen, die von einem Frontabschnitt in der Region Saporischschja stammen sollen, aufgenommen wurden, ließ sich jedoch nicht überprüfen. Die Panzer in dem Video schienen nur leicht beschädigt zu sein. Bei einem der Leopard-Panzer lief der Motor. In der Umgebung lagen die Leichen mehrerer mutmaßlich ukrainischer Soldaten. Bereits am Montag hatten russische Militärblogger von drei zerstörten Leopard-Panzern aus finnischer Produktion berichtet, was Faktenchecker einer finnischen Tageszeitung als glaubwürdig betrachteten.
Auch aus Russland gibt es Meldungen über Angriffe der Gegenseite. So sollen Dienstag früh Dörfer in der russischen Oblast Kursk beschossen worden sein. Mehrere Häuser seien beschädigt worden, zwei hätten Feuer gefangen, teilte der Gouverneur von Kursk, Roman Starowojt, auf Telegram mit. Die Gas- und Stromversorgung sei unterbrochen worden. Betroffen seien die Dörfer Tjorkino und Gluschkowo, die nahe der Grenze zur Ukraine lägen. Über mögliche Opfer gab es zunächst keine Angaben. Die Ukraine bekennt sich so gut wie nie zu Angriffen innerhalb Russlands oder auf von Russland kontrolliertem ukrainischem Territorium.
In dem russischen Oblast Krasnodar war Dienstag früh ein Feuer in einer Ölraffinerie ausgebrochen. Der Brand konnte eingedämmt und gelöscht werden, berichtete die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Brandursache soll einmal mehr ein "technischer Fehler" gewesen sein. Ölraffinerien und Energieanlagen im an die Ukraine grenzenden südlichen Russland waren in den vergangenen Monaten häufiger Ziel von Drohnenangriffen.
Der Chef der Wagner-Söldner, Jewgeni Prigoschin, hält es indes für ungewiss, dass seine Einheiten in der Ukraine bleiben werden. Er sei "nicht sicher", ob Wagner nach der Einnahme von Bachmut im Land bleiben werde, sagt Prigoschin. Wagner-Söldner waren in der Vergangenheit auch in Afrika und im Nahen Osten aktiv und haben dort noch immer einige Verträge. Die Wagner-Söldner haben in der monatelangen und verlustreichen Schlacht eine wichtige Rolle für das russische Militär gespielt.
Zusammenfassung
- Die Ukraine hat bei ihrer Gegenoffensive eigenen Angaben zufolge erneut kleinere Geländegewinne erzielt.
- Im östlichen Gebiet Donezk sei die ukrainische Armee an verschiedenen Stellen um 200 bis 250 Meter vorgerückt, teilte Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar am Dienstag mit.
- Allerdings haben auch internationale Experten der Ukraine bereits lokale Erfolge bei ihrer Gegenoffensive bescheinigt.
- Bei einem der Leopard-Panzer lief der Motor.